In den letzten Jahren hat die fachdidaktische Diskussion zahlreiche Publikationen zur Demokratieerziehung hervorgebracht, darunter Themen wie „Demokratie Lernen“ und „Demokratische Bildung“. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg veranstaltete eine Tagung zum Thema „Demokratie-Lernen als Aufgabe der politischen Bildung“. Auch in den Erziehungswissenschaften wurden relevante Arbeiten zu „Erziehung und Demokratie“ sowie „Wertorientierung im Pluralismus“ veröffentlicht. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die „Rückkehr des Bürgers in die politische Bildung“. Dabei wurde intensiv über die Anforderungen an die Demokratiekompetenz nachgedacht. Ein bisher vernachlässigter Aspekt ist die Spezifikation der Untersuchungen zur verfassungspolitischen Konzeption des Grundgesetzes, insbesondere im Hinblick auf die streitbare Demokratie. Diese Studie widmet sich dieser Thematik und skizziert eine Theorie politischer Bildung der streitbaren Demokratie. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Bedeutung der Erziehungsziele für die Praxis. Daraus ergeben sich Grundzüge eines pädagogisch-normativen Konzepts, das zeigt, dass eine angemessene Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Paradoxon der „Erziehung zur Demokratie“ nur durch eine reflexive Bearbeitung der demokratischen Praxis politischer Bildung möglich ist, die sich ihrer eigenen Existenzbedingungen bewusst wird.
Armin Scherb Livres






Obwohl das BVerfG die Entstehungsgeschichte von Verfassungsnormen als wichtiges Auslegungsmittel erachtet, wurden in der sich an die praktische Anwendung des Extremistenbeschlusses von 1972 anschliessenden Kontroverse über die zutreffende Interpretation der «streitbaren Demokratie» des Grundgesetzes vorwiegend nur verfassungsrechtliche Argumente ausgetauscht. Die vorliegende Untersuchung will zu einer umfassenderen Interpretation der «streitbaren Demokratie» beitragen, indem sie mit der Analyse der Verfassungsberatungen von 1945-49 den Versuch unternimmt, die verfassungspolitischen Konnotationen der Demokratieschutzbestimmungen in den Länderverfassungen und im Grundgesetz zu rekonstruieren.
Verschiedene Anläufe, den Pragmatismus auf der Basis der Erziehungsphilosophie von John Dewey für Politische Bildung hoffähig zu machen, waren nur mäßig erfolgreich, weil Deweys Konzept normativ zu schwach ist. Erfolg versprechender erscheint dagegen der Rekurs auf den Urvater des Pragmatismus Charles Sanders Peirce, dessen pragmatistische Erkenntnistheorie beachtliche Relevanz für ein normatives Konzept der Politischen Bildung entfaltet. Noch bevor der Terminus lebendig wurde, hat Peirce mit seiner Pragmatischen Maxime den linguistic turn vollzogen. Sein Pragmatismus kann somit auch konstruktivistische Elemente integrieren. Daraus ergeben sich interessante Ansätze für eine pragmatistische Grundlegung der Politischen Bildung, deren didaktische Säulen das Prinzip der Sinnorientierung, die Politische Urteilskompetenz als Problemlösungsprozess und die strukturelle Offenheit von Schule sind.
Erfahrungsorientierter Politikunterricht in Theorie und Praxis
Der Pragmatismus als Grundlage politischen Lernens
Wie tief muss Erfahrung reichen, damit sie lernwirksam wird? Welche Rolle spielt die Reflexion beim Erfahrungslernen? In welchem Verhältnis stehen Erfahrung und Reflexion zueinander? Der Autor beginnt mit theoretischen Überlegungen zum Erfahrungslernen, die systematisch an dem amerikanischen Pragmatismus orientiert sind. Hieran schließt sich ein politikdidaktischer Ansatz des Erfahrungslernens für die politische Bildung an. Der oberflächlichen Rezeption des „Learning by doing“ wird die authentische Interpretation der Maxime Deweys als „Learning by thinking about what we are doing“ entgegengestellt, die anschlussfähig an anspruchsvolle erfahrungsorientierte Konzeptionen des Politikunterrichts ist. Theoretische Überlegungen und politikdidaktische Modellierung wer-den dann anschließend anhand von sechs Praxisbeispielen anschaulich, wie z. B. Unterrichtsreihen zum NPD-Verbotsverfahren, zur demokratischen Partizipation in der Schule oder zu politischen Wahlen. Das didaktische Verständnis des erfahrungsorientierten Politikunterrichts ist mit dem vorliegenden Buch theoretisch gehaltvoll am Pragmatismus orientiert und über politikdidaktische Modellierung und Praxisbeispiele nachvollziehbar entfaltet worden.
Der Bürger in der streitbaren Demokratie
- 143pages
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Die vorliegende Schrift thematisiert die Ergebnisse meiner verfassungshermeneutischen Untersuchung zur Entstehung der Streitbaren Demokratie in der Verfassungsgebung von 1945-1949 (Dissertation von 1987). Im Fokus steht das Spannungsverhältnis von Freiheit und Sicherheit in einer pluralistischen Gesellschaft, die unter hohem Legitimationsdruck steht, wenn bestimmte Teile als unabänderbar erklärt werden. Die Diskussion dieses Legitimationsproblems aus verfassungsgenetischer und verfassungsrechtlicher Perspektive bildet die Grundlage für einen Beurteilungsmaßstab, der als normative Richtschnur und Instrument zur kritischen Bewertung der politischen Praxis sowie der politischen Bildung dient. In der Politikwissenschaft, die nicht nur beschreibend und analysierend arbeitet, sondern auch normative Ansprüche hat, wird dieser Maßstab zur Evaluation der politischen Praxis eingesetzt. Durch die Ableitung des Verhältnisses von Demokratieschutz und Freiheit aus der verfassungshermeneutischen Bedeutung der Streitbaren Demokratie kann die Politikwissenschaft die Reichweiten und Grenzen politischer Toleranz in einer freiheitlich-pluralistischen Demokratie näher bestimmen und Hinweise für einen verfassungskonformen Umgang mit extremistischen Bestrebungen geben.
Werteerziehung und pluralistische Demokratie
Politikdidaktische Annäherungen an ein pädagogisches Konzept für die öffentliche Schule
- 240pages
- 9 heures de lecture
Die pluralistische Gesellschaft ist gekennzeichnet durch eine Differenzierung der Wert- und Sinnorientierungen. Ein einheitliches Erziehungskonzept für die öffentliche Schule kann daher nicht einfach Werte vorgeben. Selbst die normativen Prämissen des Pluralismus müssen von den Schülern aktiv-verstehend angeeignet werden. In den Erziehungswissenschaften sind mehrere Konzeptionen entwickelt worden, die den Anspruch erheben, in einer pluralistischen Demokratie zur Werteerziehung beizutragen. Aus der Analyse dieser Konzeptionen begründet die Studie Ziel, Weg und Rahmenbedingungen für ein umfassendes normativ-pädagogisches Konzept der Demokratieerziehung, das den Anforderungen einer pluralistischen Gesellschaftsordnung gerecht wird.