Friedrich von Matthisson (1761–1831) war einer der populärsten Schriftsteller um 1800, dessen umfangreiches Œuvre hohe Auflagen erreichte und von Komponisten wie Beethoven und Schubert vertont wurde. Trotz seines Erfolgs geriet Matthisson in die Kritik seiner Zeitgenossen, was zu seinem Ausschluss aus dem literarischen Kanon führte und ihn in Vergessenheit geraten ließ. Anlässlich seines 250. Geburtstags 2011 wurde eine Jahrestagung der Dessau-Wörlitz-Kommission am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) abgehalten, die sich erstmals wissenschaftlich mit Matthisson beschäftigte. Die Beiträge beleuchten sein literarisches Schaffen – von Lyrik über autobiografisches Schreiben bis hin zu Reiseliteratur – sowie seine Rolle als Mittler in literarisch-kulturellen Netzwerken, etwa als Herausgeber und Mitglied von Dichterkreisen. Wesentliche biographische Stationen, wie seine Zeit am Dessauer Philanthropin und als „Hofdichter“ in Stuttgart, geben Einblicke in seine Persönlichkeit. Auch sein Nachlass, Korrespondentennetzwerk und die Vertonungen seiner Gedichte werden thematisiert. Eine Auswahl von Schubert-Vertonungen ist auf einer beigelegten CD zu hören. Der Band ist ein bedeutender Beitrag zum regionalen Festjahr „Matthisson-Jahr 2011“.
Christian Eger Livres




Ostalgie: die Sehnsucht nach einer DDR, wie sie hätte gewesen sein können, wenn sie nicht die DDR gewesen wäre. Aber was war die DDR? Was das Jahr 1989? Diesen Fragen geht Christian Eger in seinem Buch nach. In neunzehn Stationen reist er durch die Landschaften des Vergessens. Erinnerungen, Erfahrungen, Ereignisse rücken neu in den Blick: die Staatsgesellschaft DDR, der vierte November 1989, das Ost-Entertainment, das Nachwendedeutschland. Im holländischen Doorn wird der Fluchtpalast Kaiser Wilhelms II. besichtigt, dessen Staat wie die DDR nach einem neunten November verschwand. War der Kaiser an allem schuld? Mittendrin kommen drei Schriftsteller zu Wort, deren Werk sich mit der DDR verbindet: Jurij Brezan zum Thema Unrechtsstaat, Hermann Kant zum 17. Juni 1953 und Stefan Heym erklärt, warum es ihm nicht gelingen will, einem Kind die DDR zu erklären. Christian Eger (Jahrgang 1966) ist Kulturredakteur der Mitteldeutschen Zeitung in Halle.
Fort, fort, der Südost fliegt gerade über Wörlitz!
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Es gibt um 1800 so viele Touristen wie Motive, um nach Wörlitz zu reisen. Erbauung lockt, Bildung und Amüsement. Kein Tag vergeht „ohne Rollwagen voll Fremder“. Jean Paul und Goethe, Novalis und Hölderlin, Tieck und Wackenroder: Sie alle sind Teilnehmer der großen Dessauer Garten-Wallfahrt, Liebhaber des grünen Open-Air-Salons, der von der „litterarischen Lage von Dessau“ profitiert. August Rode sieht „alle Stände vermischt lust-wandeln“. Carl August Boettiger lobt: „Man genoß doppelt, denn man genoß mit Hunderten“ – und nicht folgenlos. Lange Briefe entstehen, Tagebuchnotate, Reise- und Landschaftsbilder, Bekenntnisprosa und Stimmungslyrik für jedermann. Die schönsten Gartenstimmen versammelt dieses Lesebuch. Sichtbar wird: Die Wörlitzer Literatur-Touristen sind „Dilettanti“ im allein positiven Wortsinn des 18. Jahrhunderts – Liebhaber der Kunst und Kultur, Fluchtreisende oft, die Eindrücke schöpfen, um schöpfen zu können. „Hier ists iezt unendlich schön“, schreibt der junge Goethe an Charlotte von Stein.