Kuhse und Singer stellen in „Muß dieses Kind am Leben bleiben?“ die Frage, ob im Umgang mit schwerstgeschädigten Neugeborenen in jedem Fall alles getan werden muß, um dieses Leben zu erhalten, oder ob es auch Fälle geben kann, in denen es moralisch geboten ist, das Leben eines Neugeborenen nicht um jeden Preis und unter Einsatz aller Mittel der medizinischen Technik zu erhalten. - Und weiter: ob es in einem solchen Fall nicht humaner ist, dem Kind durch aktives Handeln zu einem schnellen und schmerzlosen Tod zu verhelfen, statt es einem langsamen und leidvollen Sterben zu überlassen.
Das Buch von Helga Kuhse und Peter Singer thematisiert den medizinischen Umgang mit schwerstgeschädigten Neugeborenen und erweitert die Diskussion um die grundlegende Frage der Ethik in der Medizin. Kuhse behandelt die Problematik, ob eine Ethik, die das menschliche Leben als heilig betrachtet und ein absolutes Tötungsverbot impliziert, mit der verbreiteten Auffassung vereinbar ist, dass es zwar verboten ist, das Leben absichtlich zu beenden, es aber erlaubt sein kann, einen Patienten sterben zu lassen. In einem hochtechnisierten medizinischen Umfeld stellt sich die Frage, wie weit diese Unterscheidung zwischen Töten und Sterbenlassen noch trägt und ob sie überhaupt möglich ist. Oft bedeutet Sterbenlassen das bewusste Unterlassen lebensverlängernder Maßnahmen oder aktives Handeln, wie das Abschalten von Maschinen. Kuhse zeigt die Widersprüche im ärztlichen Ethos auf: Einerseits ist es human, Menschen nicht einen leidvollen Tod zu lassen, andererseits widerspricht das Tötungsverbot jeder Handlung, die als lebensbeendend interpretiert werden könnte. Sie argumentiert, dass nur der Abschied vom Prinzip der Heiligkeit des Lebens eine Ethik ermöglicht, die den komplexen Herausforderungen eines humanen Sterbens gerecht wird. Das Festhalten an diesem Prinzip führt zu einer inkonsistenten Praxis im Umgang mit Sterbenden. Letztlich plädiert Kuhse für eine Ethik, die den individuellen Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Verantwort
Im vorliegenden Band werden neun Aufsätze von Helga Kuhse und Peter Singer, die zentralen Fragen der Medizinischen Ethik (wie der künstlichen Befruchtung, Empfängnisverhütung, Abtreibung und Sterbehilfe) gewidmet sind, erstmals in deutscher Sprache zur Diskussion gestellt. Forscher im Bereich der Bioethik werden reichlich mit Beispielen aus dem medizinischen Alltag versorgt; und allen potentiell Betroffenen wird klar gemacht, wie ungeheuer komplex die lebenswichtigen Entscheidungen und moralischen Urteile im Bereich der Medizin in der konkreten Praxis sind. Der Band wird ergänzt durch eine ausführliche Bibliographie und eine Liste von Internetadressen, die Zugang zu weiteren Informationen zum Thema bieten.
Der erste Band der Reihe enthält Aufsätze von zwei der bedeutendsten Vertreter der Angewandten Ethik. Darin werden einerseits Grundsatzfragen erörtert (z. B. nach den Zielen der Bioethik, nach dem Status menschlicher Personen und nach dem Sinn der Rede von der Heiligkeit menschlichen Lebens), andererseits werden diese Überlegungen auf konkrete Probleme (wie Empfängnisverhütung, Abtreibung, In-vitro-Fertilisation und Euthanasie) angewendet.