Umstrittene Bürgerschaft
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Toleranz als Stadtgespräch" heißt ein Weg, der zugleich ein Ziel ist. Dieser bürgerschaftliche Weg verknüpft die Offenheit des Dialoges mit der Verbindlichkeit von Werten des Zusammenlebens.






Toleranz als Stadtgespräch" heißt ein Weg, der zugleich ein Ziel ist. Dieser bürgerschaftliche Weg verknüpft die Offenheit des Dialoges mit der Verbindlichkeit von Werten des Zusammenlebens.
Die Entwicklung hin zur Agglomeration, die das Gesicht unserer Gesellschaften so massiv verändert hat, ist weder sozial noch kulturell noch politisch bewältigt. Es ist geradezu ein Gegensatz 'Zersiedelung' versus 'Stadt' entstanden. In diese Bresche springt das Thema 'Stadtregion', das hier zu vertiefen ist. Zu den Folgewirkungen der Suburbanisierung gibt es inzwischen 'Gegenbewegungen' nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, dem klassischen Land der 'Suburbs'. Aus Agglomerationen sollen wieder Städte mit Profil und Ambition werden. Einleitung und Schluss der Herausgeber diskutieren die strategischen Visionen, die heute mit Stadtregionen verbunden werden. Sie stellen die behandelten Beispiele in die Perspektive einer aufgeschlossenen politischen Theorie des Weltortes Stadt, in der Lokalität, Regionalität und Globalität verknüpft sind. Dafür sind alle weltvermittelnden Sinne der (identitären) Orts-Stadt wie der (funktionalen) Raum-Stadt gefordert. Die heutige Agenda der Stadt erfordert eine neue Generation zivilen Handelns.
Nachdem im Winter 2015/2016 dank des freiwilligen Einsatzes von Vielen für eine Millionen Flüchtlinge warme Unterkünfte und eine erste Notversorgung gewährleistet werden konnte, geht es nun in einem zweiten Schritt um die langwierigen Aufgaben der Integration. Diese brauchen viele Hände und Köpfe, Geld, Zeit und Geduld. Die immer wieder herausgeforderte Integrationsbereitschaft auf beiden Seiten ist Voraussetzung für Weiteres. Darunter sind langjährige Prozesse der Identifikation und Identität, wodurch sich Deutschland nicht abschaffen, aber verändern wird. Die Debatte darüber ist selber Teil des Prozesses. Anstelle bloßer Moralisierung und Etikettierung, die florieren, sind kreativer Pragmatismus und demokratische Konfliktfähigkeit gefragt. Dies wiederum setzt eine bestimmte praktische Philosophie und politische Theorie voraus, die themen-, problem- und prozessorientiert arbeitet. Sie begreift politische Rationalität als Problemlösungshandeln. Dafür werden im ersten Teil der vorliegenden Broschüre einige Hinweise und Anregungen gegeben, damit der Übergang von der Willkommenskultur zur demokratischen Alltagskultur gelingt. Im zweiten Teil der Broschüre geht es ganz pragmatisch um direkte, schnelle und einfache Hilfe. Es stellte sich 2015 heraus, dass es an einer digitalen Vernetzung der Akteure im Bereich der Flüchtlingshilfe mangelt. Das Portal HelpTo.DE, das am 7. Oktober 2015 online ging, will deshalb Flüchtlinge mit Initiativen, engagierten Bürgern, Unternehmen, Organisationen und Kommunen verbinden. HelpTo verbreitete sich schnell über das Land Brandenburg hinaus und ist inzwischen mit 80 Portalen in 11 Bundesländern präsent. Es wächst von der Nothilfe zu einem Integrationsportal. Was es leisten kann, wird hier erstmals empirisch am Beispiel der Landeshauptstadt Potsdam analysiert.
