Der Mauerbau 1961 stellte viele DDR-Bürger vor die Wahl, im Land zu bleiben oder in den Westen zu fliehen. Eine studentische Fluchthilfegruppe half dabei. Die Berichte der Flüchtlinge zeigen den Druck der SED auf alle gesellschaftlichen Bereiche und das Engagement der Fluchthilfegruppe, Widerstand gegen das Grenzregime zu leisten.
Die Geschichte der Oppositionsgruppe in Forst nahe der polnischen Grenze zeigt, welche Bedeutung lokale und regionale Ereignisse und Traditionen für die Herausbildung oppositionellen Handelns hatten. Die rücksichtslose Zerstörung der Umwelt durch den Braunkohletagebau und die Missachtung elementarer demokratischer Rechte durch staatliche Behörden ließen den Protest vor allem im kirchlichen Umfeld anwachsen. Die Reaktionen der Staatsmacht zur Verhinderung der Aktivitäten verdeutlichen exemplarisch den Konflikt zwischen Staat, Kirche und den Oppositionsgruppen in der Endphase der DDR. Maria Nooke schildert auf der Grundlage von zeitgenössischen Texten, Archivdokumenten und biographischen Interviews die Entstehungsgeschichte der Gruppe und ihre Entwicklung zur politisch agierenden regionalen Opposition. Dabei wird deutlich, dass das Spektrum der DDR-Opposition sehr viel heterogener war, als es bisher aus den Großstädten überliefert ist.
Wie gingen die Berliner ab August 1961 mit dem Willkürakt des Mauerbaus um? Was bedeutete die Teilung Berlins für sie persönlich, und wie versuchten sie, die daraus folgenden Probleme zu lösen? In diesem Band, der auf eine Veranstaltungsreihe der Gedenkstätte Berliner Mauer zurückgeht, erzählen Menschen aus Ost und West von ihren Erlebnissen und den damit verbundenen Gefahren: Ein ehemals überzeugter FDJ-Sekretär begründet seine Fahnenflucht als Grenzer und erzählt, wie ihn die Stasi im Westen verfolgte; zwei Liebespaare beschreiben die abenteuerlichen Wege, auf denen sie trotz undurchlässiger Grenze zusammenfanden; und Fluchthelfer erläutern, wie sie Tunnel bauten für Freunde und Verwandte. Die Geschichten geben Einblicke, wie die Mauer in Lebensplanungen eingriff und wie es immer wieder glückte, das Grenzregime zu unterwandern.
Geschichte einer verhinderten Flucht im geteilten Berlin
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Am 14. Februar 1963 reist eine Gruppe Kuriere nach Ost-Berlin, um etwa fünfzig Personen über eine bevorstehende Fluchtaktion zu informieren. Am selben Abend sollen sie in der Brunnenstraße 45 den Anweisungen der Fluchthelfer folgen. Die Chancen scheinen gut, da zuvor im Herbst 1962 einige Menschen erfolgreich die DDR durch den legendären 'Tunnel 29' verlassen konnten. Doch die Aktion scheitert: Der Tunnel wird verraten, und am Fluchttag werden mindestens siebzehn Flüchtlinge verhaftet und zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Vierzig Jahre später rekonstruiert die Autorin die Hintergründe dieser spektakulären Fluchtaktion. Durch Gespräche mit Beteiligten, Fluchthelfern und Zeitzeugen sowie Einsicht in Stasi-Akten fügt sich die Geschichte zusammen. Sie erzählt von einem unbekannten Fluchttunnel in einer geteilten Stadt und von den Schicksalen der Menschen aus Ost und West, deren Leben durch den Verrat verbunden sind. Neben der detaillierten Beschreibung des Tunnelbaus und der Kontakte zwischen Fluchthelfern und Flüchtlingen werden die Hintergründe des Verrats aufgedeckt. Im zweiten Teil kommen die Beteiligten selbst zu Wort, was ein umfassendes Bild der Ereignisse ergibt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind für die Betroffenen von großem Interesse und beleuchten die tragischen Dimensionen des Widerstands gegen ein Unrechtsregime. In der Bernauer Straße gab es zwischen 1962 und 1971 fünfzehn Versuche, Fluchttunnel zu graben;