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Soziales Extremverhalten

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Mit der vorliegenden Abhandlung zeichnet der Autor drei soziale Entwicklungsstufen einer historischen Kultursoziologie des Extremen nach. Menschliche Verhaltensweisen im Spannungsfeld der Extreme erfahren in diesen kultur-evolutionären Phasen jeweils neue Variationen, Akzentuierungen und Umschwünge. Konkret werden die Extremformen vormoderner, moderner und postmoderner Gesellschaften veranschaulicht. Um in vormodernen, sc. traditionalen Gesellschaften, dem Phänomen des Extremen auf den Grund gehen zu können, führt der Autor zunächst die Kategorie des „Spiels“ ein und hält sich eng an die Spieltypologie Roger Caillois', der zwischen den Spielen des Wettkampfes (agôn), des Zufalls (alea), der Maske (mimicry) und des Rausches (ilinx) unterscheidet. Insbesondere die beiden letztgenannten Spielkategorien gewinnen in prämodernen Initiationen jenseits ihrer spielerischen Grundkonzeptionen soziale Bedeutung. Den Spielen der „Maske“ erwächst die Aufgabe, „die Gesellschaft aufs neue zu stärken, zu verjüngen und wiederherzustellen“, während der „Rausch“ sich „zum eigentlichen Band des kollektiven Daseins“ (R. Callois) erhebt. Den Übergang von den Initiationen der Vormoderne zu den „Chocks“ (W. Benjamin) der Moderne markieren die kontroversen Prozesse der „Zivilisierung“ und „Rationalisierung“, durch die „Erfahrung“, welche auf Tradition, Gewohnheit und Kontinuität beruht, verkümmert. „Erfahrung“ wird durch das konträre „chockförmige Erlebnis“ überlagert. Darin spiegelt sich die Sehnsucht nach dem Einmaligen wider. Am eindrucksvollsten und intensivsten treten „chockförmige Erlebnisse“ im 19. Jahrhundert in Paris auf. Zum einen prägen „Chocks“ wie in keiner anderen Stadt die (nächtliche) Szenerie. Zumindest solange, bis in der zweiten Hälfte dieses Saeculums Baron Haussmanns enorme Umgestaltungen Paris um seine pulsierende Vitalität berauben. Wie nirgendwo sonst vollzieht sich danach in extremer Form der Niedergang des öffentlichen Lebens. In der Postmoderne wird dieser Verfall gestoppt. „Erlebnisse“ - und hierunter versteht Gerhard Schulze nun bewußt aufgesuchte, „schöne“ Erlebnisse -, „Risiken“ und „Abenteuer“ werden zu Grenzwerten der postmodernen Gesellschaft erhoben, die von zahlreichen kulturellen Organisationen, Freizeitbetrieben und Eventmanagern inszeniert werden. Das Schlagwort von der „akzelerierenden Eventisierung“ bringt schließlich zum Ausdruck, daß Extreme am Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr in ihrer ursprünglichen, i. e. (vor-)modernen Form erhalten, sondern in Vorgängen des organisierten Arrangements dynamisch extremisiert werden. „Events“, obwohl massenhaft inszeniert und lückenlos aneinander gereiht, eröffnen im „Zeitalter der Extreme“ immer mehr Individuen neue Wege auf ihrer Suche nach identitäts- und idealiter lebenssteigernder Kraft.

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Soziales Extremverhalten, Stephan Enser

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2001
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