Horst Meyer wird als herausragender Ruder-Olympiasieger und vielseitige Persönlichkeit dargestellt, die in verschiedenen Lebensbereichen bedeutende Erfolge erzielte. Seine sportliche Karriere hat ihn in die Annalen der Sportgeschichte katapultiert. Neben seinen sportlichen Leistungen war er auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, der zwischen der olympischen Welt und einer gespaltenen ökonomisch-politischen Realität lebte. Meyer strebte stets danach, in seinen Unternehmungen einen menschlichen und gerechten Weg durch die Herausforderungen zu finden, die ihm begegneten.
Sven Güldenpfennig Livres






Was wir dem Sport schulden
Vom Umgang mit einem verletzlichen Kulturgut
Der Sportdiskurs wird seit jeher dominiert von der Annahme, dass der Sport der Gesellschaft etwas schulde, das über sein bloßes Stattfinden hinausreicht. Nur so sei sein Existenzrecht zu begründen. Dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeit wird in diesem Band erneut widersprochen. Damit der Sport als ein verletzliches Kulturgut seine unverwechselbare und durch nichts ersetzbare Leistung erbringen kann, schulden umgekehrt wir, die Gesellschaft, ihm die Bereitstellung der dafür erforderlichen materiellen und ideellen Ressourcen. Den Fragen, wie vieles von dem, was wir dem Sport schulden, theoretisch begründet und praktisch befolgt und wie diese Herausforderung verfehlt werden kann und tatsächlich immer wieder verfehlt wird, gelten die Studien dieses Buches. Die Studien sind im Stil einer meinungsfreudigen Urteilsbildung gehalten und wenden sich folgenden Themen zu: Zwischenbilanz des "Sport-Corona-Jahres" 2020/21; Sport mit seinen freiwilligen Verzichtspraktiken als Übungsfeld für die Idee eines nachhaltigen Minimalismus; Donald Trump als Verräter der Sportidee; Black Lives Matter als Lehrstück für Begegnungen zwischen Sport und Politik; Porträt der US-Olympiasieger im Ruder-Achter von Berlin 1936..
Sportphilosophie
Einführung
Alle reden uber Sport. Jeder etwas anderes. Diese Unklarheit behindert einen sinngerechten praktischen, padagogischen, administrativen, okonomischen und politischen Umgang mit ihm. Eine Philosophie des Sports hat hier Aufraum-, das heisst Aufklarungsarbeit zu leisten. Das bedeutet zuerst, einen gehaltvollen Begriff von Sport zu entwerfen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Sport im engen Sinne als einem Kulturgut und Sport im weiten Sinne als einem Sozialgut. Dieser doppelte Eigensinn der Sportidee und die Gewahrleistung ihrer Wurde und Autonomie mussen im Zentrum jeden Handelns in diesem Feld stehen. Sie bestimmen und begrenzen seinen Eigenwert und sein Eigenrecht. Damit schreibt er allen im Sport Handelnden vor, was hier praktisch, padagogisch, okonomisch, rechtlich und politisch zulassig ist und was nicht.
Sportpolitik ist Politik für den Sport
Begründen - Rühmen - Kritisieren: Impressionen zum angemessenen Umgang mit dem Sport
Sport: Kunst oder Leben?
- 235pages
- 9 heures de lecture
Das Buch setzt die Rekonstruktion und Rehabilitation der kulturellen Sinnstruktur des Sports fort, die in 'Sport: Autonomie und Krise (1996) begonnen worden ist. Die eigenständige Stellung des Sports im Konzert der Künste entsteht primär durch die Differenzen, mit denen er sich von seinen natürlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Umwelten unterscheidet. Demgegenüber betonen die wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurse zumeist primär Gemeinsamkeiten, die ihn mit diesen Umwelten verbinden. Die Antwort auf die Frage, ob die Welt des Sports ihren eigenständigen Sinn primär als Teil der 'Kunst' oder als Teil des außerästhetischen 'Lebens' aufbaut, widerspricht also dem Mainstream in diesen Diskursen. So entsteht das Bild einer Sportsoziologie als Kulturwissenschaft. Die Rekonstruktion des Sports als das Andere und Eigene, als eine ästhetische Erscheinung, ist die spezifische Leistung dieser Soziologie für die Sportwissenschaft. Sportphilosophische und -wissenschaftliche Diagnosen ohne einen solcherart ausdifferenzierten Sportbegriff verlieren sich demgegenüber im Beliebigen. Im Mittelpunkt der acht eigenständigen Studien dieses Buches steht der Eigensinn sportlichen Leistens.
Der Sport wird beschrieben als ein kulturelles Konstrukt der Moderne, entstanden durch Traditionsbruch gegenüber vormodernen Formen der Bewegungskultur. Durch Abgrenzung gegenüber anderen, auch körper- und bewegungsakzentuierten, Sphären der Gegenwartskultur und -gesellschaft entsteht er in jedem einzelnen sportlichen Ereignis neu. Das Buch entwirft eine Deutung des Sports aus der Autonomie seiner kulturellen Sinnstruktur ('Text' und 'Texte) und seiner institutionellen Bedingungs-, Organisations- und Wirkungsstruktur ('Kontexte). Maßgebliche Elemente seiner Sinnstruktur begründen seinen gleichrangigen Platz unter den Künsten. Aktuelle Krisenerscheinungen des Sports sind durchweg mit Fehlverständnissen und Beschränkungen seiner Autonomie auf der kulturellen Ebene verbunden; sie können folglich auch nur durch Wiederherstellung dieser Autonomie gelöst werden. Das Buch entwirft einen Rahmen für die Reformulierung der Sportsoziologie als Krisenwissenschaft und als Integrationsdisziplin einer verantworteten Sportwissenschaft. Es enthält, verborgen und geläutert durch die abstrakte Sprache wissenschaftlicher Auseinandersetzung, eine zuweilen melancholische, zuweilen zornige Liebeserklärung an den Sport.
