Artefaktforschung beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit empirische Sozialforschung soziale Realität widerspiegelt. Ohne diese Gewissheit ist die soziologische Methode gefährdet. Die Arbeit reflektiert die Herkunft der Artefaktforschung und analysiert das Fehlerbewusstsein sowie dessen Verarbeitungswege von etwa 1870 bis zu aktuellen Entwicklungen. Nach der Einleitung gliedert sich die Arbeit in vier Hauptteile. Der zweite Teil behandelt die Problemgenese der Artefaktforschung in wissenschaftsinternen und externen Bezügen, unterteilt in drei Zeitabschnitte. Der dritte Teil analysiert die Verarbeitung der Artefaktforschung, während der vierte die Lage typischer Artefakte im Auseinandersetzungsraum bestimmt. Der fünfte Teil fasst die Ergebnisse als Beitrag zur Kritik der empirischen Sozialforschung zusammen. Die Reflexion über das Fehlerproblem zeigt, dass Fehler für den einen Gültigkeitsquellen und für den anderen Fehler sind. Artefaktforschung entfaltet ihre Wirksamkeit nur durch Reflexion auf unterschiedliche theoretische Haltungen. In der Analyse der Verarbeitungswege werden drei Strategien zur Vermeidung von Artefakten identifiziert: Kontrolle, Umgehen und Akzeptanz. Ein positives Ergebnis der Anreicherungsdiskussion der 80er Jahre ist, dass die paradigmatische Konfrontation oft selbst als Artefakt erscheint, da ein Verfahrenswechsel allein nicht für weniger Fehler sorgt.
Andrea Hilgers Livres



In der sozialwissenschaftlichen Forschung werden Geschlechterdifferenzen als dynamische Kategorien sozialer Interaktionsprozesse interpretiert. Dies wirft für die Chancengleichheit von Jungen und Mädchen in der Schule Fragen zu Veränderungsprozessen und Einflussmöglichkeiten auf. Die Arbeit untersucht das Paradigma der Geschlechterstereotype historisch, systematisch und empirisch. Es wird deutlich, dass Geschlechterstereotype keine festen Haltungen sind, sondern sich im Lebensverlauf verändern können. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht die Stereotype der Lehrkräfte, sondern die Interaktionen der Schüler untereinander sowie die strukturellen Bedingungen der Schule entscheidend für die geschlechterdifferente Sozialisation sind. Daraus ergeben sich neue Lernchancen für Schüler und Sensibilisierungsmöglichkeiten für Lehrer hinsichtlich von Deutungsmustern, die den Zielen entgegenstehen. Die Arbeit behandelt die gesellschaftliche Konstruiertheit des Geschlechts, die Forschungsgeschichte zu Geschlechterdifferenzen, die Rolle der Schule in der Entwicklung dieser Differenzen sowie die Bedeutung von Geschlechterstereotypen im Unterricht. Es werden Veränderungen im Verlauf der Sozialisation von Schülern und Lehrern betrachtet und deren Relevanz für das Unterrichtsgeschehen diskutiert. Abschließend werden pädagogische Perspektiven und Ausblicke aufgezeigt.