„Film ist die Wahrheit 24 mal in der Sekunde“, sagte Jean-Luc Godard 1960 und stellte damit den Wahrheitsanspruch des Films in den Raum, einer Kunstform, die zuvor oft als ethisch und ästhetisch fragwürdig galt. Doch welche Wahrheit kann der Film vermitteln, und wie viele Wahrheiten existieren bei 24 Bildern pro Sekunde? Diese Fragen beleuchten die Perspektivierung der Welt durch die Filmkamera und die Bemühungen, eine „Message“ zu formulieren. Zudem wird untersucht, wie Filme für spezifische Erkenntnisziele in akademischen und schulischen Kontexten eingesetzt werden können. Anhand von 24 Filmen des 2003 von der Bundeszentrale für politische Bildung initiierten „Filmkanons“ wird dieser Thematik nachgegangen. Die Analyse erfolgt aus verschiedenen Blickwinkeln der Film- und Medienwissenschaft, der Literaturwissenschaft sowie der Philosophie. Zu den behandelten Filmen gehören Klassiker wie „Nosferatu“, „Panzerkreuzer Potemkin“, „Citizen Kane“, „Vertigo“ und „Blade Runner“. Diese Werke bieten einen reichhaltigen Fundus, um die komplexe Beziehung zwischen Film, Wahrheit und Erkenntnis zu erforschen.
Stefan Keppler Tasaki Livres






Der Vampirfilm
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Der Vampir ist selten das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Dasselbe gilt für den Vampirfilm, der sich in seinen klassischen Vertretern als eine tiefenscharfe Selbstreflexion jenes paradoxiefreudigen Mediums enthüllt, dessen bewegte Bilder zugleich lebendig und nicht lebendig sind. Daß sich das Kino als Vampir bespiegelt, gehört ebenso zu den roten Fäden dieses Bandes wie die Tatsache, daß der Vampir aufs engste mit dem deutschsprachigen Kulturraum verbunden ist. So besitzt der Vampirfilm nicht allein einen hohen Symptomwert für die »Einbildungskraft der Deutschen« (Siegfried Kracauer), sondern auch für die französischen, britischen und amerikanischen Phantasien über die Deutschen. Eine dritte Klammer zwischen den hier versammelten Beiträgen bilden schließlich jene Phänomene der Intertextualität und Intermedialität, zu deren einschlägiger Metapher sich die Inkorporationslust des Vampirs anbietet. Der klassische Vampirfilm eignet sich zum einzigartigen Exempel für die kinematographische Aneignung literarischer Energien sowie die problemgeschichtlichen Kontinuitäten, aber auch die Differenzen zwischen Literatur und Film.
In kritischer Abstoßung von der bürgerlichen Individualitätskultur hat sich Alfred Döblin als Revolutionär der Darstellung von Menschenmassen, als Medienarbeiter und als Großstadtepiker profiliert. Alfred Döblin. Massen, Medien, Metropolen behandelt die Kreuzungspunkte dieser drei Arbeitsperspektiven des deutsch-jüdischen Autors. Das Buch geht besonders auf die Texte für Theater, Film und Radio ein und setzt sie in Verbindung mit Fragen der Urbanität, der Propaganda und der proletarischen Existenz. Von den Berlin-Texten ausgehend kommen weitere kosmopolitische Städtebilder des Exilanten und des Liebhabers von Reisebüchern in den Blick. Neu in die Döblin-Forschung eingeführt werden die Begriffe der reflexiven Trivialität, des Artist‘s Artist und des proletarischen Kosmopolitismus.
Dieses Buch entfaltet die Lebens- und Arbeitsbeziehungen des Schriftstellers Hans Heinrich Ehrler vom südwestdeutschen Liberalismus des Kaiserreichs über den Ethnonationalismus und die Abendlandbewegung bis hin zur NS-Literatur und Entnazifizierung. Es beschreibt den Dichterpropheten als literarischen Dienstleister, der mit den Ideen von deutscher Heimat und christlichem Europa sowie mit den Mitteln von Erbauung und Panegyrik tief in die Alltagswelt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein gewirkt hat. Ehrlers Netzwerk zwischen dem völkischen Neoidealisten Friedrich Lienhard, dem jungkonservativen Kulturkritiker Carl Christian Bry, dem katholischen Programmatiker Herman Hefele und einigen Protagonisten der politisch breit aufgestellten süddeutschen Kulturbewegung wie Theodor Heuss, Jacob Picard und Ludwig Finckh wird umfassend nachgezeichnet. Eingehende Lektüren gelten seinen Beiträgen zur Weltkriegspropaganda, zum Verhältnis von Religion und Reich und zum Hitler-Kult.
Zwischen Gattungsdisziplin und Gesamtkunstwerk
Literarische Intermedialität 1815-1848
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Die Periode der ›Biedermeierzeit‹ (1815-1848) ist tiefgreifend von Diskontinuität und ›Zerrissenheit‹ geprägt. Zugleich erweitern sich die artes grundsätzlich und etablieren vorher so nicht realisierbare experimentelle Begegnungen mit den ›Schwesterkünsten‹, von denen namentlich die Musik in einer unerhörten Blüte steht, aber auch die Malerei attraktive Koalitionen anbietet. Die neue nachklassische Freiheit ist jedoch von einer Unsicherheit überschattet, die die Akteure entweder zu vorsichtiger Mediendisziplin bewegt oder in die Offensive des Gesamtkunstwerks treibt. Der Band versammelt Studien zu einem breiten Spektrum von Künstlern zwischen Postklassizismus, Spätromantik, Biedermeier, Vormärz und Frührealismus, von Goethe über Beethoven, Heine und Stifter bis zu Richard Wagner - immer auf der Spur intermedialer Affären, die sich zwischen tastenden Bild- bzw. Musikbeschreibungen und rückhaltlosem Aufgehen in der Oper abspielen. Gefragt wird bei all dem nach den Funktionen von Intermedialität im Rahmen gesellschaftlicher Wert- und Identitätsbildungsprozesse sowie nach den historisch-anthropologischen Bedingungen eines intermedialen Diskurses, der die spezifischen Formen der Semantisierung in den Einzelkünsten diätetisch zu verbinden sucht.
