Für Friederike Nachtigal, eine junge Frau aus bürgerlichem Hause, scheint sich ihr Lebenstraum zu erfüllen, als ihr die Leitung des Erfurter Kindergartens angeboten wird. Sie lebt Mitte des 19. Jahrhunderts in der Reaktionszeit nach den gescheiterten Revolutionen der Jahre 1848 und 1849 und hat einen der ersten modernen Frauenberufe ergriffen. Bei Friedrich Fröbel in Marienthal ließ sie sich zur Kindergärtnerin ausbilden, doch der behördliche Weg zur Genehmigung der Übernahme des Kindergartens ist steinig. Nachdem alle Hürden genommen sind, widmet sich Friederike mit Hingabe ihrer Arbeit mit den Kindern und genießt gesellschaftliches Ansehen. Sie ahnt nicht, dass sie bereits ins Intrigen-Netz der preußischen Geheimpolizei geraten ist. Die Handlung der Geschichte spielt in Thüringen, dem Heimatland des Kindergartens, insbesondere in den Städten Rudolstadt, Gotha, Erfurt und Nordhausen.
Jürgen Reyer Livres






Eugenik in der Petrischale ist keine müßige Spekulation mehr und wird gegenwärtig als liberale Eugenik ausführlich diskutiert. Damit steht die anthropologische und sozialethische Arbeitsgrundlage der Pädagogik zur Disposition. Eine biowissenschaftlich modernisierte Erziehungswissenschaft wird um das Thema Eugenik nicht herum kommen.
Die Kleine Geschichte der Sozialpädagogik liefert einen einführenden, gleichwohl umfassenden Überblick über die Entwicklung der sozialpädagogischen Theorien. Entlang der historisch gehaltvollen Gegenüberstellung von Individuum einerseits und Gemeinschaft andrerseits wird sehr anschaulich gezeigt, in welchem Spannungsverhältnis sich die Sozialpädagogik herausgebildet hat. Zwar Setzt die Sozialpädagogik immer schon das prinzipiell freie Individuum voraus, andrerseits ist es in zwar zeitgeschichtlich gebundene, aber dennoch überindividuelle Zusammenhänge eingebunden. Dabei ist gerade von besonderem Interesse, wie sich diese überindividuellen Zusammenhänge im Laufe der Zeit verändern, welche Schwierigkeiten sich bei der (Re-)Integration von Personen ergeben und welche Antworten die Sozialpädagogik auf dieses Spannungsgefüge jeweils anbietet. Hierbei wird ein sowohl spannender als auch spannungsreicher Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft deutlich. Aber über diese Dimension hinausführt die von Reyer verfolgte Fragestellung zugleich in die aktuell und mit Vehemenz geführte AuseinanderSetzung zwischen Sozialpädagogik und Allgemeiner Pädagogik. Hier eröffnet die Kleine Geschichte der Sozialpädagogik neue Perspektiven und überschreitet damit die Grenzen traditioneller Geschichtsschreibung!
Die Kinderkrippe in Deutschland
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Seit ihrer Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kinderkrippe als institutionelle Tageseinrichtung für Säuglinge und Kleinstkinder mit dem Problem fehlender gesellschaftlicher Anerkennung konfrontiert. Im Gegensatz zum Kindergarten blieb ihre Notwendigkeit bis in die Gegenwart stets umstritten. Jürgen Reyer und Heidrun Kleine haben die erste zusammenhängende Sozialgeschichte der Kinderkrippe in Deutschland vorgelegt: Wann und warum entstanden die ersten Krippen? Warum hat sich die Krippe nicht zusammen mit dem Kindergarten entwickelt? Wie hängt die Entwicklung der Krippen mit der Entwicklung der Berufstätigkeit von Müttern zusammen? Neben der ausführlichen Darstellung der Gründungsphase und der Situation während des Kaiserreiches nimmt die Analyse der Krippengeschichte in der ehemaligen DDR einen breiten Raum ein. Ein Buch für Mitarbeiter(innen) in Einrichtungen der öffentlichen Kleinkinderziehung und sozialgeschichtlich Interessierte. Prof. Dr. Jürgen Reyer lehrt Erziehung in früher Kindheit und Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Erfurt; Heidrun Kleine, Diplompädagogin, ist freiberuflich tätig als Referentin im Bereich Ausbildung und Fortbildung für Erzieherinnen.
Die Bildungsaufträge des Kindergartens
Geschichte und aktueller Status
Der Ausdruck »Bildungsauftrag des Kindergartens« wird in der frühpädagogischen und bildungspolitischen Diskussion häufig gebraucht, ist jedoch alles andere als begrifflich klar. Der Verfasser analysiert drei aktuelle Auftragsverständnisse und zeigt ihre historischen Hintergründe auf. In den frühpädagogischen und bildungspolitischen Reformdiskussionen zum Elementarbereich wird auch die Frage nach dem Bildungsauftrag des Kindergartens gestellt. Die einen wollen ihn im sozialpädagogischen (sozialintegrativen) Aufgabenbereich belassen, andere plädieren für einen »eigenständigen Bildungsauftrag« und wieder andere sprechen sich für einen Bildungsauftrag innerhalb des Bildungssystems aus. Der Autor analysiert diese drei Auftragsverständnisse und zeigt ihre historischen Hintergründe auf. In einem eigenen Kapitel geht es um die Frage nach dem Einfluss des Reformprozesses und seiner Bildungsverständnisse auf den akademischen Status einer Pädagogik der frühen Kindheit.
Deutschland weist im Bildungssystem einen signifikanten Abstand zwischen dem Elementar- und Primarbereich auf, bedingt durch historische Abgrenzungsmotive. Die Entwicklung von Kindergarten und Grundschule war stets von dem Bestreben geprägt, gesellschaftliche und bildungspolitische Anerkennung zu erlangen und ihre jeweilige pädagogische Identität zu definieren, oft durch Abgrenzung zur anderen Einrichtung. Diese Trennung spiegelt sich auch in der historischen Forschung wider, wo Interessierte zahlreiche Bücher und Nachschlagewerke konsultieren müssen, um grundlegende Informationen zur Geschichte beider Institutionen zu erhalten. Die „Einführung in die Geschichte des Kindergartens und der Grundschule“ zielt darauf ab, diesem Mangel entgegenzuwirken. Sie verfolgt drei Hauptziele: Erstens soll sie Grundlagenwissen für die Ausbildung an Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten bereitstellen, wobei der Fokus auf Lernenden und Lehrenden liegt. Zweitens wird eine Einführung in das wissenschaftliche Studium der Geschichte dieser Bildungseinrichtungen geboten, um das Interesse am Weiterstudium zu fördern. Drittens wird die Geschichte als Mittel zur Gegenwartserhellung betrachtet, indem die Ursachen für den Abstand zwischen Kindergarten und Grundschule untersucht werden, um ein Problembewusstsein für deren heutiges Verhältnis zu schaffen.