Ihm hätte es genügt, in seinem Leben wenigstens einen Menschen glücklich gemacht zu haben. Nun sitzt er jeden Morgen vor seinem Haus, trinkt Kaffee und raucht. Seine Frau hat er durch einen Unfall verloren, seinen Job als Restaurator aufgegeben. Er möchte nur noch allein sein, nichts mehr tun, am besten an nichts mehr denken. Aber da ist dieser Rimböck, der es in seinem Leben zu etwas gebracht hat und der jeden Morgen pünktlich das Haus gegenüber verlässt. Bis er eines Tages ausbleibt und damit den Ich-Erzähler in Aufregung versetzt. Plötzlich fehlt etwas. Wie soll man in Ruhe an nichts denken, wenn etwas fehlt? Vielleicht ist es ja gar nicht möglich, dass einer allein vor seinem Haus sitzt, nur Kaffee trinkt und Zigaretten raucht. Und mit den Spekulationen um Rimböcks Verschwinden sind sie wieder da, die Erinnerungen an Katharina, die vom Flug der Flamingos träumte, bis ein LKW sie zu Boden riss. Dann lädt der Postbote auch noch ein Paket bei ihm ab, das – an Rimböck adressiert – aber irgendwie doch für ihn selbst bestimmt ist... Jens Wonneberger, der feine Beobachter, der mit seiner schnörkellosen Sprache eine außergewöhnliche Poesie erzeugt, zeigt sich in "Flug der Flamingos" einmal mehr auf der Höhe des Erzählens.
Jens Wonneberger Livres






Weltliteratur
Kleine Prosa
Nein, so vermessen ist Jens Wonneberger nicht, sein eigenes Schreiben als „Weltliteratur“ zu bezeichnen – wiewohl er mit Anfang 60 auf ein stattliches Œuvre blickt, allein zwölf Romane sind in den letzten gut 20 Jahren entstanden. Und auf ein literarisch herausragendes: Seine Prosa gehört wohl zum Besten, was derzeit im deutschsprachigen Raum geschrieben wird. Als scharfer Beobachter, der mit wenigen Strichen Hülle und Kern eines Menschen zeichnen kann, erweist er sich auch in seinem neuen Werk. Es versammelt kürzere Texte, zeitlich und thematisch grob geordnet, entlang der Lebensstationen des Autors.
Robert, ein Mann um die dreißig, kehrt ins Dorf seiner Kindheit zurück, „irgendwo am Schienenstrang zwischen Neustadt und Himmelreich“. Die Mutter ist schon eine Weile tot, nun begraben sie Rudi, den Vater. Der war ein verschlossener Mann, dessen Vater einst nicht aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und für den Jungen ein Fremder geblieben war. Und Fremdheit und Schweigen sind auch, die Roberts Beziehung zu diesem Vater geprägt haben. Das Beredtste, was dem Sohn von Rudi bleibt, ist die Bastelarbeit auf dem Dachboden: das Dorf in Miniaturformat, mit der Eisenbahn, die in der Wirklichkeit hier nicht mehr hält. Mit dieser zauberhaften Erfindung gelingt es Jens Wonneberger, die Beziehung zwischen Vater und Sohn, über der so viel Ungesagtes, Ungelöstes liegt, spielerisch zu poetisieren. Mit Lakonie bringt er dieses Museum der verlorenen Zeit sprachlich zum Klingen. Auch das Dorf jenseits der Familie bekommt seine Physiognomie. In meisterhaften Miniaturen haben die Absonderlichen ihren Auftritt, die auch die DDR nicht zu domestizieren vermochte: Schlendermax, der Dorftrottel, Birnstein, der Chrysanthemen- und Gurkenzüchter, oder Kretschel, der Kutscher, der einmal samt seinem Gespann in einem Schlammloch versank. In „Himmelreich“ errettet Jens Wonneberger sie alle in eine deutsche Prosa, die zum Besten gehört, was derzeit geschrieben wird.
Goetheallee
Roman
Ach Goethe! Auch er wäre heute nur ein gewöhnlicher Tourist und sein Arkadien vielleicht ein All-inclusive-Paradies. Von der Goetheallee einer Vorstadt führt Jens Wonnebergers neuer Roman auf eine italienische Reise, die nur noch wie ein Echo dessen wirkt, was Sehnsüchte anno Goethe einmal waren. Der Held des Buchs ist Schriftsteller in der Mitte seines Lebens und in einer veritablen Schreibund Ehekrise. Wirklich schlimm wäre die Katastrophe allerdings erst, wenn Wonnebergers tragischer Dichter nicht auf so virtuose Weise von seinem Lebenselend erzählen würde. Da ist Frau Wohlgemuth, die beleibte Buchhändlerin mit dem hennaroten Haar, deren Laden von vollkommener Ignoranz gegenüber seinem Werk kündet. Da ist der Hausmeister Wehovsky, der im dringenden Verdacht steht, mit der Frau des Schriftstellers mehr als nur ein Dienstleistungsverhältnis zu haben. Und da ist Frau Hartmann mit dem Nazi-Großvater. Mit großer satirischer und zugleich zärtlicher Genauigkeit entwirft Jens Wonneberger ein Anti-Idyll der Krise. Er zeichnet einen ganzen Kosmos, bis die Figuren in all ihrer Menschlichkeit erkennbar sind und bis aus dem Tief ein neuer Anfang wird. Nach Wonnebergers vielfach gelobten Romanen „Gegenüber brennt noch Licht“ und „Sture Hunde“ ist auch „Goetheallee“ ganz auf der Höhe des Erzählens.
