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Peter Hörhager

    Türme in Schwaz
    Die Burg
    Schwaz und die Meistersinger
    Schwaz und seine Schützen
    Ernst Brandl und das Penicillin V
    Schwaz und die Reformation
    • Schwaz und die Reformation

      Martin Luthers Spuren und Einflüsse auf Alltag und Leben in der Silberstadt vor 500 Jahren bis heute.

      Heuer vor 500 Jahren erhielt der 72 Meter hohe Turm der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt seinen kupfernen Helm - ein weithin sichtbares Zeichen für den Schwazer Bergsegen. Erstens wegen der Kupfereindeckung, zweites wegen der Größe und Ausstattung der Kirche selbst. Heuer vor 500 Jahren gab es aber auch ein weltgeschichtliches Ereignis: Am 31. Oktober 1517 veröff entlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel und löste damit gewaltige Umwälzungen in ganz Mitteleuropa aus. Und damit sind wir beim Anlass für diese Schwazer Kostbarkeit: Der an und in der Schwazer Kirche sichtbare Bergsegen (sie erhielt ja sogar einen Altar vom berühmten Veit Stoß) und die Reformation sind miteinander verquickt. Schwaz war zur europäischen Bergbaumetropole aufgestiegen und zählte mehr als 20.000 Einwohner. Das Gros der Knappen kam aus Ländern, in denen die Lehren des Bergmannssohns Luther auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Sie waren es also vor allem, die lutherische Gedanken und Schriften ins Tirolische importierten. In Schwaz wiederum waren unter anderen die Fugger Betreiber des Bergbaus, und sie transferierten - als Bankiers der Päpste - die in Deutschland gesammelten Ablassgelder nach Rom. Auch Hans Sachs, der sich schon früh auf die Seite der Reformation geschlagen hatte, weilte mehrmals in Schwaz. Und aus Schwaz stammen die Frundsberger, deren berühmtester Abkömmling, der allerdings schon in Mindelheim geborene Jörg von Frundsberg, nach Rom zog, um den Papst zu henken. Und nicht zu vergessen: Die in Schwaz wirkenden Franziskaner waren in der Gegenreformation ein Bollwerk gegen das Luthertum.

      Schwaz und die Reformation
    • Ernst Brandl und das Penicillin V

      Schwazer Kostbarkeiten 11

      Es war – wie in jedem Lehrbuch nachzulesen ist – Dr. Alexander Fleming, der das Penicillin entdeckte. Durch Zufall. Bei Studien in seinem Laboratorium in London bemerkte er, dass eine seiner Bakterienkulturen „verdorben“ beziehungsweise teilweise mit blaugrünem Schimmel bedeckt war. Dabei stellte er fest, dass sich die von ihm angesetzten Staphylokokken- Kolonien in einem beträchtlichen Umkreis um den Schimmelwuchs zersetzt hatten. Das war im Jahre 1928. Wie Fleming bei weiteren Versuchen entdeckte, hatte die Substanz, die er Penicillin nannte, eine fast unglaubliche Wirkung: Sie verhinderte die Ausbreitung vieler tödlicher Keime. 24 Jahre später schlug die Stunde von Dr. Ernst Brandl. Der Schwazer unterrichtete am 7. Jänner 1952 die Geschäftsleitung der Biochemie Kundl von seiner Entdeckung des säurestabilen Penicillins. Damit war erstmals ein Weg gefunden, den Wirkstoff auch als Tablette oder Sirup zu verabreichen. Am 10. Februar desselben Jahres gelang Brandls Freund und Studienkollegen Dr. Hans Margreiter die Isolierung der Penicillin V-Säure. Am 22. April 1952 wurden die neue Substanz und ihr Herstellverfahren in Österreich zum Patent angemeldet. Dank der Entdeckung der zwei Tiroler entwickelte sich die Biochemie Kundl zu einem Pharmaunternehmen von Weltgeltung. Sein Vermögen brachte Ernst Brandl, der auch ein feinsinniger Poet war, in eine Stiftung ein.

      Ernst Brandl und das Penicillin V
    • Die Schützen prägen das Land Tirol in besonderer Weise. Ihr Einsatz in kriegerischen Auseinandersetzungen über 500 Jahre hat Legenden hervorgebracht und Persönlichkeiten geformt, die das Selbstbewusstsein der Menschen entscheidend beeinflussten. Das Jahr 2018 bietet Anlass, das Schützenwesen in Tirol und Schwaz zu reflektieren: Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg mit dramatischen Folgen und sozialer Not. Die folgenden Jahrzehnte brachten das menschenverachtende Regime des Nationalsozialismus hervor, und 1938 wurde Österreich an Nazideutschland angeschlossen. Heute sind die Schützenkompanien in Schwaz ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Sie setzen sich für Frieden, Freiheit und eine demokratische Gesellschaft ein und bewahren lebendige Traditionen, aus denen Kraft für die Gegenwart und Zukunft geschöpft wird. „Wir sind ganz auf der Höhe der Zeit. Wir stehen zum Wertvollen und stellen uns dem Heute mit den Mitteln der Zeit.“ (Bund der Tiroler Schützenkompanien) Diese Ausgabe der Schwazer Kostbarkeiten würdigt die vielen ehrenamtlichen Mitglieder der Schützenkompanien und Traditionsverbände und macht ihr positives Wirken einem breiten Publikum bewusst.

