Gesprochene Sprache
Transkripte und Tondokumente






Transkripte und Tondokumente
Sprachenpolitik in Deutschland, Frankreich und Italien im Vergleich
Diskurspraxis, Diskursethik, Diskursanalyse
Professor Dr. Angelika Redder ist Sprachwissenschaftlerin am Institut für Deutsch als Fremdsprache der Universität München. Ingrid Wiese ist Professorin für Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig.
Erstmals wird in detaillierten linguistischen Diskursanalysen erklärt, wie die Nutzung der L1 für fachliches Verstehen förderlich werden kann. So kommt das linguistische Teilprojekt des BMBF-Verbunds MuM-Multi zu dem Ergebnis: Mehrsprachiges Handeln mit dem Zweck, fachliches Verstehen zu verbessern und Wissen zu differenzieren, ist möglich und lohnenswert – auch noch in der Sekundarstufe I und für die dritte Generation von SchülerInnen mit Migrationshintergrund, also für Bildungsinländer, mit der Familiensprache Türkisch neben Deutsch. Die kognitive Wirksamkeit entfaltet sich allerdings nur bei der Herstellung und Wahrung bestimmter Konstellationen mehrsprachigen Handelns im Diskurs und bei kenntnisbasierter Akzeptanz durch die Lehrenden und die Lernenden. In Fallanalysen werden sechs mehrsprachige Unterrichtsstile der mathematischen FörderlehrerInnen als Typen des Multilingualen Languaging rekonstruiert und verstehensanalytisch bewertet. Komplementär erweisen sich die schülereigenen Verfahren im Umgang mit Mehrsprachigkeit als differenziert wissensabhängig und so noch in freier Gruppenarbeit wirksam.
Die „Forschungsinitiative Sprachdiagnostik und Sprachförderung (FiSS)“ schlägt in ihrer zweiten Laufzeit die Brücke von der anwendungsbezogenen Grundlagenforschung hin zur Intervention. Wie sind zielgenaue diagnostische Verfahren und wirksame Programme zur Sprachförderung auszugestalten? Welche Faktoren müssen bei ihrer Konzeption und Durchführung beachtet werden? Was können Erzieherinnen und Erzieher, was können Lehrkräfte und Eltern tun, um die sprachliche Qualifizierung ihrer Kinder mit positiven Impulsen anzustoßen und zu begleiten? Der zweite Band der Forschungsinitiative versammelt wichtige Ergebnisse und resümiert darüber hinaus das Forschungsensemble als Ganzes. Er entwickelt Perspektiven für die Implementierung von Sprachförderung in Schulen und Kitas ebenso wie für die Weiterentwicklung der Forschung.
Mit Blick auf die Bildungsanforderungen und sozialen Disparitäten in Kita und Schule eine evidenzbasierte Praxis der Sprachförderung und Sprachdiagnostik zu ermöglichen – dies hat sich die vom BMBF im Rahmen der Empirischen Bildungsforschung geförderte Forschungsinitiative FiSS zum Ziel gesetzt. In koordinierter Kooperation bearbeiten Forschungsprojekte aus Sprachwissenschaft und Psychologie, Pädagogik, Didaktik und Neurowissenschaften ein breites Spektrum an Fragestellungen mit unterschiedlichen empirischen Zugangsweisen und vielfältigen Lösungsansätzen. In diesem Band geben die Projekte Einblicke in ihre Forschungsarbeit, reflektieren das Problemfeld und stellen ausgewählte Ergebnisse vor. Die Gegenstände reichen von der Beschreibung sprachlicher Fähigkeiten und deren Veränderung bei Kindern mit unterschiedlichem sozialen und migrationsbezogenen familiären Hintergrund bis zu Fragen der Qualifizierung, der Diagnostik und der Förderung, wobei sie rezeptive wie produktive, mündliche und schriftliche Kompetenzen mit einschließen. In der interdisziplinären Zusammenschau vertiefen sie die für ein begründetes und zielgerichtetes Handeln notwendigen Kenntnisse über Anforderungen und Wirkvariablen sprachlicher Bildung in Bildungsinstitutionen und Familien.
Städtische Mehrsprachigkeit wird in der Kommunikation der Bewohner und Besucher Hamburgs konkret erfahrbar. Dieser Band bietet empirische Analysen verschiedener städtischer Räume der Hafen- und Hansestadt und präsentiert die Ergebnisse des interdisziplinären Netzwerks „Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit“, das von 2009 bis 2012 im Rahmen der Hamburger Landesexzellenzinitiative LiMA tätig war. Die sieben Beiträge beleuchten gesellschaftliche Mehrsprachigkeit aus den Perspektiven von Institutionalität, Urbanität, Medialität und Individualität. Es werden sprachliche Bedingungen für den Zugang zu Wohnraum untersucht sowie die gelebte Mehrsprachigkeit in ethnisch geprägten Senioreneinrichtungen, Supermärkten und Imbissbuden. Auch die Hörbarkeit und Sichtbarkeit von Mehrsprachigkeit in einem zentralen Hamburger Stadtteil wird thematisiert. Zudem werden digitale mehrsprachige Praktiken von Hamburger Jugendlichen auf Facebook analysiert und erste Vergleiche zwischen Hamburg und Orten postkolonialer sowie politisch motivierter Mehrsprachigkeit angestellt. Abschließend werden linguistische Konzepte für vergleichende Analysen gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit diskutiert. Florian Coulmas hebt im Vorwort hervor, dass solche Studien auf die weitreichende Präsenz von Mehrsprachigkeit in vielen Bereichen hinweisen, die bisher wenig Beachtung fanden. Die Rezeption des Bandes soll zu weiteren Anknüpfungen anregen.
Sprachliches Handeln im Unterricht erfordert ein komplexes Wechselverhältnis von Befähigungen und Basisqualifikationen. Anhand authentischer Videographien aus dem ersten und zweiten Jahrgang an fünf Hamburger Schulen werden die Anforderungen und deren Bewältigung durch die Schülerinnen und Schüler funktional-pragmatisch analysiert. Der Fokus liegt auf Sprechhandlungen der Wissensprozessierung wie Beschreiben, Erklären und Instruieren. Es wird untersucht, ob und wie eine hörer- und diskursangemessene Konnektierung des Gesagten gelingt. Dabei werden Zeigwörter (deiktische Ausdrucksmittel) und abgeleitete Konnektoren betrachtet und in einfacher und abstrakter Verwendung differenziert. Das Wechselverhältnis von pragmatischen und diskursiven mit semantischen Basisqualifikationen wird erfasst. Die empirische Basis bildet ein Korpus von Unterrichtstranskripten, flankiert durch experimentell gewonnene Daten, in denen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Videoclips versprachlichen mussten. Ein entwickeltes Konzept von „individueller Qualifikationenmatrix“ und „sprachlichem Kompetenzgitter“ dient der linguistischen Reflexion dieser Interrelationen. Die Handlungsanalysen zeigen, dass diskursive und pragmatische Qualifikationen eng mit den semantischen verzahnt sind. Pragmatische Qualifikationen fungieren als Motor für semantische, und die Entwicklung einzelner Qualifikationen verläuft nicht linear. Eine Balance der Basisqualifikatio