Toni Schneiders, Jahrgang 1920, gehört zu den großen deutschen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er hat mit seinen formalen, bildgestalterischen Anspruch und seinen spannungsvollen Motiven mit zur Erneuerung der Fotografie nach 1945 beigetragen. Er war im Jahr 1949 Gründungsmitglied der Gruppe 'fotoform', die sich durch ihre künstlerische Strenge von der gefälligen Propagandafotografie der Nazizeit befreite und damit internationale Anerkennung fand. Die Fotografien von Toni Schneiders zeichnen sich durch formale Strenge, virtuose Lichtführung und Konzentration auf die wesentlichen Bildelemente aus. Sie sind aber auch durchdrungen von dem großen Interesse des Künstlers für sein Gegenüber, das er mal melancholisch, mal poetisch und mal heiter, aber immer mit viel Einfühlungsvermögen darstellt. In Auseinandersetzung mit der abstrakten Kunst gelang ihm eine Reduktion der Wirklichkeit auf grafische Strukturen, die seine Fotografien zu bildkünstlerischen Kompositionen machen. Diese moderne Bildsprache hat die Fotografie nachhaltig geprägt und wirkt bis heute fort. Der Bildband zeigt eine umfassende Retrospektive mit Texten in deutscher und englischer Sprache.
Wiebke Ratzeburg Livres




"Abgestaubt!" - Museumsschätze erzählen Geschichte
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Schon im Mittelalter hat die Stadt ihre wertvollen Gegenstände sorgsam bewahrt. Diese „städtischen Altertümer“ bilden den Kern der mittlerweile auf über 50 000 Objekte angewachsenen Museumssammlung des Stadtmuseums Tübingen. Sie hat heute den Anspruch, in Objekten die große Vielfalt der Tübinger Menschen, ihre Leistungen und ihren Alltag sowie die unterschiedlichen Epochen, in denen sie gelebt haben, abzubilden. In diesem Buch erzählen die mit dem Sammeln betrauten Personen selbst, welche konzeptionellen Überlegungen in der wechselvollen Museumsgeschichte hinter den Ankäufen und Übernahmen standen. Darüber hinaus werden besonders interessante, wertvolle, aber auch kuriose Einzelstücke der Sammlung vorgestellt. Denn jeden Einzelobjekt erzählt eine ganz eigene Geschichte: die von seiner Herstellung, den historischen Umständen seiner Entstehung, meist zugleich etwas über den Hersteller und immer etwas über den oder die Vorbesitzer und seinen Gebrauch. Mit diesem Katalog- und Ausstellungsprojekt stellt das Stadtmuseum Tübingen erstmals seine Sammlung ins Zentrum der Aufmerksamkeit und schaut kritisch auf die eigenen Geschichte zurück. Anlass für diese Rückschau ist einerseits die im Museum betriebene Provenienzforschung, also die Suche nach NS-verfolgungsbedingter Raubkunst in der Städtischen Sammlung. Im Zuge dieser Forschung wurden die Zugänge in die Sammlung seit 1933 geprüft. Außerdem sind das über 25-jährige Bestehen des Tübinger Stadtmuseums im Kornhaus und die aktuellen Bestrebungen einer grundlegenden Neukonzeption der stadtgeschichtlichen Ausstellung weiter wichtige Ausgangspunkte für diese Bestandsaufnahme.
In der Ausstellungsreihe „Kunst im Dialog mit dem Stadtmuseum“ setzt sich jeweils eine Künstlerin oder ein Künstler mit dem Museum, seinen Exponaten, den Inhalten oder seiner Architektur auseinander und liefert mit den für die Präsentation geschaffenen Kunstwerken eine eigene künstlerisch-ästhetische Sichtweise auf Museumsthemen. Zu den seit 2009 jährlich ausgerichteten Präsentationen erscheint jeweils ein Katalog.
Wechselhafte und der Vernunft widerstreitende Regungen der menschlichen Seele, im Lateinischen als „affectiones“ oder „passiones“ bezeichnet, scheinen heute nicht mehr zeitgemäß. Trotz der Forderung nach „emotionaler Intelligenz“ bleibt die Frage, ob wir nur virtuell mit starken Gefühlen vertraut sind. Welche Leidenschaften prägen unsere Zeit, und wie werden sie in den technischen Medien der Moderne und Postmoderne dargestellt? Das Buch bietet einen Überblick über künstlerische Strategien, die sich mit grundlegenden Emotionen wie Liebe, Angst, Hass, Zorn, Trauer, Neid und Mitleid auseinandersetzen. Anhand der Bildsprache von Renaissance und Barock werden heutige Formen des Gefühlsausdrucks in Mimik und Gestik untersucht. Zwischen Coolness und Ekstase, zwischen kunsthistorischer Tradition und aktueller Produktion vereint das Buch international bekannte Künstler, die das Fortleben von Pathosformeln in der zeitgenössischen Kunst thematisieren. Zu den vertretenen Künstlern zählen Bas Jan Ader, Anna und Bernhard Blume, Candice Breitz, Jeff Burton, Rineke Dijkstra, Paul Ekman, Valie Export, und viele weitere, die das Spannungsfeld zwischen Emotion und Kunst erkunden.