Die Universität ist ein ganz spezieller Lebensraum. Was genau ein Einzelschreibtischforscher ist, wie ein wohlfeiles Nachwort auszusehen hat, zu welchen bisweilen seltsamen Auswüchsen die Jagd nach Drittmitteln und Exzellenzclustern geführt hat, darüber gibt dieses unterhaltsam geschriebene Lexikon Auskunft. Ein unverzichtbarer Führer durch die skurrile Welt der Gelehrsamkeit. „Wer im Studium eine gute Figur machen will, muss die Spielregeln kennen ... ein Campus-Knigge schafft Abhilfe.“ Tilmann Lahme, Frankfurter Allgemeine Zeitung „Insgesamt ist der Campus-Knigge eher eine Art Campus-Roman, denn in seinen Einträgen verbergen sich lauter kleine Geschichten, die ein selbstironisches Bild des Akademiebetriebes zeichnen.“ Judith Luig, die tageszeitung
Milos Vec Livres





Macht ohne Selbstdarstellung ist nicht vorstellbar. Im Hochabsolutismus entsteht die Literaturgattung der „Zeremonialwissenschaft“, die juristische und politische Theorien zur Herrschaftsrepräsentation entwirft. Die Autoren reflektieren die zentrale Frage der absolutistischen Herrschaft und diskutieren die Position der Zeremonialnormen zwischen Recht, Sitte und Moral. Sie thematisieren die Simulation machtvoller Fürstenherrschaft durch Hof-, Staats- und Kanzleizeremoniell, die Kontrolle der als Pöbel betrachteten Untertanen sowie die Steigerung der fürstlichen Reputation im Kontakt mit ausländischen Souveränen und Gesandten. Vom Hof aus wird eine umfassende Propaganda des fürstenstaatlichen Ordnungsmodells betrieben, die zahlreiche Kommunikationsmedien nutzt und auf die Apotheose des Souveräns sowie die Legitimation höfischer Pracht abzielt. Die Inszenierung von Rang und Herrschaft durch Ordnung, Tracht und Zeremoniell wird interdisziplinär analysiert und berührt Bereiche wie Literaturwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts, Politik, Soziologie, Sozialpsychologie und Kunstgeschichte. Repräsentation und Inszenierung des Staates erfordern Bildlichkeit. Auf breiter Quellengrundlage wird die zentrale Rolle der Zeremonialfragen im Hochbarock durch die Analyse machttaktischer Ratschläge zur Selbstinszenierung verdeutlicht.
Recht und Normierung in der industriellen Revolution
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Die intensive Auseinandersetzung des Rechts mit den Herausforderungen von Technik und Wirtschaft hat im 19. Jahrhundert einen tief greifenden gesellschaftlichen Wandel ermöglicht. Infolge neuer Strukturen der Normsetzung entstanden ein neues Rechtsquellensystem und ein Normenpluralismus. Als normsetzende Akteure traten dabei auf: die internationale Staatengemeinschaft, die über völkerrechtliche Verträge und neue zwischenstaatliche Institutionen das Völkerrecht zu einem Kooperationsrecht umgestaltete; auf nationaler Ebene entwickelte sich zwischen parlamentarischem Gesetzgeber, Vereinen, Verbänden und technisch-wissenschaftlichen Institutionen eine Expertengesetzgebung sowie eine institutionalisierte überbetriebliche technische Normung, die in gesellschaftlicher Selbstorganisation stattfand. Auf diesen Feldern wirkten Juristen, Techniker, Ingenieure und andere vielfach vernetzte Expertengruppen zusammen. Die so entstandenen Normen bestrebten nicht nur reaktiv eine „Bewältigung“ der Gefahren der Industrialisierung, vielmehr sollten Innovationen erst ermöglicht werden. Dabei wurden neue Steuerungsinstrumente entwickelt, die bis heute Gültigkeit behalten haben; der werdende Staat der Industriegesellschaft diente als Laboratorium für die Schaffung neuer Regelungsmodelle, deren Aktualität in der „Postmoderne“ eher noch zuzunehmen scheint.
Selbstorganisation
Ein Denksystem für Natur und Gesellschaft
»Selbstorganisation« ist zu einem Leitbegriff verschiedener Disziplinen geworden und inspiriert Naturwissenschaftler ebenso wie Geistes- und Sozialwissenschaftler. »Selbstorganisation« scheint sich zunehmend als eine geeignete Strategie anzubieten, um komplexe Systeme besser zu verstehen – von der Betriebsorganisation über künstliche Welten bis hin zu fremden Ethnien. An den Begriff knüpfen sich philosophische Versprechungen einer neuen Einheit der Wissenschaften: Jenseits der spezialisierten Einzeldisziplinen weckt er Hoffnungen auf eine gemeinsame Beschreibungssprache. Der vorliegende Band überprüft die Möglichkeit des Begriffs- und Methodentransfers zwischen den Disziplinen und fragt nach Einheit und Vielfalt der Selbstorganisations-Konzepte. Dabei kommen auch Praktiker zu Wort: Ökonomen, Politiker und Ethnologen schildern, worin für sie der Reiz der Arbeit mit dem Denksystem Selbstorganisation besteht. Psychologen, Geschichts- und Rechtswissenschaftler, Soziologen, Biologen und Physiker machen deutlich, ob und wie diese Herangehensweise ihre Disziplinen verändert. Das Buch stellt damit Leistungen und Grenzen transdisziplinärer Forschung dar.