Sture Hunde. Roman
- 233pages
- 9 heures de lecture
Martin Rohrbach kehrt ins Windmühlenhaus zurück, um seinen Vater zu beerdigen. Während seines kurzen Aufenthalts wird er von Fragen über die Freundschaft seines Vaters und alte Rivalitäten aus seiner Jugend beschäftigt. In einer malerischen, aber problematischen Umgebung reflektiert er über Glück und zwischenmenschliche Beziehungen.
Ein Tag in einem Supermarkt. Zwischen Käsetheke und Alkoholregal sind sie zu finden, die Erniedrigten und Beleidigten der auf Hochglanz polierten Gegenwart: Grundmann, Major a. D. und jetzt in der Uniform eines Wachdienstes Herr über die Regale. Sabine Schwarzer, die seit fast vierzig Jahren den Käse appetitlich anrichtet. Der neugierige Student Michalke. Schließlich Alex, der von seinen Punk-Kumpels zum Schnapsklauen in den Laden geschickt wird. Hier kreuzen sich die Wege von vier Menschen, für die sich scheinbar niemand interessiert. Aber das stimmt nicht, denn unentwegt beobachtet einer den anderen und macht sich Gedanken. Im Gegenüber wird die eigene Existenz gespiegelt und erkannt. Die Welt endet schließlich nicht an der nächsten Kasse. »Infarkt« ist ein kraftvoll erzählter, humorvoll-pointierter Roman über die ganz alte und immer wieder neu zu stellende Frage, woraus das Leben besteht und was es eigentlich ausmacht. Jens Wonneberger läßt seine Helden hart mit sich selbst ins Gericht gehen, zugleich zeichnet er ein präzises Bild einer Gesellschaft voller Enttäuschungen und Sehnsüchte.
Ums Karree
- 167pages
- 6 heures de lecture
Heimatkunde Dresden
- 157pages
- 6 heures de lecture
Elbflorenz, Barockstadt, Tal der Ahnungslosen - diese Stadt ist voller Glanz und Geschichte! Jens Wonneberger erzählt Geschichten, die hinter barocken Fassaden und Supermarktkassen spielen, er schreibt von gläsernen Menschen und blauen Wundern, seine Helden sind Kurfürsten, Indianerhäuptlinge oder auch nur eine kleine Fledermaus. Er spaziert über die Brühlschen Terrassen, wandelt durch die Straßen der Neustadt, besteigt einen Elbdampfer und hinterfragt den Mythos barocker Pracht. Dresden ist eine Stadt reich an Glanz und Geschichte und wurde von Katastrophen heimgesucht wie kaum eine zweite.
Mission Pflaumenbaum
- 188pages
- 7 heures de lecture
Ein Dorf, irgendwo im ehemaligen Osten, dreißig Jahre nach der Wende. Kramer, ein Bibliothekar Mitte fünfzig, ist soeben angekommen, um seine Tochter Justine zu besuchen. Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen ihnen nicht das beste. Mit ihrem Mann hat Justine ein altes Haus gekauft, einen wunderschönen Obstgarten inklusive, wäre da nicht der abgestorbene Pflaumenbaum. Auf dem Weg zum Haus, dort, wo einmal die Bandweberei gestanden hat, lässt sich Kramer von einem alten Kauz, Rottmann, in ein Gespräch verwickeln, das ihn sogleich tief in die Dorfgeschichte hineinzieht. Rottmann klagt über alles und jeden, auch bei ihren weiteren Begegnungen, nicht selten mit Argumenten, die Kramer von den Pegida Demonstrationen zu kennen glaubt. Dennoch beginnt er sich für das Leben des Alten und das Dorf zu interessieren. Beim Zuhören merkt er, wie wenig er von seiner Tochter und sie von ihm weiß. Durch Rottmann angeregt, fängt auch er an zu erzählen ... „Mission Pflaumenbaum“ ist Jens Wonnebergers bisher politischstes Buch. Es wäre freilich nicht Wonneberger, wenn die Worte nicht kostbar gewebt und von großer Poesie wären. Eine Dorfgeschichte der subtilsten Art!
Pension Seeparadies
Roman
Wir sehen ihn, den Lehrer Winkler, morgens beim Strandspaziergang. Allein. Es gab Streit zwischen ihm und seiner Frau, aus geringfügigem Anlass. Auch die Pension Seeparadies macht ihrem Namen wenig Ehre. Streit hatten sie schon öfter, aber so lange geschwiegen danach noch nie. Ob sie schon beim Frühstück sitzt und wie immer ihr Spiegelei... Obsessiv denkt Winkler sich in den Kosmos seiner Frau hinein, meint zu sehen, wo sie jetzt ist, was sie tut oder denkt. Seltsam nah ist er ihr seit dem Abbruch des Gesprächs. Da fällt ihm Bergthaler wieder ein, der langjährige Freund: Funkstille auch zwischen ihnen. Irgendwann kippten ihre Weltsichten auseinander, konnten sie einander scheinbar nicht mehr hören. Und dann erweist sich auch noch ein Pensionsgast als Wiedergänger des ehemaligen Freundes... An Wirklichkeitssinn nicht zu überbieten: Jens Wonneberger sieht die verletzte Natur des Urlaubslandes als Seelenspiegel seiner Figuren, erzählt ebenso subtil wie realistisch, sodass sich im Alltäglichen Allgemeingültiges zeigt. Wonneberger braucht weder Zuspitzung noch die geringste Zutat, um das Leben, wie es ist, sichtbar zu machen.

