Der autobiografische Roman "Bansi" von Michael Karl spielt im Herbst 1993 in Ravensburg und erzählt von seinem Leben mit 24 Jahren. Er reflektiert seine Kindheit, den Verlust eines Freundes und den Einstieg in die Drogenszene. Die Geschichte thematisiert Freundschaften, Selbstfindung und die Suche nach Sinn in einer schillernden, aber dunklen Welt.
Michael Karl Livres






Hodiezentrik und Klickseligkeit
Über Spielarten von Gegenwart
Dr. Michael Karl promovierte an der Universität Konstanz und ist derzeit bei einem Versicherungsunternehmer tätig.
Zu Ernst Barlachs Holzfiguren gehört bekanntlich die Holzplastik des Lesenden Klosterschülers aus dem Jahr 1930, einer Ikone aus der Zeit der Gutenberggalaxis, die auch in Alfred Andersch‘ Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ von 1957 eine wichtige Rolle spielt. Springen wir in unsere Zeit, sind die Bücherregale leergefegt und die Klosterschüler in die Umschulungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit einbezogen, damit sie zu nützlichen Helfern beim Zerstören der Welt durch materielle Hyperproduktion werden können. Denn eine andere als eine nützliche Bildung können wir uns nicht mehr vorstellen, sodass niemand mehr zu Hause bleiben kann und alle losfahren müssen, um Grundstücke zu bebauen, Flugzeuge zu starten oder Sozialprodukte zu steigern. Die Ökonomisierung von allem ist uns prächtig gelungen – chapeau! Leider hat der Zauberlehrling den Zauberspruch zum Stoppen des Ganzen zu lernen versäumt und muss nun zusehen, wie ihm die Wachstumsraten um die Ohren fliegen, seien es demografische, migrationsspezifische oder eben umweltbelastende. Greta Thunberg, eine 16-jährige Mischung aus der Garbo und Jeanne d‘Arc, bildungsbürgerlichem Elternhaus entstammend, das früher die Partei der Grünen gewählt hätte, führt nun einen Kinderkreuzzug gegen die Umweltsünden der Väter an, als kehre das Jahr 1968 zurück, als Väter auch buchstäblich Leichen im Keller hatten, zu denen sie sich aber nicht bekennen wollten. Dabei lässt sich die Jugend in den SUVs der Eltern zur Demo fahren oder von ihr abholen, und für jede Urlaubsreise wird selbstredend ein „Flieger“ zum Einsatz kommen. Und nicht nur in der Autoindustrie wird inzwischen so skrupellos und ohne jedes Schuldbewusstsein betrogen, dass sich die Kabelbäume biegen, offenbar nach einem bekannten pseudoliberalen Motto des Enrichissez-vous. Diese Welt ist verrückt geworden, verrückt vor Aktivitäten und Aktionismen. Deshalb scheint es mir auch in diesem Essay ratsam, Morsezeichen aus der Gutenberggalaxis auszusenden und den Rat zu geben, doch wieder in die Bücher zu schauen, statt auf den Globus zu starren, etwa „um dich zu sehen, törichte Erde“ (Boethius). Das Angebot einer Gesamtschau, das solche Bücher dann anbieten können, mag nicht in jedem Fall zufriedenstellen, aber in einer solchen Zeit sollte man den Stimmen der Mahner wieder größeren Respekt zollen und etwa Hermann Kinders scherzhaften Rat hören, dem „Auge zur medialen Fastenkur“ einen Aufenthalt „am Nordkap“ zu verordnen. Auge und Geist müssen wieder lernen, aufeinander mehr Rücksicht zu nehmen. Wer etwas erlebt hat, muss es anschließend nach den Regeln der abendländischen Kultur verarbeiten, damit er die Kontrolle nicht verliert und nicht zum Getriebenen wird. An diese Tradition knüpfen die hier vorgelegten sechzehn Buchbesprechungen frohgemut an. …
Viele Menschen besitzen zahlreiche Terminkalender, blättern jedoch selten darin und denken oberflächlich über das Vergehen ihrer Lebenszeit nach. In einer von digitalen Ablenkungen geprägten Welt fällt es schwer, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Besonders ältere Männer, die in ihrem Leben beruflich und sportlich erfolgreich waren, scheuen oft, den Tribut zu akzeptieren, den erfüllte Lebensjahre fordern. Der Autor reflektiert über diese Themen und zieht literarische sowie wissenschaftliche Referenzen heran, wobei er auf überraschende Erkenntnisse stößt, wie etwa das Fehlen einer zuverlässigen Theorie der Zeit in der Geschichtswissenschaft. Der Gedankenspaziergang durch dieses weitläufige Thema zielt nicht darauf ab, eine umfassende Landkarte zu erstellen, sondern bietet subtile Hinweise für den homo viator auf seinem Weg. Zudem wird der Versuch unternommen, den großen Denkern der eigenen akademischen Ausbildung zu folgen, bevor sie im postmodernen und neoliberalen Zeitgeist verloren gehen. Eine Welt ohne bedeutende Autoren und Denker hinterlässt einen schmerzlichen Eindruck, besonders wenn deren Einfluss im Alltag zwischen Investitionen und technologischen Projekten schwindet.