Das «Kollektivwesen Mensch» hat die literarische Imagination und das intellektuelle Verantwortungsbewusstsein Alfred Döblins bis an die Grenzen der Sprache herausgefordert. Der Schriftstellerarzt verfolgte das Phänomen der Masse im Leben der Großstädte, in den Weltkriegen und in globalen Migrationsbewegungen. Es motiviert die exuberanten Textmassen seiner Romane ebenso wie seine experimentierfreudigen Feuilletons, Radio- und Filmtexte, die auf ein Massenpublikum hin angelegt sind. Die «richtige Einstellung auf die Masse» wurde ihm zu Problem und Aufgabe neuer literarischer Repräsentationsformen und einer medialen Massenbildung. Der Band dokumentiert das 18. Internationale Alfred-Döblin-Kolloquium, das 2011 zum Thema «Massen und Medien bei Alfred Döblin» in Berlin tagte und auch für den Massendiskurs einschlägige Autoren wie Ernst Toller und Hans Fallada berücksichtigte.
Georg Philipp Harsdörffers Universalität
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- 12 heures de lecture
Georg Philipp Harsdörffer, der studierte Jurist, Philologe und Mathematiker, der Patrizier, Diplomat und Richter, ist einer der meistbehandelten Barock-Autoren der letzten beiden Jahrzehnte. Sein Wirken trifft auf die Wissenschaftsagenda unserer Gegenwart: Interdisziplinarität und Internationalisierung. Sein etwa fünfzig Bände umfassendes Gesamtwerk durchdringt nahezu alle Wissens- und Praxisbereiche, mit denen ein Mensch des 17. Jahrhunderts überhaupt in Berührung kommen konnte: ob Anthropologie oder Andacht, Tischsitten oder Technik, Verwaltung oder Verbrechen. Dazu orientiert sich Harsdörffer gleichermaßen an der humanistischen Gelehrtenkultur, am italienischen Manierismus, der französischen Erzählkunst, der spanischen Mystik und der englischen Wissenschaftstheorie. Harsdörffers Arbeiten sind solchermaßen eine Drehscheibe europäischer Literaturbeziehungen und ein Knotenpunkt sämtlicher Diskursfäden seines Zeitalters. Das entspricht dem sozialen Habitus des Berufspatriziers, dessen öffentliche Gesamtverantwortung keine Einschränkung vorsieht. Der vorliegende Band dokumentiert diese Vielfalt von den Voraussetzungen im Humanismus bis zu den ‚letzten Dingen' der Religion.
Der Band untersucht die Beziehungen zwischen Literatur und Film in den ersten Jahrzehnten ihres Zusammenspiels, einer Zeit, geprägt von produktiver Reibung, in der beide Medien sich abgrenzen und voneinander lernen wollten. Die Analyse konzentriert sich auf besonders prägnante Entwicklungen, von den ersten zögerlichen Reaktionen bis hin zur virtuosen Beherrschung intermedialer Spielarten. Das Verhältnis zwischen Literatur und Film geht über Fragen medialer Differenz oder Konvergenz hinaus; es zeigt vielmehr, wie wechselseitige Ausgrenzung und Einschließung auf einen gemeinsamen zeitgeschichtlichen Horizont verweisen, der die historische und soziale Verfasstheit des Schaffens beider Disziplinen widerspiegelt. Während die Kinodebatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von einem Wettstreit der Künste geprägt war, widmen sich die hier versammelten Beiträge dem interdisziplinären Dialog zwischen Literatur- und Filmwissenschaft. Sie beleuchten Werke von Autoren und Filmemachern wie Musil, Kafka, Brecht, Balázs, Murnau und Lang. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass die Topografie der Medien, trotz „territorialer“ Grenzabsteckungen, hybride Zwischenräume aufweist. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden diese Grauzonen zwischen Literatur und Film erkundet, die jenseits klarer medialer Distinktionen liegen.
Grenzen des Ich
Die Verfassung des Subjekts in Goethes Romanen und Erzählungen
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Die Studie unternimmt eine Re-Lektüre der wohl meistgelesenen Texte der deutschen Literatur. Goethes Romane und Erzählungen werden hier entschieden gegen den Strich aller ihnen unterstellten Gewissheiten und Erbaulichkeiten gelesen. In ständig verändernden und wiederkehrenden Konfigurationen halten sie die Ambivalenzen des Subjekts präsent. Denn gerade der Autor, der am mächtigsten „Ich“ zu sagen wusste, präsentiert seine Figuren nicht als zur Einheit geformte Identitäten, sondern als Schauplätze der Suche danach und der Verzweiflung daran.
Umfangreiche Arbeit über Goethes Franken, seine Frankenaufenthalte u. v. m.; Frankenwein; Nürnberg; Fränkische Kunst