Strategie und Politik der preußischen Regierung 1848 bis 1850/51
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Die preußische Regierung zwischen 1848 und 1851 verfolgte nicht nur die Unterdrückung von Aufständen, sondern setzte auch auf eine konstruktive Reformpolitik zur Etablierung einer konstitutionellen Monarchie. Nach der Niederlage im März 1848 strebte sie eine bürgerliche und reformadlige Lösung an, um die Revolution zu überwinden. Konrad Canis bietet in seinem Werk eine tiefgehende Analyse der politischen Akteure und deren Widersprüche, was zu einer differenzierteren Sicht auf Preußens Rolle in dieser Zeit führt und das Bild des Landes als reaktionär hinterfragt.
Österreich-Ungarn und das europäische Mächtesystem 1866/67–1914
Als ausgewiesener Kenner der Politik der europäischen Großmächte weist Konrad Canis erstmals umfassend nach, wie begrenzt die Handlungsspielräume waren, die Österreich-Ungarn zwischen der Schlacht von Königgrätz und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zur Verfügung standen. Mehr als jede andere Großmacht war die Doppelmonarchie inneren und äußeren Zwängen ausgesetzt. Ihre Politik verfolgte eine defensive Strategie, zielte nur begrenzt auf Eroberung; auf dem Balkan ging es um die Aufrechterhaltung einer Dominanz im Hintergrund. Die nationalen Gegensätze innen und außen sollten kleingehalten werden. Innere Instabilität, die wirtschaftliche und militärische Zweitrangigkeit, aber auch das Vormachtstreben Deutschlands im Bündnis und die Abstinenz Englands hemmten Österreich-Ungarn. Nutznießer war der Hauptrivale Rußland. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs sollte Österreich nach den Plänen der russischbritisch- französischen Entente im Falle eines großen Konfliktes einem fatalen Doppelkrieg gegen Rußland und Serbien ausgesetzt werden. Als 1914 überraschend die Möglichkeit aufschien, Österreich könnte dem großen Krieg durch einen allein gegen Serbien entgehen, erwies sich Wien jedoch als unfähig, diese – freilich geringe – Chance zu nutzen.
Nach vorherrschender Auffassung wird Deutschland die Hauptverantwortung für den Ersten Weltkrieg zugeschrieben. Auf breiter Quellengrundlage, vor allem mit ungedruckten Akten- und Nachlassbeständen, begründet jedoch der Autor, dass die Zwänge, denen Deutschland ausgesetzt blieb, größer waren als die Möglichkeiten. Bis zur Julikrise 1914 hat die deutsche Führung mit auf den Frieden gerichteten politischen Mitteln, entweder mit einer Politik der Stärke oder mit einer der Entspannung, auf ei-ne weltmachtpolitische Gleichberechtigung und auf die Sicherung der bisherigen Stellung auf dem europäischen Kontinent gesetzt und versucht, dem Druck der Ausgrenzung durch die Rivalen zu entgehen und die Tripleentente Großbritanniens, Russlands und Frankreichs zu konterkarieren. Unter der sicher- -politischen Zwangsvorstellung, dieser in wenigen Jahren militärisch nicht mehr gewachsen zu sein, hat sie gemeinsam mit Wien im Juli 1914 den Krieg ausgelöst.
Sie gilt als eines der kunstvollsten, aber auch kompliziertesten politischen Netzwerke der neueren Geschichte: die Außenpolitik Bismarcks. Konrad Canis hat sie ebenso klar wie umfassend dargestellt, eingebettet in den übergreifenden Rahmen von Aufstieg und Fall des deutschen Kaiserreiches. Innenpolitischen, wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Faktoren des außenpolitischen Prozesses gibt er den ihnen gebührenden Raum.
Die Außenpolitik Bismarcks gilt als eines der kunstvollsten politischen Netzwerke der neueren Geschichte und prägt den Nachruhm des ersten deutschen Kanzlers. Konrad Canis, emeritierter Professor der Berliner Humboldt-Universität, beleuchtet in seiner neuen Untersuchung die ersten zwei Jahrzehnten der Kaiserzeit. Auf Basis ungedruckten Aktenmaterials setzt er neue Akzente zu einem zentralen Thema der deutschen Geschichte. Die Bismarcksche Außenpolitik war sowohl externen als auch internen Druckfaktoren ausgesetzt, was oft unterschätzt wird. Der rasante Aufstieg Deutschlands zur halbhegemonialen Großmacht erzeugte bei den europäischen Rivalen massive Vorbehalte, während im Deutschen Reich neue Kräfte freigesetzt wurden. Bismarck hielt an seiner Strategie fest, die auf den großmächtepolitischen Status quo abzielte, suchte jedoch in Krisenzeiten nach Modifikationen, um die Sicherheit des Reiches zu stabilisieren und feindliche Koalitionen zu verhindern. Seine diplomatischen Vorstöße, wie das Angebot einer geteilten Hegemonie oder die Bildung eines mitteleuropäischen Blocks, blieben jedoch erfolglos. In den Krisenjahren 1885-1888 sicherte er sich durch das Offenhalten unterschiedlicher Optionen seinen Handlungsspielraum. Der Autor berücksichtigt auch innenpolitische, ideologische, militärische und wirtschaftliche Faktoren, ohne Überzeichnungen zu riskieren. Die außenpolitischen Ereignisse stehen im Mittelpunkt und werden in den Ko
"Internationale Geschichte" stellt eine zentrale Dimension der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts dar. Sie umfasst Beziehungen zwischen den Staaten und Gesellschaften ebenso wie Prozesse ihrer Vernetzung und wechselseitigen Durchdringung im Zeichen beschleunigter Kommunikation und wachsender Interdependenz. Die Studien zur Internationalen Geschichte wollen das Verständnis der internationalen Dimension von Geschichte fördern. Sie greifen auf, was die systematischen Sozialwissenschaften zur Erklärung der internationalen Beziehungen bereitstellen, und tragen mit empirisch dichten Untersuchungen zur Präzisierung theoretischer Einsichten bei. Die Studien zur Internationalen Geschichte werden herausgegeben von Eckart Conze, Julia Angster, Simone Derix, Marc Frey, Kiran Klaus Patel und Johannes Paulmann.