Naturzeit und Sinnlichkeit
- 59pages
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Dem Untergang der Gutenberg-Galaxis trauert am Beginn des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung niemand mehr nach, am wenigsten die höheren Schulen. Wer etwa im Bundesland Baden-Württemberg, von dem dieser Essay seinen Ausgang nimmt, in diesen Tagen sein Deutschabitur schreibt, hat es in vier von fünf vorgelegten Angeboten der Prüfungskommission mit Lese-Häppchen zu tun – mit Kurzprosa, Lyrik, Sachtext oder Essay-Schnipseln. Es lebe der „Homo videns“, dessen Augen sich nicht in den Bleiwüsten der romanhaften Wortwelten abnutzen sollen. Steht am Ende dieser umgepolten Bildung der angepasste Augenmensch als Krönung der Schöpfung von Darwins Gnaden, der immer sofort erkennen kann, was man als Nächstes von ihm erwarten wird? Der vorliegende Essay eines besorgten Deutschlehrers will trotz allem einen Ausweg suchen und die überschaubaren Benutzeroberflächen von Lyrik und Kurzprosa auf ihr Potenzial für die Ausbildung von weniger duldsamen und vermehrt wortskeptischen Augenmenschen untersuchen.
Ein Unbehagen in der Kultur
Kritische Anmerkungen zum Roman 'Agnes' von Peter Stamm
Der Essay eines betroffenen Deutschlehrers untersucht, warum der Roman ‚Agnes’ von Peter Stamm seit 2012 Pflichtlektüre in der Kursstufe von Baden-Württemberg ist. Michael Karl analysiert den Roman eingehend und entdeckt zahlreiche Ungereimtheiten. Im zweiten Teil seines Essays hinterfragt er, was der Erfolg des Werkes über den Zustand der Kultur aussagt. Inspiriert von Sigmund Freuds „Ein Unbehagen in der Kultur“ beleuchtet Karl kulturelle Strömungen der letzten dreißig Jahre, die er als esoterisch und neoliberal charakterisiert. Diese Strömungen haben es einem Roman ermöglicht, der in kunstvoll arrangierten, aber selbstbezüglichen Kreisbewegungen um eine leere Mitte kreist und anstelle von Menschen nur virtuelle Figuren präsentiert. Eine auf Wirklichkeit verzichtende Hohlformkunst lässt die Menschen im Stich und führt dazu, dass Leser ihr persönliches Gedächtnis und ihren Lebensbezug verlieren. „Das Leben, das so leicht verschwindet in der Armut unserer Sprache, bleibt unwirklich, unerlöst in diesem Verschwinden.“ (Gustav Seibt) Karls Fazit ist klar: Mit „Agnes“ beginnt das Zeitalter der Avatare, und eine Kultusbehörde, die solche Texte fördert, sollte ihrer Macht enthoben werden.
Dieses Lehrbuch enthält eine Darstellung des Deutschen Staatsrechts, wie es nach dem Inkrafttreten der Föderalismusreform gilt. Ausblicke auf die Allgemeine Staatslehre, die verfassungsgeschichtliche Entwicklung und die Europäische Union tragen zum Verständnis bei. Fallbeispiele veranschaulichen den Stoff und Schaubilder helfen, ihn sich einzuprägen.