Improvisation und Interpretation

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• Christian Walt

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Robert Walsers Mikrogramme stellen eine doppelte Leseherausforderung dar: Die winzige Bleistiftkurrentschrift ist schwer zu entziffern, und die Texte aus Walsers letzter Schaffensphase sind auch inhaltlich komplex. Diese Komplexität, die geringe Schriftgröße und die Editionssituation, die die materielle Gestalt der Manuskripte oft in den Hintergrund drängt, haben zu Mystifikationen der Mikrogramme geführt, die hier textkritisch relativiert werden. Walsers späte Texte können aufgrund ihrer materiellen Beschaffenheit und poetischen Ausgestaltung als 'Improvisationen' verstanden werden. Dieser Begriff ermöglicht eine präzisere Beschreibung der oft experimentellen und avantgardistischen Form der Texte. Die Improvisation in Walsers Arbeiten fordert die Interpretation heraus, da solche Texte sich einer Gesamtdeutung entziehen und nicht einfach als Umsetzung von Ideen beschrieben werden können. Der Rezeptionsmodus improvisierter Texte entsteht im Dialog mit dem jeweiligen Text und fokussiert auf poetische Techniken und den Umgang mit vielfältigem Material. Die Interpretation führt zu einer 'Ephexis der Interpretation' (Nietzsche) und einer neuen Auslegung. Der neue Lektürezugang wird anhand einzelner Texte und Blattzusammenhänge erprobt, einschließlich des Prosastücks Ottilie Wildermuth und des umfangreichen 'Tagebuch'-Fragments von 1926. Zudem dient das Buch als Einführung in die Kritische Robert Walser-Ausgabe und zeigt, wie sich d

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• Année de publication: 2015
• Reliure: (rigide)