Nation ist erstrebte Gemeinschaft. Gemäß der Formel „Die Wirklichkeit, die Wissen schafft“, rekonstruiert dieses Buch die Entstehung, die Zielsetzungen, den näheren Charakter der modernen, europäisch-westlichen Nation sowie ihre Auswirkungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur. Dabei steht die dialektische Verschränkung von ideeller und realer Nationalisierung, d. h. der Nationalisierung des Wissens auf der einen, der sozialen Verhältnisse und der Menschen auf der anderen Seite, im Zentrum des systematischen Interesses. Das letzte Kapitel ist der Frage nach dem Niedergang, d. h. dem objektiven wie subjektiven Bedeutungsverlust gewidmet, den die erstrebte Gemeinschaft Nation durch eine Reihe von transnationalen bzw. globalen Prozessen in den letzten Jahrzehnten erfährt oder zu erfahren scheint.
Bernd Estel Livres




Das Prinzip Nation in modernen Gesellschaften
Länderdiagnosen und theoretische Perspektiven
Bücher haben auch ihre Vorgeschichte. In diesem Fall standen die revolutionären Umwälzungen in Mittel-, Südost- und Osteuropa, insbesondere der DDR, am Anfang. Im Frühjahr 1990 motivierte dies einen der Herausgeber, eine Ad-hoc-Gruppe zum Thema „Nation und Nationalismus in den neunziger Jahren“ für den 25. Deutschen Soziologentag in Frankfurt a. M. zu initiieren. Dank der positiven Resonanz interessierter Kollegen und der Unterstützung von Wolfgang Lipp wurde die Gruppe erfolgreich gegründet. Die Erfahrungen beim Soziologentag führten dazu, für den 26. Deutschen Soziologentag in Düsseldorf erneut eine Ad-hoc-Gruppe zu bilden. Vor dieser Tagung regte Erhard Stölting an, die vorgesehenen Referate in einem Sammelband zusammenzufassen. Schnell wurde klar, dass dies bedeutete, einen thematisch konzipierten Band zu erstellen und zusätzliche Autoren zu gewinnen. Die mit der Umsetzung dieses Projekts verbundenen Schwierigkeiten und die übliche Zeitknappheit aufgrund bestehender Verpflichtungen hielten die Beteiligten zunächst davon ab, die Herausgabe zu übernehmen. Anfang 1993 fanden sich jedoch die jetzigen Herausgeber bereit, gemeinsam an diesem Vorhaben zu arbeiten.
Die zentrale Aussage dieses Buchs ist, dass Deutschland auf gesamtstaatlicher Ebene keine Demokratie ist. Souveränität, die oberste Staatsgewalt, liegt nicht beim Volk, sondern bei der Verfassung und deren Auslegern, insbesondere dem Bundesverfassungsgericht. Der Mangel an Demokratie zeigt sich in der Verstümmelung der Verfassungsgrundsätze: Nur die Hälfte der Bundestagsabgeordneten wird vom Volk gewählt, während die Mitglieder des Bundesrats ausschließlich Beauftragte der Länderregierungen sind. Zudem werden die höchsten Staatsämter nicht durch Volkswahl besetzt, und gesamtstaatliche Volksentscheide sind weitgehend verboten. Menschenrechte sind in Deutschland zu staatstragenden „Grundrechten“ geworden, deren Geltung durch hohe Güter eingeschränkt ist, was bedeutet, dass vermeintlich gewährte Freiheiten oft nur in eingeschränkter Form zugelassen werden. Moderne Herrschaft benötigt eine legitimierende Ideologie, und in Deutschland ist dies die Politische Korrektheit, die zunehmend an öffentlichem Gewicht gewinnt. Ohne das Verständnis ihrer Grundannahmen, sozio-politischen Stoßrichtungen und realen Auswirkungen ist die faktisch dominierende Ablehnung von Demokratie und Freiheit nicht nachvollziehbar.
Soziale Vorurteile und soziale Urteile
Kritik und wissenssoziologische Grundlegung der Vorurteilsforschung
InhaltsverzeichnisVorwort: Zum Inhalt und der Absicht dieser Arbeit.1. Kapitel: Soziale Vorurteile im modernen vorwissenschaftlichen Verständnis.1. Das Vorurteil als Vorwurf: Varianten.2. Vorurteile als falsche Urteile mit praktischer Bedeutung.3. Vorurteile als Verstöße gegen die moderne Humanität.4. Personale Strategien der Vermeidung von Vorurteilen.2. Kapitel: Die traditionelle Behandlung der Vorurteile in der (west)deutschen Soziologie.1. Einleitung.2. Die Vorurteilskonzeption von P. Heintz.3. Die Kritik der herkömmlichen Vorurteilsforschung durch H. E. Wolf.3. Kapitel: Vorurteile als psychische Symptome: Die Konzeption der „Authoritarian Personality“.I. Die Konzeption selber und der in ihr vorgenommene kausale Regre?.II. Meinungsdeterminanten und gesamtgesellschaftliche Konstellationen: Die Sicht der sozialen Wirklichkeit in der AP.4. Kapitel: Vielfalt und Abgrenzung der (potentiellen) Vorurteilsphänomene und die „neue“ Vorurteilsforschung der siebziger Jahre (H. E. Wolf).1. Zum sozialen Charakter sozialer (Vor)Urteile.2. Soziale (Vor)Urteile als positiv oder negativ akzentuierte Urteile und die Breite der (Vor)Urteilsphänomene.3. Begriff und Theorie des Vorurteils in der „neuen“ Vorurteilsforschung: Darstellung und Kritik.5. Kapitel: Perspektiven der sozialpsychologischen Behandlung der Vorurteilsproblematik.Einleitung: Zum Stellenwert der psychologischen Vorurteilsforschung.I. Vorurteile als Einstellungen: Komponenten