Thomas Bedorf Livres






Die Zukunft der Demokratie
- 232pages
- 9 heures de lecture
Die Funktionsweise rechtsstaatlicher Demokratien wird durch neue Herausforderungen in Frage gestellt. Die Globalisierung unterminiert die Steuerungsfähigkeit der Politik und zwingt zur Suche nach einem Regieren jenseits des Nationalstaates. Der wissenschaftliche und technische Fortschritt stellt in Frage, ob überhaupt von allen bewertet werden kann, was alle angeht. Die Ökonomisierung definiert die Rolle des Bürgers neu und verändert unsere Öffentlichkeit, die nach klassischem Verständnis die Politik kritisch begleiten und kontrollieren soll. Wie kann, wie wird die Demokratie der Zukunft aussehen? In Frankreich und Deutschland wird diese Frage gleichermaßen kontrovers diskutiert. Dieser Band versammelt geschichtswissenschaftliche, philosophische, politikwissenschaftliche und soziologische Auseinandersetzungen mit dieser Frage. Neben Beiträgen von Marc Crépon, Silke Mende, Torsten Kathke, Céline Jouin, Katja Laubinger, Tilman Turpin, Alexander Weiß, Felix Heidenreich, Gaëlle Le Dref und Antoine Vergne enthält dieser Band ein Interview mit Jean-Luc Nancy.
Das Politische und die Politik
- 350pages
- 13 heures de lecture
Die gegenwärtige Debatte um den Begriff des Politischen hat ihren Ursprung in der Diagnose, dass das, was in der derzeitigen institutionellen und medialen Aufführungspraxis als »Politik« bezeichnet wird, nicht »das ganze Politische« sein kann. Insbesondere im französischen Sprachraum ist die Differenz zwischen dem Politischen und der Politik zum Ausgangspunkt einer Erneuerung der politischen Theorie geworden, die das Politische abhebt von »bloßer Politik«. Was genau diese Differenz bezeichnet, hängt davon ab, ob das Politische als Norm der Politik, als hegemoniale Intervention, als Ereignis der Unterbrechung oder der Stiftung von Politik formuliert wird. Der Band zeichnet in kritischer Diskussion die Grundlinien der theoretischen Erneuerung nach, die Denker wie Alain Badiou, Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und Jean-Luc Nancy vorangetrieben haben und deren Wurzeln sich auf so unterschiedliche Autoren wie Walter Benjamin, Carl Schmitt und Hannah Arendt zurückverfolgen lassen. Mit Beiträgen u. a. von Friedrich Balke, Roberto Esposito, Alexander García Düttmann und Christoph Menke.
Dimensionen des Dritten
Sozialphilosophische Modelle zwischen Ethischem und Politischem
Die Beziehung zwischen Ich und Anderem läßt sich als eine dyadische ethische Relation beschreiben. Zum Problem wird eine solche Konzeption mit dem Hinzutreten eines Dritten, der die symbolische und politische Ordnung repräsentiert. Doch der Dritte ist weder Richter noch Vermittler, sondern eine eigenständige sozialphilosophische Figur. Ausgehend von der asymmetrischen Intersubjektivität Emmanuel Levinas' bringt die Studie triadische Modelle zur Sprache, die sich sozialphilosophisch fruchtbar machen lassen. In diesem Sinne werden die Gruppensoziologie Georg Simmels, das ödipale Dreieck bei Sigmund Freud, die symbolische Triade bei Jacques Lacan und der vermittelnde Dritte in Jean-Paul Sartres Phänomenologie und Geschichtsphilosophie herangezogen. Die Rekonstruktion soziologischer, psychoanalytischer und phänomenologischer Modelle des Dritten mündet in die Skizze einer Theorie des Dritten.
Es mag seltsam anmuten, Dialog und Undarstellbares zusammenzubringen. Was haben Probleme der Darstellung, gängigerweise im Bereich der Erkenntnistheorie, der Semiologie oder der analytischen Sprachphilosophie angesiedelt, mit solchen des Dialogs, der ja genuin sozialphilosophisch lokalisiert wird, gemein? Man erkennt eine Gemeinsamkeit, wenn man betrachtet, wie das Undarstellbare selbst Theorien zum Dialog herausfordert. Wird der Dialogbegriff von Undarstellbarem her gedacht, so wird er nicht einfach aus der Sozialphilosophie in die theoretische Philosophie übertragen, sondern verweist auf einen eigenen Sinn von Dialogizität in der Theorie. Der Band schlägt also eine Reaktualisierung des Dialogbegriffs vor, die bspw. in den Bereichen Diskursanalyse, Sprachphilosophie und Ästhetik spielt.Diese Reaktualisierung bezieht sich besonders auf die Auseinandersetzung zwischen ‘deutscher' und ‘französischer' Philosophie und wird in drei Schritten entfaltet. In einem ersten Teil wird beleuchtet, wie Dialoge jenseits einer sozialphilosophischen Explikation aussehen könnten. Dann werden Einbrüche des Undarstellbaren in Diskurse nachgezeichnet. Zuletzt wird die Verbindung beider Momente dadurch dargestellt, daß Theorien zu Wort kommen, die sich auf Undarstellbares hin dialogisch anlegen.
