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Am Schicksal des Fremdenführers Ulrich Martens, der in seinem Bus die ganze Welt zu Gast hat, stellt Siegfried Lenz die Geschichte eines Verlustes dar, der jeden von uns eines Tages treffen könnte: des Verlustes der Sprache. Es geht ihm darum, aufzuzeigen, welche Folgen eine plötzliche, wehrlose Stummheit haben kann: das Verhältnis zur Welt zerbricht, die Beziehung selbst zu den nächsten Freunden wird auf eine besondere Probe gestellt. Der Autor erkundet einen Zustand, der in unserer alltäglichen Lebenserfahrung kaum vorgesehen ist: den Zustand der Sprachlosigkeit; und dabei zeigt sich, daß mit dem Verlust der Sprache auch die Welt - die mit Wörtern erfaßbare Umwelt - verlorengeht. Die Beschreibung der mannigfachen Probleme, die sich bei der Wiedereroberung von Wörtern und Begriffen einstellen, ist zugleich die Demonstration einer neuen Selbstbegründung. Dies ist ein Roman, den man nicht gelassen, nicht aus sicherer Distanz lesen kann. Es ist vielmehr ein Buch, das in der Eindringlichkeit seiner Diktion den Leser unmittelbar betrifft und betroffen macht, das ihn angeht und zur Stellungnahme herausfordert. Die Betroffenheit, die es in ihm auslöst, hat zugleich die Funktion eines Spiegels: in dem Versuch, sich mit den handelnden Personen des Romans zu identifizieren, ihrem Verhalten in Billigung oder Ablehnung zu folgen, sieht der betroffene Leser sich selbst.
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Der Verlust, Siegfried Lenz
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- 1987
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