Gerechtigkeit, Politik und Kultur im 21. Jahrhundert
Die Globalisierung bringt neue ethische Herausforderungen mit sich. Trotz kultureller Unterschiede sollten alle Menschen ein Mindestmaß an Lebensqualität haben. Der kosmopolitische Suffizientarismus fordert globale Gerechtigkeit, ohne die politische Selbstbestimmung der Gemeinschaften oder die kulturelle Vielfalt zu gefährden.
Die Corona-Krise zwingt uns zu gewaltigen Veränderungen unserer privaten Lebensführung und erfordert höchst umstrittene politische Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und zur Verteilung knapper Ressourcen. Sie verlangt große Anstrengungen von den Wissenschaften, und sie hat nicht zuletzt erhebliche Auswirkungen auf die kulturelle Identität von Gemeinschaften. Dieses Büchlein gibt einen Überblick über die wichtigsten Fragen und Probleme, die eine globale Pandemie für die philosophische Ethik aufwirft. Nach einer Analyse des Begriffs und des Werts der Gesundheit präsentiert und bewertet es die prominentesten Lösungsvorschläge und soll mit einer Reflexion über die Forderungen der Gerechtigkeit und die Inhalte eines guten Lebens zur Orientierung unseres persönlichen und politischen Handelns beitragen.
Das vorliegende Werk ist von doppeltem Wert: Es entfaltet eine Theorie der politischen Vernunft, die sowohl der Maximierung des Allgemeinwohls verpflichtet ist, als auch Fragen der nationalen Selbstbestimmung und der internationalen Gerechtigkeit berücksichtigt. Desweiteren informiert es die Leser des deutschen Sprachraums über den aktuellen Stand der Auseinandersetzung zwischen der Vertragstheorie Rawls' und den utilitaristischen Gegenpositionen von Parfit, Hare sowie Hardin.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass innovatives Handeln in der Gegenwart eine große Wertschätzung erfährt, unternimmt das Buch eine Untersuchung des Begriffs, des Ursprungs, des Werts und der Spielarten der Kreativität. Kreativität ist immer ein bewusstes Menschenwerk, das überraschende Neuigkeiten hervorbringt; dabei können solche Neuigkeiten durchaus unterschiedlich bewertet werden und auch ihre Schattenseiten haben. Zur Anwendung kommt die Lust auf Neues in allen Bereichen des Lebens – in den Künsten und in den Wissenschaften, im Privatleben und in der Politik, bei Beziehungen zu anderen Personen und bei der Beziehung zu uns selbst. Das Buch geht detailliert auf die multiplen Facetten des Phänomens ein. Ob auch künstliche Intelligenzen zu kreativen Leistungen in der Lage sind, ist heute eine wichtige und stark umstrittene Frage, deren Antwort nicht zuletzt vom Begriff der Kreativität abhängen wird. Als besonders förderlich für die Ausbildung und Ausübung einer Lust auf Neues haben sich das Nichtstun, die Langeweile und Tagträumereien erwiesen.
Ziel des Buchs ist eine Beschreibung und Bewertung der Idee der Demokratie. Zu diesem Zweck klärt Rinderle ihre historischen Ursprünge, ihre normativen Grundlagen und politischen Mechanismen und präsentiert aktuelle Herausforderungen und mögliche Anwendungskontexte. Durch eine klare Begrifflichkeit und konkrete Beispiele soll ein breiter Kreis von Lesern in die Lage versetzt werden, sich selbst ein fundiertes Urteil zum Thema zu bilden.
Peter Rinderle untersucht das Wechselverhältnis zwischen den ästhetischen und den ethischen Dimensionen von Musik. Er präsentiert zwei eng verknüpfte Thesen. Erstens: Die ethische Dimension von Musik kann einen Beitrag zu ihrer ästhetischen Wertschätzung leisten. Zweitens: Umgekehrt kann die ästhetische Erfahrung von Musik ihrerseits eine ethische Bedeutung annehmen. Sie kann die emotionale Phantasie des Hörers beflügeln und so auch eine Spiegelung des Selbstverständnisses des Menschen ermöglichen. In einem letzten Kapitel wendet sich der Autor dem Verhältnis von Musik und politischer Ethik zu: Sein Interesse gilt insbesondere der Frage, ob und wie Musik zur Artikulation und Kultivierung von Emotionen (Freiheitsliebe, Hoffnung, Toleranz und Mitgefühl) beitragen kann, die für die politische Kultur einer liberalen Demokratie wichtig sind.