Philosophien der Praxis
Ein Handbuch
Philosophie in ihrer historischen Tiefe und systematischen Breite Das Handbuch bemüht sich nicht nur um eine Begriffsbestimmung, sondern insgesamt um ein Denken von der Praxis her. Es beansprucht, für unser Verständnis der gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeiten nicht theoretische Begriffe einfach vorauszusetzen, sondern von den Praktiken und den praktischen Vollzügen selbst erst zu erschließen. Es schlägt den Bogen von den griechischen Anfängen über die Philosophie Hegels und materialistische Positionen bis zu sprachphilosophischen, pragmatischen, anthropologischen und phänomenologischen Praxisauffassungen des 20. Jahrhunderts. Das Handbuch setzt eine vertiefte Reflexion jener Grundbegriffe und Traditionen der Philosophien in Gang, die heute in den Praxistheorien der Kultur- und Sozialwissenschaften Anwendung finden.
Politik regiert und hierarchisiert Körper, unterscheidet zwischen jenen, die öffentlich sprechen dürfen, und solchen, die nicht vernehmbar sind. Der vorliegende Band untersucht die produktive Anwendung des „Körper“-Begriffs in der aktuellen Renaissance in Sozial- und Geisteswissenschaften, insbesondere die phänomenologische Unterscheidung zwischen „Leib“ und „Körper“ sowie die „korporale Differenz“. Ziel ist es nicht, die Überlegenheit phänomenologischer Theorien nachzuweisen, sondern mögliche Reduktionismen zu vermeiden, die ein zu einfacher, physiologischer Körperbegriff mit sich bringen kann. Gleichzeitig sollen theoretische Differenzen sichtbar gemacht werden, die durch einen solchen Körperbegriff eher verdeckt werden. Diese methodische Frage wird in verschiedenen thematischen Feldern behandelt: Naturphilosophie und Anthropologie, politische Regime von Rassismus und Nationalsozialismus, sowie in der Auseinandersetzung mit Öffentlichkeit, politischen Affekten und Rhythmen, unter Einbeziehung von Gendertheorie, Literaturwissenschaft und Bioethik. Der Band ist Teil der Reihe „Kulturen der Leiblichkeit“, die Arbeiten aus einem gleichnamigen DFG-Netzwerk veröffentlicht. Ein vorhergehender Band thematisierte die Leiblichkeit der Sprache.
Die deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert
- 400pages
- 14 heures de lecture
Das Handbuch bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Autoren der deutschsprachigen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Jedoch nicht die sich stark voneinander abgrenzenden Schulen und Strömungen, sondern die Autoren selbst stehen dabei im Mittelpunkt. In knapp100 Einzelbeiträgen werden Parallelen und Zusammenhänge jenseits der üblichen Kategorisierungen aufgezeigt. Den Schwerpunkt der Darstellung bildet dabei die spezifische Entwicklung und Argumentationsstruktur der Werke – nicht biographische Informationen. Unter den Porträtierten rangieren die führenden Köpfe des Jahrhunderts, wie Adorno, Wittgenstein, Heidegger oder Popper, ebenso wie weniger bekannte Wissenschaftler aus Nachbardisziplinen, deren Theorien für die Entwicklung der Geistesgeschichte bedeutsam waren. Alle Denker werden von ausgewiesenen Experten und auf dem aktuellen Stand der Forschung dargestellt. Eine ausführliche Bibliographie, sowie ein Personen- und Sachregister machen dieses Handbuch zu einem wichtigen Grundlagenwerk und Arbeitsinstrument.
Andere
Eine Einführung in die Sozialphilosophie
Die philosophische Entdeckung der Anderen stellt die Geburtsstunde der modernen Sozialphilosophie dar. Wie wir gesellschaftliches Miteinander verstehen, hängt davon ab, wie wir die Anderen sehen. Ob wir Anderen als Spiegelbilder unserer selbst, als Vertreter einer allgemein menschlichen Vernunft oder als unzugängliche Gegenüber begegnen, entscheidet darüber, ob wir das Soziale wesentlich als konflikthaft oder versöhnt begreifen. Dieser Band führt anhand der wechselvollen philosophischen Problemgeschichte der Anderen in die Sozialphilosophie ein. Er gibt einen historischen wie systematischen Überblick über die wichtigsten Theorien und Positionen dieser aktuellen Teildisziplin und zeigt, dass eine Philosophie, die von der Erfahrung des Anderen als Anderem Rechenschaft abzulegen versucht, in eine Ethik der Alterität mündet.
In der Funktion des »Dritten« liegt das Potential für eine weitreichende Umstellung der Sozialtheorie. In erkenntnistheoretischer und ethischer Hinsicht ist der Dritte konstitutiv für Subjektbildung, Sozialitätsgenese und Wissenserzeugung. Die systematische soziologische wie sozialphilosophische Reflexion auf den Status triadischer Intersubjektivität eröffnet neue Perspektiven, wenn es um die Bestimmung der Grenzen des Sozialen, den Übergang von der Interaktion zur Institutionalisierung und umgekehrt um die Rückbindung sozialer Systeme an die konkrete Beziehung geht. Der Dritte erzeugt Differenz, stabilisiert und stört soziale Relationen, stiftet Spielraum und Gerechtigkeit. Insofern ist der sozialtheoretische Paradigmenwechsel vom »Anderen« zum »Dritten« relevant sowohl in ethisch-politischer wie in epistemologischer Hinsicht.