Die Mendelssohns haben die deutsche Geschichte vom 18. bis ins 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Ihre Einflüsse erstrecken sich über Kunst, Musik, Politik, Philosophie, Religion, Wirtschaft, Wissenschaft, Justiz, Medizin, Publizistik, Sozialarbeit und Mäzenatentum. Ohne sie hätten sich diese Bereiche in Berlin, Preußen und im Deutschen Reich anders entwickelt. Anlässlich des 250. Jahrestages der Hochzeit von Moses Mendelssohn und Fromet Gugenheim fand im Juni 2012 in Berlin ein wissenschaftlicher Kongress statt, der sich mit der gesamten deutsch-jüdisch-christlichen Familie Mendelssohn über fünf Generationen beschäftigte. Die Beiträge des Tagungsbandes beleuchten prominente Familienmitglieder wie den Kaufmann-Philosophen Moses sowie die Komponisten Fanny und Felix. Darüber hinaus werden zahlreiche andere herausragende Mendelssohns, das Bankhaus Mendelssohn & Co. und zentrale Themen wie Religions- und Namenswechsel, Geschlechterrollen und bürgerliche Verantwortung behandelt. Viele der Beiträge basieren auf neuem Quellenmaterial und erweitern den aktuellen Wissensstand erheblich. Mit Beiträgen von zahlreichen Forschern wird ein umfassendes Bild der Familie und ihres Einflusses auf die deutsche Gesellschaft gezeichnet.
Sebastian Panwitz Livres




Der aus Bamberg stammende Oscar Wassermann (1869-1934) stieg durch gute Ausbildung und harte Arbeit zum Vorstandssprecher der Deutschen Bank auf. Für seine Mitarbeiter war er ein Vorbild: eiserner Pflichterfüller und zugewandter Mutmacher. Wassermann war Deutscher jüdischen Glaubens und gleichzeitig überzeugter Zionist. Über den zunehmenden Antisemitismus machte er sich keine Illusionen. Eine Herzensangelegenheit war für ihn die Förderung der Kunst und der Kultur. In seiner Villa im Berliner Tiergartenviertel veranstaltete er Abendgesellschaften und Hauskonzerte. 650 berühmte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik von Albert Einstein, Thea von Puttkamer, Max M. Warburg, bis Chaim Weizman haben sich in Oscar Wassermanns Gästebuch verewigt. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 war es endgültig vorbei mit weltoffenem Gedankenaustausch zwischen Juden und Nichtjuden. Oscar Wassermann wurde sofort aus seiner Position gedrängt, und er starb an gebrochenem Herzen. Das Gästebuch verschwand. Es gelangte vor 22 Jahren auf rätselhaften Wegen über Venezuela zurück nach Berlin. Dem Engagement der Verlegerin Nea Weissberg und dem Historiker Dr. Phil. Sebastian Panwitz ist es zu verdanken, dass Wassermanns Gästebuch veröffentlicht wird und damit auch ein wertvolles Zeugnis dieser Zeit. Alexandra Jacobson
Das Haus des Kranichs
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Die Geschichte der Privatbankiers von Mendelssohn & Co. ist die eines Unternehmens, das über fünf Generationen von einer prominenten deutschen Familie, von ungewöhnlichen Persönlichkeiten geführt wurde. In seiner Entwicklung spiegelt sich nicht nur größere Politik- und Wirtschaftsgeschichte, es nahm selbst Einfluss auf diese. Das Buch stellt die Frage nach der Ethik des Privatbankiers auf persönlicher wie auf gesellschaftlicher Ebene, im Bewusstsein, dass Besitz nicht nur mit Möglichkeiten, sondern ebenso mit Verantwortung verbunden ist: eine Alternative zu den heute im Finanzwesen dominierenden Werten und der Beweis, dass man auch mit klaren ethischen Grundsätzen in diesem Zweig wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich sein kann.
Die Gesellschaft der Freunde wurde 1792 als eine Interessensvertretung junger Aufklärer gegründet. Wie keine andere Organisation spiegelte sie die Entwicklung der Berliner Judenschaft vom „Ausbruch aus dem Ghetto“ im späten 18. Jahrhundert bis zur Zerstörung durch die Nationalsozialisten wider. Nach den napoleonischen Kriegen etablierte sich der Verein mit seinem großen Haus nahe dem Alexanderplatz als das eigentliche Kulturzentrum des gesamten Berliner Judentums. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Gesellschaft der Freunde zu einem inoffiziellen Zentrum der Inhaber und Manager der Berliner führenden Banken, Unternehmen, Handelshäuser und Medienkonzerne: die Mendelssohns, Liebermanns, Rathenaus, Ullsteins, Mosses – sie alle gehörten zu den Freunden, wie sich die Vereinsmitglieder untereinander nannten. Den Nationalsozialisten erschien diese Organisation zu gefährlich, 1935 erfolgte das Verbot. Ein Restitutionsversuch in den 1950er Jahren scheiterte an den internationalen jüdischen Großverbänden, die einem Wiederaufbau jüdischen Lebens in Deutschland feindlich gegenüberstanden. Dem Historiker Sebastian Panwitz gelingt es, mit diesem Buch auf exemplarische Weise eine vergessene Organisation zurück an ihren ursprünglichen Platz zu führen: ins Zentrum der Berliner Geschichte.