War die Antike wirklich weiß? Diese Untersuchung zeigt einen lebendigen Klassizismus um 1800, der sich stark auf Form, Linie und Gestalt konzentriert. Ein zentrales Merkmal dieser Epoche war die Abwertung von Farbe, die als charakteristisch für die klassizistische Programmatik galt. Das Ideal reiner Marmorweiße, geprägt durch Johann Joachim Winckelmann, wurde lange Zeit nicht hinterfragt, obwohl er sich der Farbigkeit in der Antike bewusst war, was durch die Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji belegt wurde. Zwei bedeutende Entwicklungen stehen dem entgegen: Zum einen veränderte sich um 1800 das Bild der Antike in Bezug auf Farbfragen, zum anderen beeinflussten neue Erkenntnisse über Farbe die künstlerische Praxis und das alltägliche Leben. Goethe widmete in seiner „Farbenlehre“ der Farbe eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung, die er mit ähnlichem Engagement wie an seinem „Faust“ betrieb. Der Band versammelt Beiträge, die die Rolle der Farbe als Material, Diskurs-Element und ästhetischen Wert in der Zeit um 1800 beleuchten. Ziel ist es, die Vielfalt und sinnliche Vitalität eines bunten Klassizismus wieder sichtbar zu machen.
Martin Dönike Livres



Altertumskundliches Wissen in Weimar
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Es ist hinlänglich bekannt, dass die Antike für die Literatur und Kunst der Goethezeit eine modellbildende Funktion besaß. Am Beispiel des ‚klassischen‘ Weimar zeigt der vorliegende Band, welch immensen Einfluss in diesem Zusammenhang das altertumskundliche Wissen gehabt hat. Die Studie ist dreigeteilt: Einem einleitenden Essay, der die in den 1770er Jahren einsetzende Transformation der Altertumskunde von einer vornehmlich antiquarisch-philologischen Disziplin hin zu einer positivistisch-historischen Wissenschaft nachzeichnet, folgt ein ausführlich kommentierter Katalog der wichtigsten altertumskundlichen Schriften der Zeit und ihrer Rezeption im Weimarer Kreis. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der zwischen 1808 und 1825 von den Weimarischen Kunstfreunden besorgten Ausgabe der Werke J. J. Winckelmanns. Das sich unablässig erweiternde Spektrum der damals bekannten antiken Kunstwerke veranschaulicht eine von Carl Ludwig Fernow in den Jahren 1803/04 an der Universität Jena gehaltene Vorlesung Von den vorzüglichsten aus dem Alterthume übrig gebliebenen Statuen, die hier erstmals im Druck vorliegt. Die Antike, so macht der Band deutlich, ist in der Zeit um 1800 kein statisches, sondern ein durch und durch dynamisches Konzept, auf dessen Veränderungen Kunst und Kultur überaus sensibel reagieren.
Pathos, Ausdruck und Bewegung
Zur Ästhetik des Weimarer Klassizismus 1796-1806
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Die interdisziplinär angelegte Studie wirft einen neuen Blick auf die Kunsttheorie des Weimarer Klassizismus. Hinter dem Klischee „edler Einfalt und stiller Größe“ wird dabei eine dynamische Ästhetik erkennbar, für die die künstlerische Darstellung von Pathos, Ausdruck und Bewegung keinesfalls ausgeschlossen, sondern im Gegenteil sogar konstitutiv ist. Die Struktur der auf einer breiten Basis von Bildbeispielen argumentierenden Untersuchung ergibt sich aus den drei für den Neoklassizismus zentralen Diskursen: der Archäologie, der Kunsttheorie sowie der zeitgenössischen Kunstkritik. Herausgearbeitet wird der von den „Weimarischen Kunstfreunden“ unternommene Versuch, die noch von Winckelmann und Lessing als übertrieben abgelehnte „Nachahmung des Gewaltsamen“ in die Kunstlehre zu reintegrieren, um auf diese Weise den spätestens seit den 1780er Jahren in eine Krise geratenen Klassizismus theoretisch flexibler wie auch ästhetisch attraktiver zu gestalten.