Von Kokos zu Plastik
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Der Band enthält sieben Beiträge einer Tagung zur Ausstellung “Welt der Schatten - Kunst der Südsee. Totenkult und Ahnenbilder aus Neuirland” im Ethnologischen Museum Berlin 2007. Neuirland, mit über 4.000 Objekten die bestdokumentierte Kunstregion Ozeaniens in der Berliner Sammlung, war mit mehr als 150 Skulpturen und Malereien aus Sammlungen in den USA, Europa und Australien vertreten. Die Aufsätze behandeln neue ethnologische Ansätze zur materiellen Kultur [Schindlbeck], die theoretischen Ansprüche von Malagan, geschnitzten oder gewobenen Figuren, die Leben repräsentieren und dem Tod entgegentreten [Küchler], die Macht der Ästhetik in rituellen Aufführungen Neuirlands [Denner], die Materialität ozeanischer Kunstwerke in der Ausstellungspraxis [Kaufmann], Objekte in sozialen Beziehungen anhand der Kwanga im Sepik-Gebiet Papua-Neuguineas [Schindlbeck], die Forschungsgeschichte sowie die heutige Nutzung von Fadenspielen [Fischer] und Spuren von Museumsobjekten in Papua sowie den Versuch einer raum- und zeitübergreifenden Ethnographie [Voirol].
In akribischer und langjähriger Arbeit hat Markus Schindlbeck den Tausch, die Abgabe und den Verlust von Gegenstanden aus dem Ethnologischen Museum Berlin aufgearbeitet. Mit der Publikation liegt damit erstmals eine umfangreiche Analyse nicht nur des Berliner, sondern des gesamtdeutschen ethnographischen Kunstmarktes der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor. Das Buch behandelt darüber hinaus auch kritische Fragen der Provenienz und Kommerzialisierung von Sammlungsbestanden.
Die Berliner Südsee-Sammlung, eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit, entstand aus Expeditionen, die die Erlebnisse der Sammler und den Weg der Stücke nach Berlin dokumentieren. Dieses hervorragend bebilderte Sachbuch bietet einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Sammlung, die über einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren gewachsen ist. Zu den Höhepunkten zählen der Federmantel von König Kamehameha I., das Trauergewand aus Tahiti, Uli-Figuren aus Neuirland und das große Boot von Luf. Zahlreiche Fotografien gewähren Einblicke in die Alltagswelt der Südsee-Region. A. Bastian, der Begründer des ethnologischen Museums, und sein Nachfolger F. von Luschan trugen zur Förderung der Studien über Australien bei, während Handelsunternehmen wie Godeffroy Expeditionen organisierten. J. S. Kubary reiste für Berlin nach Mikronesien, und der Arzt E. Arning, der zur Erforschung der Lepra-Krankheit nach Hawaii geschickt wurde, erweiterte die Sammlung um wertvolle Objekte. Dieses Katalogbuch bietet erstmals seit fast vierzig Jahren einen Überblick über die größte Südsee-Sammlung Deutschlands und Europas und enthält informative Aufsätze, die durch sorgfältige Quellenerschließung und modernes Design überzeugen. Es ist ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für die Südsee interessieren.