Der Reformpädagoge und Begründer des dualen Bildungssystems Adolph Diesterweg (1790–1866) hat in Deutschland in einer Zeit zwischen Revolution und Restauration für eine Modernisierung der Schule gekämpft, die den Anforderungen des beginnenden industriellen Zeitalters gerecht werden sollte. Er wies auf die Gefahren der Verrohung durch Armut hin und forderte als Abhilfe Unterricht und Bildung der Unterschicht – nicht nur der Kinder, sondern auch der Eltern. Köhler unternimmt eine Untersuchung der Biografie Diesterwegs aus der Sicht der Psychoanalyse, insbesondere der Selbstpsychologie Heinz Kohuts. Sie geht vor allem der Frage nach, wie Diesterweg vor dem Hintergrund seiner schwierigen Kindheit zu einem begeisterten und begeisternden Kämpfer für den Fortschritt werden konnte, zu einem, der die Zeichen der Zeit erfasste und kreative Vorschläge machte, ihnen zu begegnen. Köhler beschreibt Diesterweg als einen sogenannten »tragischen Menschen« (Kohut), der seine Ideale zu verwirklichen sucht und nicht in Konflikt mit seinem Über-Ich gerät.
Lotte Köhler Livres






Von der Selbsterhaltung zur Selbstachtung
Der geschichtlich bedingte Wandel psychoanalytischer Theorien und ihr Beitrag zum Verständnis historischer Entwicklungen
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Hans Kilian zeigt auf, dass es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts drei aufeinanderfolgende Umbrüche der Realitätsstruktur gab: Geschichtlich-soziologisch folgt der vorindustriellen Agrargesellschaft mit ihrer patriarchalischen Herrschafts- und Rollenkultur die freie ökonomische Konkurrenzwirtschaft, die sich in den Städten konzentrierte. Die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung führt gegenwärtig zu einem Wachstum des sogenannten tertiären Sektors der Dienstleistungsberufe und der postindustriellen Gesellschaft. Um psychoanalytisch gewonnene Kenntnisse unbewusster Motivationen (z. B. Selbsterhaltung, Selbstachtung, Ängste, Werte) richtig zu interpretieren, müssen auch die zugrunde liegenden Theorien dem geschichtlichen Verlauf entsprechend revidiert werden. Freud ist dem Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg mit einer Änderung seiner Theorie gefolgt. Den aktuellen Veränderungen wird die »Selbstpsychologie«, die Heinz Kohut in den 1970er Jahren entwarf, am ehesten gerecht. Die psychoanalytischen Theorien werden von L. Köhler dargestellt. Dabei nimmt die noch wenig bekannte Selbstpsychologie – ebenso wie im Beitrag von U. H. Peters zur Werkbiografie Heinz Kohuts – breiten Raum ein. Nicht nur für Psychoanalytiker, sondern auch für Fachleute der Wirtschaft, für Journalisten und Politiker sind die in diesem Buch dargelegten Zusammenhänge, vertieft durch neuere psychoanalytische Erkenntnisse, von großer Bedeutung.
Schon ihr Vater Wilhelm hatte Lotte Köhler die Ehrfurcht vor den Ahnen und ihren Lebensprinzipien geweckt: Ringe es dem Vergessen ab, denn nur wer Wichtiges aufbewahrt, glaubt nicht an den Untergang. So trug auch sie mit großem Eifer Erinnerungsstücke und Unterlagen der Vorfahren zusammen. Und als Psychoanalytikerin ist sie der festen Überzeugung: Nur wer nach seinen Wurzeln sucht, findet zu sich selbst. So ist sie, mehr aus Zufall, auf das Grab ihres Ur-Ur-Ur-Urgroßvaters Carl Ebenau gestoßen und – dadurch angeregt – bei weiteren Nachforschungen auf Zeilen ihrer Names-Patin Charlotte Ebenau. Zeilen, die sie tief berührten: Charlotte Auch wenn ich einst ruhen werde in den kalten Umarmungen der Vergeßlichkeit… Ach, möchte da ein theures fürsprechendes Blümchen aus der Erde des Kirchhofs dringen – aufsprossen aus meinem Staube, fortblühn durch das Andenken edler Thaten meiner-werth - möchte dann mein Schatten unsichtbar meine Freunde umschweben, Sie hinführen durch unerklärlichen Herzensdrang an mein stilles Grab und ihnen zulispeln: „Auch sie blühte einst".
Kulturelle Evolution und Bewusstseinswandel
Hans Kilians historische Psychologie und integrative Anthropologie
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Der Psychoanalytiker Hans Kilian versuchte die Gegenwart aus der Sicht einer interdisziplinären psychohistorischen Anthropologie zu verstehen. In seinem Konzept der »metakulturellen Humanisation« werden historische, kulturanthropologische, soziologische, psychologische und psychoanalytische Perspektiven auf drängende Probleme einer sich rapide wandelnden Gegenwart zusammengeführt, und es wird nach Diagnosen und Lösungsvorschlägen gesucht. Die Köhler-Stiftung verleiht einen internationalen Forschungspreis für exzellente Leistungen in den interdisziplinären Wissenschaften vom Menschen. Aus Anlass der ersten Verleihung des »Hans-Kilian-Preises für die Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation« im Mai 2011 erscheint das vorliegende Buch, das Einsichten in Hans Kilians Leben und Werk mit ausgewählten Schriften Kilians verbindet. Damit wird einem breiten Publikum ein Zugang zu seinem Denken ermöglicht.
1772 - 1793 Dieser Abschnitt Zeitgeschichte mit epochalen Veränderungen, geprägt von der Aufklärung, der Französischen Revolution, der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und vielen Klassikern, ist hier eingebettet in die Familiengeschichte Köhler, dokumentiert aus Briefen von zwei Brüdern aus Altenstadt in Hessen. Jacob ein Bader und Chirurg und Tobias der „Fidele Chirurg“ aus der Wetterau beim französischen Militär.