Das im Koran verankerte Beratungsprinzip (sura) prägt seit Ende der 1960er Jahre die Diskussion über ein „islamisches System“ sui generis. Der Beratungsgedanke wurde bereits in der vormodernen islamischen Literatur in seinen unterschiedlichen Bedeutungen und Anwendungen erörtert und seit dem 19. Jahrhundert zum Nachweis der Vereinbarkeit von Demokratie und Islam instrumentalisiert. Die heutige Kontroverse zwischen vornehmlich sunnitischen Traditionalisten, Islamisten, Reformisten und Säkularisten läßt demgegenüber, trotz der zahlreichen Anleihen bei früheren Autoren, eine größere Meinungsvielfalt erkennen. Die vorliegende Publikation zeigt, und zwar erstmals auf breiter Quellenbasis, daß innerhalb der genannten vier idealtypischen Tendenzen kein Konsens besteht und daß sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Ansätze zur Lösung der Modernisierungsprobleme (Identität, Partizipation, Legitimität) abzeichnen. Die Beratungsidee ist, wie schon in der Vergangenheit, zumeist nicht mehr als ein beliebtes Legitimationsmittel.
Roswitha Badry Livres




Seit dem Umsturz am 1.9.1969 unter Führung von Mucammar al-Qaddafi zieht Libyen immer wieder die Aufmerksamkeit ausländischer Beobachter auf sich. Die vorliegende Dissertation versucht, unter Einbeziehung des ideellen und historischen Hintergrunds, die Entwicklung der «Dritten Universaltheorie» (DUT) nachzuzeichnen. Die Autorin möchte einen Beitrag leisten zum Verständnis für die spezifischen Probleme der islamischen Staaten und so Vorurteile abbauen helfen.
Der Sammelband basiert überwiegend auf den Vorträgen eines interdisziplinären Panels, das die Herausgeberinnen im Rahmen des XXX. Deutschen Orientalistentages Ende September 2007 in Freiburg im Breisgau durchgeführt haben. Die 16 Beiträge aus der Feder von Fachvertreterinnen und Fachvertretern verschiedener orientalistischer Disziplinen – der Islamwissenschaft (Raum Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten), Indologie /Südasienkunde und Sinologie/Japanologie – geben Einblick in diverse Facetten des Themas „Liebe, Sexualität, Ehe und Partnerschaft“. Auf der Basis von Quellentexten, Bildmaterial sowie empirischen Studien werden mythologische, ethische, literarische, medizinische, rechtliche, religiös-theologische sowie politisch-ideologische Aspekte und darin verankerte Paradigmen und Denkmuster beleuchtet. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich vom 2. Jahrtausend v. Chr. über das Mittelalter bis zur Neuzeit mit einem Schwerpunkt auf den weitreichenden Folgen von Modernisierung und Verwestlichung seit dem 19./20. Jahrhundert. Angesichts der zahlreichen parallelen Entwicklungen in den orientalischen Räumen wird das Desiderat einer transkulturellen orientalistischen Gender-Forschung deutlich, dem hier erstmals Rechnung getragen wurde.