Die Tatsache, daß Lernende auf Lernanforderungen und Lernangebote mit Ablehnung, Zurückweisung, Abwehr und Unengagiertheit, d. h. mit Widerstand reagieren, gehört zu den alltäglichen Erfahrungen von Lehrenden in allen Bereichen. Lernende widersetzen sich Lehrbemühungen mitunter massiv. Dennoch stellen Widerstände in Lehr-Lern-Prozessen einen weitgehend blinden Fleck erziehungswissenschaftlicher Forschung dar. Die Arbeit fragt daher nach Hintergründen und Ursachen für solche Widerstände und läßt dabei die bislang vernachlässigten «widerständigen» Subjekte zu Wort kommen. Sie untersucht hierzu exemplarisch ein Dozententraining zur pädagogischen Weiterbildung von Lehrkräften. Es zeigt sich dabei, daß Lernende nicht nur gute Gründe brauchen, um überhaupt zu lernen, sondern auch, daß es subjektiv gute Gründe geben kann, nicht zu lernen. In welchem Maße Lehrende die Zurückweisung ihrer Lernangebote als Widerstand wahrnehmen, hängt indes von den Vorstellungen ab, die sie über das Lernen entwickelt haben. Eine widerstandsbewußte Gestaltung von Lehr-Lern-Settings setzt Umdenkprozesse bezüglich traditioneller Lernkonzepte voraus und stellt hohe Anforderungen an die personale Kompetenz von Lehrenden.
Thomas H. Häcker Livres




Inklusion als Entwicklung
Konsequenzen für Schule und Lehrerbildung
Die theoretischen und empirischen Beiträge des Bandes nehmen den Inklusionsdiskurs und die Folgen für allgemein bildende, berufsbildende und sonderpädagogische Lehrämter in den Blick. Sie zeigen Perspektiven für die inklusive Entwicklung der Allgemeinen Didaktik, der Fachdidaktik und die Unterrichts- und Schulentwicklung auf. Die Sichtweisen der Subjekte erfahren besondere Beachtung. Verwiesen wird zudem auf die Notwendigkeit einer inklusiven Entwicklung von Kommunen und Regionen. Herausforderungen ergeben sich weiterhin für die bildungspolitische Gestaltung des Bildungswesens. Es zeigt sich nach wie vor der dringende Bedarf, den Inklusionsbegriff bildungstheoretisch zu verorten, sozialtheoretisch zu dekonstruieren und seine Relation zum Begriff der Heterogenität zu klären, denn: Betrachtet man den Inklusionsbegriff als einen besonderen Reflexionsmodus, wird schnell sein kritisches Potenzial erkennbar, etwa mit Blick auf die Frage: Wie halten wir es eigentlich mit den Menschenrechten?
Mit dem 1999 einSetzenden Bologna-Prozess und der im gleichen Jahr von der Kultusministerkonferenz veröffentlichten Expertise „Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland“ hat die Reform der Lehrerbildung innerhalb des letzten Jahrzehnts stark an Bedeutung gewonnen. Internationale und bundesweite Diskussionen wurden dadurch maßgeblich beeinflusst. Die Brisanz und Aktualität des Themas wird nicht zuletzt durch die flächendeckende Einrichtung von Lehrerbildungszentren an lehrerbildenden Universitäten und Hochschule verdeutlicht. Im vorliegenden Band werfen acht Expertinnen und Experten aus dem Lehrerbildungsbereich einen Blick auf Facetten dieser aktuellen Diskussion und befassen sich mit ausgewählten Fragen der Lehrerbildungsreform wie mit dem Prozess der Bachelor-Master-Umstellung, der Eignungs- und Neigungsklärung, der Rolle der Fachdidaktiken, der integrativen Schule und der Evaluation der Lehrerbildung. Die Beiträge gehen auf die Ringvorlesung „Lehrer/-innenbildung in (neuen) Bildern“ im Sommersemester 2009 an der Universität RoStock zurück
Dem schulischen Portfolio liegt eine alte, pädagogische Idee zugrunde: die Integration von Bewertungs- und Unterrichtsfunktion zur individuellen Lernförderung. Die Arbeit mit Portfolios verbindet Lernen, Lehren und Beurteilen und erweitert die konventionelle Leistungsfeststellung um die Möglichkeit der Leistungsdarstellung. Portfolioarbeit basiert auf den Prinzipien Kommunikation, Partizipation und Transparenz und zielt auf die Reflexion des eigenen Lernens, um eine zunehmend selbstbestimmte Steuerung zu ermöglichen. Der Ansatz knüpft an eine Tradition der (Schul-)Pädagogik an, die bereits in der Reformpädagogik zu finden ist. Ziel ist es, dass Lehrende und Lernende durch authentische Dokumente ein umfassendes Bild von Kompetenzen, Fortschritten und Entwicklungen gewinnen. Diese (Schul-)Pädagogik dient der Spurensicherung, um Lernwege und Lernergebnisse für die Reflexion verfügbar zu machen und damit selbständigeres Lernen zu fördern. Das Portfolio wird als Reforminstrument zur Weiterentwicklung der Lern-Lehr-Kultur angesehen. Erfahrungen zeigen jedoch, dass Portfolios die grundlegenden Funktionswidersprüche des Schulsystems nicht auflösen, sondern diese oft noch deutlicher sichtbar machen.