Der 300. Geburtstag von Friedrich II. im Jahr 2012 wird in Brandenburg und Potsdam mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gefeiert, die sich intensiv mit seinem Leben und Wirken auseinandersetzen. Diese Feierlichkeiten bieten eine umfassende Auseinandersetzung mit der historischen Bedeutung des Königs und seiner Einflüsse auf die Region.
Die Ressource Aufklärung zeigt, wie zivile Kräfte trotz unterschiedlicher Meinungen und Konflikte gemeinsam Lösungen für grundlegende Fragen des Zusammenlebens entwickeln können. Das Potsdamer Toleranzedikt von 2008 dient dabei als wichtiger Bezugspunkt und bietet zahlreiche Ansatzmöglichkeiten für einen offenen und fortlaufenden Dialog.
Die öffentliche Vorstellung von Thilo Sarrazins Thesen am 9. September 2010 in Potsdam löste eine hitzige Debatte über Integration und Vielfalt in Deutschland aus. Die Veranstaltung, die Polizeischutz benötigte, folgte einer intensiven Medienkampagne und offenbarte tief verwurzelte Ängste und Misstrauen innerhalb der Gesellschaft. Während Islamophobie und gesellschaftliche Spannungen zunehmen, fordern Migranten einen Dialog auf Augenhöhe, um echte Probleme anzugehen. Die Notwendigkeit von Toleranz und Zeit für Integration wird betont, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Die Analyse von Tugend, Terror und Ethik steht im Mittelpunkt von Heinz Klegers Werk, das als Antwort auf Tilo Sarrazins "Der neue Tugendterror" dient. Der Autor untersucht die ideengeschichtlichen Hintergründe dieser Begriffe und deren Einfluss auf die Debattenkultur in einer Demokratie, insbesondere im Kontext von politischem Populismus und Moralismus. Zudem wird die Rolle des Internets beleuchtet, das durch schnelle moralische Bewertungen und öffentliche Anprangerungen die Urteilsfähigkeit beeinträchtigen kann. Kleger erörtert, wie eine demokratische Tugendethik zur Selbstzivilisierung beitragen kann.
Normalität und Ausnahmezustand, Zivilgesellschaft und Solidarität, Bürgerbeteiligung und Demokratie
Gedankensplitter II beziehen sich auf die Jahre 2019 und 2020. Die Wahlen in Brandenburg 2019 bedeuten eine Zäsur: Die Sozialdemokratie ist nicht mehr die Brandenburgpartei, und die AfD ist zur stärksten Oppositionspartei geworden. Eine neue Regierungskoalition, die Kenia-Koalition, ist deshalb gebildet geworden. Nicht nur regional, auch im Hinblick auf die Bundestagswahl 2021 wird es spannend, die interne Entwicklung der staatstragenden Christ- und Sozialdemokratie sowie der neuen Grünen als Volkspartei zu verfolgen. Die Krisensteigerung 2020 mit der Corona-Krise führt außerdem dazu, dass wir nicht nur die Notstands- und Krisenbegriffe neu ordnen, sondern auch darüber nachdenken müssen, was Normalität und Ausnahmezustand generell bedeuten. In diesem Zusammenhang ist eine grundsätzliche Reflexion über Zivilgesellschaft, Staat, Solidarität, Bürgerbeteiligung und Demokratie nötig.
Das momentane Urteil fällt ambivalent aus: Das Projekt einer EU-Verfassung ist erfolgreich gescheitert. Das heißt: Das Ziel der deutschen Ratspräsidentschaft, eine substantielle Einigung über die Inhalte einer neuen Vertragsreform unter Beibehaltung der Grundzüge des Konventsentwurfs herbeizuführen, ist geglückt. Der europäische Verfassungsprozess wurde hingegen auf einen Reformprozess der bestehenden Verträge reduziert. Wir kritisieren den mangelnden Einbezug der Unionsbürgerschaft in das Ratifizierungsverfahren sowie die Uneinheitlichkeit dieser Verfahren (einmal Referendum, einmal nicht).