Verteidigung des Sports - trotz alledem und alledem
Zur Selbstbehauptung gegen Gefährdungen seiner Idee von innen und außen
Die Verteidigung in Strafprozessen muss nicht überzeugt sein von der Unschuld ihrer Mandanten und trotzdem ihren Job machen: Verteidigung von deren legitimen Rechten. In ähnlicher Lage befindet sich, wer überzeugt ist, für der menschlichen Welt unverzichtbare Güter eintreten zu sollen, obwohl deren helle Seite unverkennbar auch dunkle Rückseiten aufweist. Der Sport ist ein solches Gut. Ein Kulturgut, das zwar von Millionen hoch engagierter Akteure immer aufs Neue geschaffen wird, aber unter dem kritischen Blick der Öffentlichkeit oft als eine Ruine seiner einst hehren Verheißungen dazustehen scheint. Kritische Wachsamkeit und Entschlossenheit, kritikwürdige Umstände nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern zu benennen und zu ändern, sind Errungenschaften zivilisierter Gesellschaften. Die Legitimität ihres Einsatzes aber ist geknüpft an Bedingungen wie Aufrichtigkeit und Verhältnismäßigkeit. Kritisieren steht in einem Bedingungsgefüge mit den vorangehenden Schritten Begründen und Rühmen sowie mit dem folgenden pragmatischen Schritt namens Verantworten. Um dieses Bedingungsgefüge geht es in den Studien dieses Bandes. Sie untersuchen den Zusammenhang zwischen dem grundlegenden kulturellen Eigensinn der Sportidee und situativen politischen Interventionen in deren konkrete Ereignisse anhand der Beispiele Ukraine-Krieg, Fußball-WM in Qatar, sportpolitische „Institutionen“ wie Walther Tröger und LandesSportBund Niedersachsen, Arbeitersport, Lauf-, Rad- und Wasserballsport. Den Abschluss bildet eine Gesamtbilanz von 20 Bänden der Reihe „Sport als Kultur. Studien zum Sinn des Sports“, mit denen eine eigene Stimme im vielstimmigen und oft kakophonen Chor der Sportwissenschaft und Sportpolitik hörbar gemacht wurde.
Im Fokus sportpolitischer Aufklärung
Spurensuche von 1968 bis 2018
„1968“ ist im Jubiläumsjahr ein zentrales Thema, dessen Auswirkungen bis ins Jahr 2018 spürbar sind, auch im Sport. Der kritische Impuls der „Farbe Rot“ bleibt in den Studien dieses Buches und der gesamten Schriftenreihe erhalten. Viele anfängliche Gewissheiten mussten jedoch zugunsten besser begründeter sportpolitischer Einsichten überdacht werden. Aufklärung lebt nicht von Gewissheiten, sondern von Zweifeln und Meinungsstreit. In Zeiten von daten- und gentechnischen Revolutionen stellen sich viele Fragen neu. Das Buch untersucht, was 1968 für den Sport bedeutete, beleuchtet die Rolle der Leistung und das gewerkschaftliche Engagement im Sport sowie das Potenzial des Sports als Friedensmacht. Es bietet auch einen Blick auf die Olympischen Winterspiele in PyeongChang und die Fußball-WM in Russland, um die sportpolitische Chronologie von Großereignissen fortzusetzen. Zudem wird der Konservatismus der Sportidee verteidigt, es erfolgt eine Widerrede gegen den Mythos der politischen Allmacht des Sports am Beispiel des frühen DFB, und ein Epi-Dia-Log zu den theoretischen Grundlagen sportpolitischen Redens und Handelns rundet den Band ab.
Fundamentalismen bedrohen den Sport
Sport als Spielball mächtiger außersportlicher Interessen
„Fundamentalismus“ ist ein zentraler Begriff der gegenwärtigen Weltpolitik, der oft mit gewaltbereitem religiösen Fanatismus assoziiert wird. In diesem Kontext wird der Begriff jedoch erweitert, um die Bedrohungen für den Sport zu erfassen. Es wird argumentiert, dass fundamentalistische Ansprüche die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Sinnfeldern aufheben und damit nicht nur den Sport, sondern auch die menschenwürdige Gestaltung der Welt gefährden. Der Band untersucht diese Thematik eingehender und beleuchtet die Spannungen zwischen der Autonomie des Sports als Kulturgut und den Versuchen, ihn für externe Zwecke zu instrumentalisieren. Ein Beispiel für eine „fundamentalismus-resistente Gegenwelt“ wird in der kommunalen Kulturpolitik des Sports gegeben. Zudem wird die gängige Annahme, dass im Sport eine Verpflichtung zu politisch korrekten Stellungnahmen besteht, als unbegründet zurückgewiesen. Die Jubiläen von „1917“ und „1517“ werden als bedeutende Punkte in der sportpolitischen Geschichte hervorgehoben. Des Weiteren wird aufgezeigt, wie im „nördlichen Ost-West-Konflikt“ politischer und im „südlichen Ost-West-Konflikt“ religiöser Fundamentalismus die Entwicklung des Sports behindern. Abschließend wird das Gesamtbild des Kampfes skizziert, den der Sport gegen diese inneren und äußeren Bedrohungen führen muss.