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Entgegen einer verbreiteten Ansicht in der Forschung erkennt die mittelalterliche Poetik die Fiktionalität des Erzählens, beschränkt sie jedoch auf Fabel und Allegorie ('fabula'), während sie die unmittelbare Repräsentation ('historia') empfiehlt. Dies führt zu einer Pseudo-Historie, in der historische Fakten durch Fiktion ergänzt werden, basierend auf der mittelalterlichen Überzeugung von der Einzigkeit und Vollkommenheit der gottgeschaffenen Wirklichkeit. Der Mensch kann diese Realität nur nachahmen, nicht ersetzen. Erst in der Neuzeit wird dieser Glaube erschüttert, und der Mensch gewinnt die Freiheit, eine eigene 'Welt im Kopf' zu schaffen. Dies führt zum modernen Fiktionskontrakt, bei dem Geschichten als wahr erzählt werden, obwohl sie es nicht sind, und dieses 'Als-ob' akzeptiert wird. Dennoch hat Chrétien de Troyes im 12. Jahrhundert bewusst die Poetik seiner Zeit umgangen und aus dem subliterarischen, areligiösen Märchen den rein fiktionalen Artusroman kreiert. Dieser wurde jedoch von den meisten Zeitgenossen und Nachfahren als 'historia' betrachtet. Die moderne Fiktionalität konnte erst durch die parodistische Verkehrung der Pseudo-Historie durch Autoren wie Ariost und Cervantes sowie endgültig in der Aufklärung durch Sterne und Diderot entstehen.
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Die Geburt des fiktionalen Romans aus dem Geiste des Märchens, Fritz Peter Knapp
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- 2014
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