Ordnung schaffen
Bäuerliche Selbstverwaltungen und Obrigkeit im ausgehenden Zarenreich (1834–1889)
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Die russische Bauerngemeinde war im ausgehenden Zarenreich ein vielschichtiges Objekt von Ordnungsvorstellungen. Während Eliten sie als rückständig verurteilten, idealisierten andere sie als Ausdruck kollektiver Identität oder funktionalisierten sie im Verwaltungsapparat. Für die Bauern war die Gemeinde zentral: Sie regelte ihr Zusammenleben, verwaltete wirtschaftliche Belange und bestimmte die Beziehungen zur Obrigkeit. Reformideen, die eine regelgebundene Verwaltungsrationalität propagierten, ließen sich nur schwer auf die Gemeinden anwenden. Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft 1861 entstand eine Kontroverse über die Integration der Bauern in den Staat. Es stellte sich die Frage, wie Ordnung und staatliche Interessen gewahrt werden könnten: Sollten die Gemeinden Teil der Staatsverwaltung werden oder ihre Sonderstellung bewahren? Welche Rolle spielten der örtliche Gutsadel und die Bürokratie? Das Buch untersucht die Wechselbeziehungen zwischen staatlichen und gutsherrschaftlichen Reformern sowie den bäuerlichen Selbstverwaltungen im Gouvernement Rjazan’ von 1834 bis 1889. Besonders im Fokus steht, wie die rechtliche Isolation der Bauernschaft vom Rest der Gesellschaft am Ende dieses Zeitraums nicht verringert, sondern verstärkt wurde.