      Schwaz und seine Schützen
    • Als Schwaz „aller perckhwerck muater“ (Landreim aus dem Jahr 1558) war und zum zweitgrößten Ort im heutigen Österreich anwuchs, beherbergte es dank seines Reichtums auch Personen von Weltgeltung: Kaiser, wie Maximilian I. und Karl V., und Landesfürsten, aber auch Vertreter des Geldadels (unter ihnen Berwerksbetreiber wie die Stöckl, Fieger, Tänzl, Fugger und Baumgartner), Wissenschafter (unter anderem den berühmten Paracelsus), Künstler (Veit Stoß, Christof Scheller, Erasmus Grasser, Hans Maler zu Schwaz, Br. Wilhelm von Schwaben, Alexander Colin und andere) sowie einen „schuhmacher und poet dazu“. Bei Letztgenanntem handelt es sich um Hans Sachs (1494-1576). Der Nürnberger, der unzählige Fasnachtsspiele, Schwänke, Dramen und Meisterlieder hinterließ, weilte 1513 in Schwaz. Hans Sachs , dem Richard Wagner mit der Oper „Die Meisterinsger von Nürnberg“ ein musikalisches Denkmal setzte, verfasste in Schwaz den Schwank „Die Bäuerin mit der dicken Milch“, in dem auch „Schwatz im Inthal“ genannt wird. Außerdem initiierte er die Gründung einer Meistersingerschule. Vom damals prachtvoll ausgeschmückten Meistersingersaal gibt es nur noch Fragmente, „Meistersinger“ gibt es in Schwaz aber noch immer.

      Schwaz und die Meistersinger
    • Amerika war noch nicht entdeckt, und Tirol gehörte noch nicht zu Österreich, als auf einem Hügel über „suates“ bereits ein Wohnturm der Freundsberger thronte. Im 12. Jahrhundert errichtete das von den Grafen von Andechs erhobene Geschlecht sein Stammschloss, das eher ein Wohnturm war, der unterste Teil des heutigen Burgfrieds. Der Burghügel war wahrscheinlich schon früher besiedelt, da in der Umgebung von Schwaz bereits ab 1500 v. Chr. Kupfer abgebaut wurde. Die strategisch günstige Lage des Hügels machte ihn zu einem attraktiven Bauplatz. Das Wahrzeichen von Schwaz geht auf die Freundsberger zurück, die 1467 nach Mindelheim übersiedelten, während der Name der Burg blieb. Unter Sigmund dem Münzreichen erhielt die Burg kurzzeitig den Namen „Sigmundsfried“. Heute ist die Burg ein kunsthistorisches Juwel und ein markanter Aussichtspunkt, der sich als lohnendes Ausflugsziel präsentiert. Besucher können die Burg erkunden, die Aussicht genießen und in der Umgebung verweilen. Die Erstürmung von Freundsberg lohnt sich heute mehr denn je.

      Die Burg
    • Vom 12. Jahrhundert bis in die Jetztzeit reicht die Zeitspanne, aus der die noch existenten Türme der Silberstadt stammen. Früher Stein auf Stein, teilweise marmorverziert, jetzt Beton und Glas; spitz; mit rundem oder quadratischem Grundriss; roh oder verputzt; glockenbehangen oder (und) als Vogelparadies dienend; museal; nach wie vor als Stiegenaufgang genutzt, Übungs- und Trainingsgerät - die Funktion der steinernen Monumente von Schwaz ist vielschichtig. Vom ältesten - dem öffentlich zugänglichen Bergfried von Schloss Freundsberg - blickt man auf all die anderen Türme der Stadt: Kirchtürme, Stiegenturm, Dachreiter, den Turm der neuen Feuerwehrzentrale. Die steinernen Riesen prägen das Stadtbild von Schwaz, sind gleichermaßen markante Wegweiser und Wahrzeichen. Sie sind es wert, als „Schwazer Kostbarkeiten“ eingestuft zu werden - ihnen ist daher Band zwei der Buchreihe gewidmet.

      Türme in Schwaz