Woher kommt, was wir erinnern? Aus der Vergangenheit. Aber könnte es auch aus der Zukunft kommen, insofern, als dass Zukunfts-Samen in allem Ursprung bereits enthalten sind? Dann wäre etwas so Zukünftiges wie die Apokalypse also auch erinnerbar, zumindest deren Keime in uns. Versuchen wir`s! Und das - warum nicht - jetzt: im Jahr 2020.
Norbert Schaaf Livres




Was bedeutet für uns ein Leben mit der Strahlung 5G? Provoziert am Ende der technische Fortschritt gerade durch seine Problemstellen auch ein ganz anderes, ein geistiges Fortschreiten? Dieser Frage geht der Autor in seinem Buch nach. Schritt für Schritt wird er eine kleine Alltags-Apokalypse entrollen - allerdings keine ängstigende, sondern eher Mut machende. »Ich erzähle vom Vorteil des Nachteils und wie ich selbst ihn nutzen möchte.« Norbert Schaaf
Anlass zu dieser Erzählung ist die etwa fünf Jahre dauernde Schließung des Museums wegen umfänglicher Sanierungsarbeiten, beim Erscheinen des Buchs gibt es den Block nicht mehr. Die Erzählung setzt sie – das Werk Beuys –in Beziehung zu anderen Stätten in der Welt und schärft ein Bewusstsein für die zeitlose Dimension unterschiedlichster Räume, eröffnet ein Gespräch zwischen ihnen. Es geschieht dies mehr poetisch-dramatisch als wissenschaftlich, in einer Sprache, die selbst Anregung erfährt durch aufmerksame Beobachtung. Das Schreiben begann auf einem einfachen Feldweg im August 2007 …Rettet die Haut! Der Beuys Block unterscheidet sich von allen anderen Präsentationen der Werke Beuys und erst recht von Kunstausstellungen in Museen allgemein, in elementarer Weise: Er ist aufgrund seiner Einrichtung durch Beuys ein historischer Ort, ein Kraftfeld, wo an sich schon energetische Einzelwerke in einem sie alle verbindenden Kontext sich noch einmal steigern. Diese einzelnen Werke oder Organe stehen hier in einer Beziehung zueinander, die etwas Neues, Größeres, Vitaleres schafft: einen ORGANISMUS. Dies geschieht nicht irgendwo vor neutralem Hintergrund, sondern in Räumen, die ihrerseits eine Geschichte haben, eine unverwechselbare Materialität, Haptik und nicht unwichtig: Armut. Diese hat Beuys vorgefunden und bejaht, und er hat sich darin eingerichtet, hat sie mit seinem Werk bewohnt und sie zu seinem Werk hinverwandelt. Das heißt, der Ort selber ist ein anderer geworden, ist selbst Werk geworden. Die Einrichtung hat durch die konkrete Hülle von Boden, Decke und jutebespannten Wänden eine HAUT bekommen, die als Organ von Anfang an eine eigene Größe, eine Kraft darstellte und die als kompositorisches Element von Beuys ebenso ernst genommen wurde wie die einzelnen Dinge, die sie umspannt. Dieser Ernst durchatmet den ganzen Block. Was in ihm untergebracht ist, altert – und ist gerade dadurch enorm anwesend, durch sein Verwesen-Dürfen. Warum soll nun plötzlich und ausgerechnet die HAUT nicht altern dürfen? Warum soll sie sich dem face-lifting oder gar einer Transplantation unterziehen? Es geh hier um Würde und zugleich um Wärme. Die geplante Renovierung brächte Kälte, sowohl durch ihre ästhetischen Mittel als auch durch die Ignoranz gegenüber dem Gewordenen, dem Wesenhaften, das diesem Ort als Ganzem(!) eignet und wofür wir ihn doch immer wieder aufsuchen und, pardon, lieben. Das Hessische Landesmuseum wird, wenn es dann modernisiert sein wird, keinen Stilbruch erleiden durch einen intakten (unangetasteten) Beuysblock. Im Gegenteil, die respektvolle Geste wird dem Museum Einzigartigkeit und innere Größe bescheinigen: Weil es dazu steht, dass der Block eben nicht nur eine Ausstellung ist, die man modern präsentiert, sondern eine STÄTTE, an der eine Erfahrung gemacht werden kann, die Beuys den Gegen- oder Nachbildprozess nannte. Ein Akt der erweiterten Wahrnehmung. Dieser würde in einer bloßen, entblößten Werkausstellung nicht mehr gelingen! Das wäre die eigentliche Tragik. Also: Rettet die Haut!
Mandorla
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Norbert Schaaf macht sich auf die Reise in den Zwischenraum. Sein Buch lädt ein, ihn zu begleiten – und unterscheidet sich gleich in einigen Punkten von theoretischen Werken zur Kunstbetrachtung. Ist der Zwischenraum der Ort, den es zwischen einem Kunstwerk und seinem Betrachter zu überwinden gilt? Oder ist es der Raum, an dem ich mich gemeinsam mit einem Kunstwerk befinde, wenn ich mich auf seine Wirkung einlasse? In der Bildsprache der Kunstgeschichte ist die Mandel (ital. mandorla) ein Symbol für das Wesen Christi. Vor diesem Hintergrund stellt der Autor seine Fragen an die Kunstbetrachtung: Welcher Sinneswahrnehmung bedarf es, um in unserer Zeit das Wirken des Christus zu erkennen? Der Weg, auf dem sich Norbert Schaaf diesen Fragen widmet, ist selbst ein künstlerischer. So ist gemeinsam mit dem Grafiker Harald Kröner ein Buch entstanden, das durch seine besondere typografische Gestaltung selbst ein kleines Kunstwerk geworden ist. Anhand des künstlerischen Schaffens bedeutender Persönlichkeiten wie Joseph Beuys, John Cage, Peter Handke, Jacques Lusseyran und Rudolf Steiner ergründet der Autor die Wirkung von Bild und Gegenbild – und tritt auf ihren Wegen die Reise in das Unbekannte an.