Zur späten sächsischen Kriegsgesellschaft (1943-1945)
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Die Reflexionen und Überzeugungen der untersuchten Personen bieten einen tiefen Einblick in das Leben während der späten sächsischen Kriegsgesellschaft, geprägt vom Holocaust und gesellschaftlichen Veränderungen. Die Vielfalt der Charaktere, die in städtischen und ländlichen Umgebungen leben und unterschiedlichen Alters sowie Lebenskontexten angehören, wird detailliert analysiert. Ihre Gefühle und Handlungen zeichnen ein umfassendes Panorama, das die Komplexität des Überlebens in dieser turbulenten Zeit widerspiegelt.
Kinder sind die Leidtragenden eines jeden Krieges. Die 32 Beiträge dieses Bandes zeigen ein breites Spektrum von unterschiedlichen Kindheiten des Zweiten Weltkriegs auf. Sie handeln von Kindern, die ermordet, deportiert, vertrieben oder aber evakuiert und gerettet wurden; von Kindern, die an die Rechtmäßigkeit dieses Krieges glaubten, und von solchen, welche Unrecht erfuhren und Verfolgung durchleben mussten; von Kindern, die sich gelegentlich kleinste Handlungsspielräume erstritten. An sie wird gesellschaftlich, je nach Land und Zeit, unterschiedlich erinnert. Manchmal werden sie aus dem kollektiven Gedächtnis sogar verdrängt. Der Band berichtet deshalb nicht nur über Kinder des Krieges, sondern auch darüber, wie mit ihren Geschichten in Film, Literatur oder Politik umgegangen worden ist und noch immer umgegangen wird. Mit Beiträgen von Marta Ansilewska-Lehnstaedt, Michael Brodski, Antje Dussa, Charlotte Faucher, Laura Hobson Faure, Katharina Friedla, Alexander Gogun, Wiebke Hiemesch, Gadi Kfir, Ann-Kristin Kolwes, Christian König, Markus Köster, Victoria Kumar, Oxane Leingang, Michala Lônčíková, Clemens Maier-Wolthausen, Lisbeth Matzer, Caroline Mezger, Beate Müller, Sharon Park, André Postert, Olga Radchenko, Irina Rebrova, Yuliya von Saal, Lu Seegers, Johanna Sköld, Ingrid Söderlind, Christopher Spatz, Johannes-Dieter Steinert, Natalia Timofeeva, Markus Wahl, Nina Waschkau und Ute Wölfel.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Europa Runde Tische, um Kompromisse für strittige Themen auszuhandeln. Größere Aufmerksamkeit erfuhren diese Gremien jedoch erst, als sich 1989/90 in sechs ostmitteleuroäischen Ländern Runde Tische gründeten, die mehr oder weniger maßgeblich zum Systemwandel und -wechsel beitrugen. In der DDR existierten zwischen November 1989 und Januar 1990 Hunderte dieser Institutionen. Über ihre Funktionen, Erfolge und Grenzen urteilen sowohl Wissenschaftler als auch ehemalige Beteiligte äußerst unterschiedlich. Francesca Weil geht in ihrer Darstellung u. a. folgen Fragen nach: Welcher Anteil am Demokratisierungsprozess in der DDR gebührt dem Runden Tisch? In welcher Tradition stehen die Gremien von 1989/1990? Oder stellen sie ein eigenständigeres, einmaliges Phänomen dar?
Up until now, the multifacetted forms of involvement in the round table talks held at district level in East Germany in 1989/90 have been overshadowed by the achievements of the Central Round Table talks in Berlin. The true significance of the district round table talks has been underestimated, however. This study looks at the role and function of the 15 district round table talks held during the East German transition process, and their specific contribution to democratisation at regional level. Their tasks and working methods, but especially their direct influence and capabilities were extremely varied. This alone testifies to the diverse nature of the processes that took place during the few months of „bottom-up democratisation“, which, if nothing else, is also an expression of an independent democratisation of the GDR, shaped by civil society activities.
Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
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Die Ã"bergroÃe Mehrheit der Ãrzte in der DDR gehörte weder der SED an, noch lieà sie sich auf Spitzeltätigkeiten fÃ"r die Staatssicherheit ein. Dennoch war der Anteil an inoffiziellen Mitarbeitern (IM) des Ministeriums fÃ"r Staatssicherheit (MfS) unter Ãrzten eindeutig höher als in der Gesamtbevölkerung. Das bestätigt vor allem, dass die Partei- und StaatsfÃ"hrung diese bildungsbÃ"rgerlich geprägte Berufsgruppe besonders penibel observieren lieÃ. Zudem profitierte das MfS vom Zugriff auf Patientenunterlagen.Nach 1989/90 konnten zahlreiche IM-Ãrzte sich aufgrund der Stellung ihres Berufsstandes den Konsequenzen ihres politischen Handelns entziehen und weiterpraktizieren. Die vorliegende Studie untersucht die spezifischen Merkmale der Zusammenarbeit von Ãrzten und Staatssicherheitsdienst und trägt mit einer differenzierten Betrachtung zur sachlichen Auseinandersetzung mit Denunziation, ihren Ursachen und Folgen bei.
Trotz unterschiedlicher ideologischer Prämissen erhoben sowohl NSDAP als auch SED den Anspruch, den Staat, seine Strukturen und Institutionen zu dominieren. Dies galt auch in Bezug auf die staatlichen Kreisbehörden und Gemeindeleitungen. Allerdings sind in der alltäglichen Praxis die Kompetenzen und Handlungsspielräume von Bürgermeistern wie Landräten, die Modalitäten der Einflussnahme durch die jeweilige Partei und die sich daraus ergebenden Machtkonstellationen innerhalb der Gemeinden und des Kreises sehr unter-schiedlich gewesen. Letztlich wurden anpassungsbereite Behördenleiter in beiden Diktaturen „im Amt entmachtet“, obwohl sie mit ihrer Verwaltungsarbeit die Herrschaftsetablierung von NSDAP und KPD/SED maßgeblich unterstützt haben. Durch die Beschreibung regionaler und lokaler Ereignisse im sächsischen Landkreis Annaberg einerseits und die vergleichende Analyse andererseits rückt das Buch die Vielschichtigkeit des Herrschaftsalltags von Landräten und Bürgermeistern, vor allem jedoch die Möglichkeiten und Grenzen des Herrschaftsanspruchs von NSDAP und KPD/SED ins Blickfeld.