Matthias Ruoss untersucht in seiner Studie die Rolle von Krediten in prekären Ökonomien des deutschsprachigen Europas und deren Auswirkungen auf individuelle und gesellschaftliche Strukturen. Er analysiert, wie Kredite sowohl als Unterstützung als auch als Risiko fungieren und beleuchtet den Umgang der Menschen mit Kreditunsicherheiten. Anhand von Beispielen wie Nähmaschinen und Möbeln zur Zeit der Hochindustrialisierung zeigt er, wie Ratenkredite haushaltszentrierte Produktionsmuster prägten. Zudem thematisiert er den Einfluss von Arbeit, Geschlechterideologie und politischer Macht auf die Expansion des Kreditnexus.
Matthias Ruoss Livres




Vergangenheit aneignen oder bewältigen?
Zwei konkurrierende Deutungen des deutschen Sonderwegs
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Die Untersuchung widmet sich den vielfältigen Ursachen des deutschen Sonderwegs und beleuchtet die konkurrierenden Deutungen, die in der Geschichtsschreibung existieren. Im Mittelpunkt steht die gesellschaftliche Bedingtheit dieser Interpretationen, wobei die Arbeit die Annahme vertritt, dass Geschichtsschreibung stets einen bestimmten Zweck verfolgt. Durch die Analyse des Zusammenhangs zwischen den Deutungen des deutschen Sonderwegs und den jeweiligen Auffassungen der Autoren über die Funktion der Geschichte wird ein tieferer Einblick in die historiografischen Perspektiven ermöglicht.
Fürsprecherin des Alters
Geschichte der Stiftung Pro Senectute im entstehenden Schweizer Sozialstaat (1917–1967)
Viele haben von der Stiftung Pro Senectute gehört, doch ihre Entstehungsgeschichte bleibt weitgehend unbekannt. Diese Studie beleuchtet die Rolle der 1917 gegründeten Organisation, die als „Fürsprecherin des Alters“ fungierte, beim Aufbau des Sozialstaats und der Prägung ihrer privaten Fürsorgearbeit. Da die Einführung der AHV bis 1948 verzögert wurde, begann die Stiftung nach dem Ersten Weltkrieg, bedürftige alte Menschen mit Spendengeldern zu unterstützen. Der Bund betrachtete die private Fürsorge als Übergangslösung, die subventioniert werden sollte. Die Studie zeigt, wie Sozialpolitiker, Beamte und Stiftungsmitarbeitende in der Zwischenkriegszeit eine Entwicklung des Sozialstaats „von unten“ vorantrieben und die Altersvorsorge als öffentlich-private Verbundaufgabe etablierten, die international einzigartig ist. Zudem wird deutlich, wie die Kooperation zwischen der Stiftung und dem Staat die Wohlfahrtsproduktion in der Schweiz beeinflusste. Die Einführung der AHV verdrängte die Stiftung nicht, sondern ermöglichte eine Neuorientierung hin zu einer Fach- und Dienstleistungsorganisation. Nach 1948 verlagerte sich der Fokus der gemeinnützigen Arbeit zunehmend auf die Gestaltung des Ruhestands statt nur auf die Bekämpfung der Altersarmut.