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In der Freundschaftstradition gilt der Freund als idealer Berater, während in der Beratungstradition der ideale Berater durch Freundschaftssemantik beschrieben wird. Diese Studien beleuchten die Verknüpfung von Freundschaft und Beratung. Ausgewählte Texte von Cervantes, Gracián, Knigge, Goethe, Campe und Röggla zeigen die Uneindeutigkeit der Freundschaftssemantik, die zwischen einer zweckgebundenen Verbindung und universeller Menschenfreundschaft schwankt. Die jeweiligen Konzepte von Beratung unterscheiden sich: Während der Rat des zurückgezogenen Weisen an sich selbst exklusiv gilt, zielt freundschaftliche Beratung auf soziale Integration in eine freundschaftsbasierte Gesellschaft ab. Die Missverständlichkeit von Freundschaft beeinflusst auch die von Beratung, die eng mit anderen Formen der Wissensvermittlung verknüpft ist. Wenn der Rat ebenso unbestimmbar ist wie die Freundschaft, wirft dies Fragen zur Gattung der Ratgeberliteratur und deren Kommunikationsstrategien auf. Das Genre wird durch ein symmetrisches Verhältnis zwischen Text und Leser bestimmt. Graciáns Aphorismen und Knigges pädagogische Tendenzen zeigen, dass Beratung, auch in literarischer Form, Autorität nicht entbehren kann und schwer von Erziehung oder Befehl zu unterscheiden ist. Diese Ambivalenz von Freiwilligkeit und Autorität kulminiert in der Figur des Coaches, die im Kontext neoliberaler Konzepte des „unternehmerischen Selbst“ die traditionelle Verbindun
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Freundschaft und Beratung, Catrin Kersten
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- 2013
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