Marc von Miquel Livres





Das Buch präsentiert die Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung in der Region Westfalen von der Invalidenversicherung im Kaiserreich bis zu den Umbrüchen der neueren Rentenpolitik.
Sozialversicherung in Diktatur und Demokratie
- 415pages
- 15 heures de lecture
Der Begleitband zur Wanderausstellung bietet einen Überblick über die Geschichte der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik, mit einem besonderen Fokus auf der NS-Diktatur. Im Mittelpunkt stehen die gesellschaftlichen Leitbilder der sozialen Sicherung und deren Einfluss auf das sozialpolitische Handeln sowie die Lebenswelt der Versicherten. Die Weimarer Zeit wird als Phase des demokratischen Aufbaus und des drastischen Leistungsabbaus während der Weltwirtschaftskrise betrachtet. Im Dritten Reich war der sozialpolitische Umgang mit Krankheit, Unfall und Altersarmut eng mit der Ideologie der „Volksgemeinschaft“ verknüpft. Die Auswirkungen des NS-Regimes auf die Sozialversicherung werden anhand von Themen wie Rentenpolitik, ärztlicher Standespolitik, Reformmaßnahmen im Krieg und dem Ausschluss bestimmter Patientengruppen aus der medizinischen Versorgung beleuchtet. Nach dem Krieg wurde das Sozialversicherungssystem demokratisch neu gegründet, wobei die Rentenreform von 1957 eine soziale Absicherung auf hohem Niveau für die Mehrheit der Bevölkerung schuf. Abschließend werden grundlegende sozialstaatliche Problemstellungen zwischen Ausschluss und Integration sowie staatlicher und individueller Verantwortung im Kontext der aktuellen Debatte über die Reform des Sozialstaats diskutiert.
Ahnden oder amnestieren?
Westdeutsche Justiz und Vergangenheitspolitik in den sechziger Jahren
Die Vergangenheitspolitik im zweiten Jahrzehnt der Bundesrepublik zeigt einen dynamischen Prozess der politisch-moralischen Neuorientierung im Umgang mit der „unbewältigten Vergangenheit“. Gegen Ende der Adenauer-Ära gewann die NS-Vergangenheit neue Aktualität, beginnend mit wachsender öffentlicher Kritik an belasteten Richtern und Staatsanwälten. Es folgten die umstrittene Wiederaufnahme der gerichtlichen Verfolgung von NS-Verbrechen und Debatten über deren Verjährung. Die Analyse dieser Kontroversen offenbart die Legitimationsdefizite der westdeutschen Demokratie, die aus der Reintegration der Täter resultierten, und misst das Ausmaß sowie die Grenzen der politisch-moralischen Neuorientierung in den sechziger Jahren. Marc von Miquel beschreibt die politischen Initiativen zur Korrektur der personellen Kontinuität in der Justiz und deren letztendliches Scheitern. Die Geschichte der strafrechtlichen Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen seit Ende der fünfziger Jahre umfasst die Gründung einer zentralen Ermittlungsstelle in Ludwigsburg, die Verjährungsdebatten von 1960, 1965 und 1969 sowie die erfolgreichen Amnestiebemühungen aus der Ministerialbürokratie und der Bundesjustiz. Diese Studie endet mit einem eindringlichen Bild der moralischen Hypothek, die den Rechtsstaat Bundesrepublik über Jahrzehnte belastete.