Als Hörer schreiben wir Musikstücken oft bestimmte emotionale Qualitäten zu, nehmen tönend bewegte Formen in vielen Fällen als Ausdruck von Gefühlen wie Trauer oder Freude, Verzweiflung oder Hoffnung wahr. Dabei wissen wir Ein Musikstück ist kein Lebewesen, das Gefühle hat. Und ein Werk der Instrumentalmusik bietet uns auch keine Beschreibung von Gegenständen oder Situationen, die uns zu Emotionen Anlaß geben könnten. Warum aber erfahren wir Musik dennoch als traurig oder fröhlich, als verzweifelt oder voller Hoffnung? Worauf gründet die musikalische Expressivität? Und warum lassen wir uns emotional von Musik bewegen? Das Buch läßt zunächst die traditionellen Theorien der Expressivität von Musik mit ihren Vorzügen und Schwächen Revue passieren. Anschließend unterbreitet der Autor einen eigenen Wir nehmen ein Werk der Instrumentalmusik als expressive Geste einer imaginären Person wahr. Als Hörer emotionaler Musik stellen wir uns ein empfindungsfähiges Lebewesen vor, das in der Musik seine Emotionen artikuliert und reflektiert. Und so, wie wir im Alltagsleben auf den Gefühlsausdruck anderer Personen emotional reagieren, läßt auch expressive Musik ihre Hörer nicht kalt. Sie lädt sie vielmehr dazu ein, ihrerseits mit Emotionen auf ein Musikstück zu antworten.
Die vorliegende Studie bietet einen originellen Beitrag zur Klärung zentraler Begriffe, Argumente und Alternativen in der zeitgenössischen Werte-Debatte. Der Autor vertritt die These, dass Werte praktische Gründe sind, die unser Handeln und unsere Emotionen leiten. Sie sollten nicht auf Moral oder Gerechtigkeit sowie auf Sekundärtugenden wie Disziplin oder Höflichkeit reduziert werden. Vielmehr sind Werte die Bausteine, aus denen der Mensch ein gutes Leben gestalten kann. Die Untersuchung umfasst ein breites Spektrum, von Lebenswerten über Sinnesfreuden, Freundschaft und Familie bis hin zu Freiheit, Wissen, Kunst und globaler Gerechtigkeit. Der Tübinger Philosoph Peter Rinderle kommt zu dem Schluss, dass die verschiedenen Werte keiner gemeinsamen Quelle entstammen und in einem unversöhnlichen Widerstreit stehen. Dennoch wird die Fähigkeit, unser Handeln und Fühlen zu begründen, durch diesen Konflikt nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Vielmehr ist die Vielfalt der Werte eine essentielle Voraussetzung für eine freie und selbstverantwortliche Lebensgestaltung. Trotz des aktuellen Forschungsstandes richtet sich das Buch an interessierte Laien und bietet einen gut lesbaren Einstieg in die Grundprobleme der philosophischen Ethik, entstanden im Rahmen eines interdisziplinären „Ethisch-philosophischen Grundlagenstudiums“ für Lehramtsstudierende.
Für eine neue Theorie von politischer Verpflichtung und staatlicher Legitimität
Im Zentrum der modernen politischen Philosophie stehen zwei Fragen: Hat der Bürger eine moralische Pflicht zur Befolgung der Gesetze? Kann der Staat ein Recht zur Ausübung politischer Herrschaft beanspruchen? Der Anarchist sieht eine enge Verbindung zwischen diesen Fragen und antwortet negativ. Während jüngere philosophische Anarchisten (Wolff, Simmons) im Gegensatz zu traditionellen Anarchisten keine Pflicht zur Abschaffung des Staates postulieren, analysiert das Buch die Bedeutung, normativen Quellen und Spielarten des anarchistischen Zweifels. Es rekonstruiert kritisch prominente Begründungen für die Pflicht zum Rechtsgehorsam aus der Geschichte politischer Ideen, wie Platons Dankbarkeitsargument, klassisches Naturrecht und Lockes Vertragstheorie, sowie aktuelle Debatten (Harts Fairness, Rawls' Gerechtigkeitspflicht, prozeduralistische und deliberative Demokratietheorien). Das Ergebnis zeigt, dass der Zweifel des Anarchisten nicht ausgeräumt werden kann. Trotz der Unterschätzung des Potenzials klassischer und zeitgenössischer Ansätze durch viele Anarchisten bleiben berechtigte Gründe für Skepsis gegenüber staatlicher Autorität bestehen. Diese Teilergebnisse können jedoch zur Entwicklung einer neuen, multiprinzipiellen Theorie politischer Legitimität beitragen, die insbesondere die enge Verbindung von bürgerlicher Gehorsamspflicht und staatlichem Herrschaftsrecht hinterfragt.