Wie kommt Geschichte ins Bild? Machen Bilder Geschichte? Und was bewirken Kunstgeschichte, Museen und Ausstellungen? Susanne von Falkenhausen untersucht in ihren Texten über die Künste der Moderne und Gegenwart die Strukturen, in denen ästhetische Formen historisch reflektiert und politische Brisanz erzeugt werden. Im Mittelpunkt ihrer Analysen steht nicht das autonome Kunstwerk, sondern Kunst wird in einem komplexen diskursiven Zusammenhang betrachtet. Sie rekonstruiert differenziert die produktionsästhetischen Voraussetzungen und Referenzsysteme sowie die Facetten und historischen Verschiebungen der Rezeption. Kunstwerke sind keine passiven Spiegel ihrer historischen Konstellationen, sondern aktiv in die Herstellung von Geschichte eingebunden. Anlässlich des 60. Geburtstags von Susanne von Falkenhausen umfasst der Band Texte zur internationalen Kunst der Moderne und Gegenwart, italienischem Futurismus und 19. Jahrhundert Historienmalerei. Ihre Analysen der Gegenwartskunst treiben die Diskurse voran, die das Kunstbetriebssystem in den letzten Jahrzehnten geprägt haben. Scharfsichtig und scharfsinnig macht die Autorin auf viele bisher von Forschung und Kunstkritik ausgeblendete Zusammenhänge aufmerksam.
Susanne von Falkenhausen Livres
![Der zweite Futurismus und die Kunstpolitik des Faschismus in Italien von 1922 [neunzehnhundertzweiundzwanzig] bis 1943 [neunzehnhundertdreiundvierzig]](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/0.jpg)





Mit der Formierung neuer Techniken und Praktiken digitaler Bildgenerierung in allen kulturellen und wissenschaftlichen Bereichen stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis von Medialität und Geschlecht. Die siebente Kunsthistorikerinnentagung rückte diese Verknüpfung in den Blick der Kunstwissenschaft. Der Einzug neuer Medien in Kultur und Gesellschaft wurde, vergangenen Medienrevolutionen vergleichbar, von euphorisch-utopischen Diskursen begleitet; denen standen kulturpessimistische Positionen gegenüber. In einer kunst- bzw. bildwissenschaftlichen Perspektive kann die Debatte nicht auf die neuen Medien beschränkt bleiben. Auch für die historischen künstlerischen Medien stellt sich die Frage nach den jeweils medienspezifischen Machtverhältnissen, Codierungen und geschlechtsspezifischen Konnotationen. Der vorliegende Tagungsband liefert Beiträge zu aktuellen Bilderpolitiken, zum architektonischen Raum unter medialen Aspekten, zu Cyber- und Videokunst aus der Perspektive visueller Geschlechtersemantik, zur Generierung von Körperbildern als mediale Effekte, zu den medialen Umschlägen in der historischen Bildproduktion. Neben dem digitalen Bild werden Video, Film, Fotografie, Malerei, Buchmalerei und Druckgraphik untersucht.
Jenseits des Spiegels
Das Sehen in Kunstgeschichte und Visual Culture Studies
- 270pages
- 10 heures de lecture
Kunstgeschichte und Visual Culture Studies haben das Sehen als Grundlage wissenschaftlichen Handelns gemeinsam. Mit diesem Fokus betrachtet Susanne von Falkenhausen erstmals Kunstgeschichte und Visual Culture Studies in vergleichender Perspektive. Seit dem Aufkommen der Visual Culture Studies um 1990 ist ihr Verhältnis zur Kunstgeschichte geprägt von Grenzpatrouillen im gemeinsamen Feld des Visuellen: Debatten, Polemik, Abgrenzungsrhethorik. Mit einer Lektüre elementarer Texte aus beiden Gebieten lässt Jenseits des Spiegels diese konfrontative Dynamik hinter sich. Die Frage nach dem Sehen als wissenschaftliches Handeln zieht sich durch die vergleichenden Analysen. Im Fokus stehen der Umgang mit visuellen Ordnungen wie der Zentralperspektive, die Auffassungen des Verhältnisses von Sehen und Wirklichkeit, von Sehen und Fremdheit/Alterität, Sichtbarkeit als politische Ressource, das Konzept der Identität und die Denkfigur des Lacan’schen Blickregimes, des Gaze. Im Ergebnis stellt sich die Frage nach einer Ethik des Sehens.
KugelbauVisionen
Kulturgeschichte einer Bauform von der Französischen Revolution bis zum Medienzeitalter
- 212pages
- 8 heures de lecture
Die Geschichte des Kugelbaus als Kultraum im Sinne eines kollektiven, einheitsschaffenden und universalisierenden Kommunikations- und Erfahrungsraumes reicht von der Französischen Revolution bis zu den aktuellen Medienarchitekturen. Bauvisionen für die Tempel des Peuple souverain, Nationaldenkmäler, Volkstempel in NS-Deutschland und der Sowjetunion, die Architekturen für mediengesteuerte, immersive Erfahrungsräume in Weltausstellungen, Themenparks, Omnimax-Kinos und Museumsbauten sowie die Blob-Architektur des letzten Jahrzehnts bilden den Stoff dieser Geschichte. Die zwei Jahrhunderte überspannende Genealogie dieser modernen Kultarchitektur führt zu einer Kritik der totalisierenden Bedeutungsräume der Netzmetaphorik im digitalen Zeitalter und der Entwurfsideologien des »liquid design«. Das Buch ist eine (Kultur-)Geschichte architektonischer Formen für Kulträume der Einheit in der Moderne und eine »Schule des Sehens«, die überraschende Affinitäten zwischen der klassischen Kugeltypik und den digital erzeugten Bauvisionen der Gegenwart herausarbeitet. Es leistet so eine ebenso verblüffende wie konzeptuell überzeugende Kritik der Architektur, ja der medial geprägten Kultur der Gegenwart.