Rimini Protokoll, das Theaterkollektiv aus Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel, zählt seit über zehn Jahren zu den bedeutendsten Impulsgebern des zeitgenössischen Theaters im deutschsprachigen Raum und international. Bekannt geworden durch ein 'neues dokumentarisches Theater', das mit 'Experten des Alltags' anstelle von Schauspielern arbeitet, hat das Kollektiv in zahlreichen Projekten gesellschaftlich relevante Themen in vielfältigen Spielformen und Konzepten behandelt. Der vorliegende Sammelband untersucht die theatralen Praktiken von Rimini Protokoll durch Close Readings einzelner Werke und Formate. Diese detaillierten Analysen beleuchten neue Aspekte des 'Experten'-Begriffs, die künstlerische Auseinandersetzung mit performativen Räumen und Wahrnehmungsmustern sowie den Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Strukturen. Der Band enthält Aufsätze internationaler Autoren aus Australien, Belgien, Deutschland, Großbritannien und Luxemburg, sowohl von Theaterforschern als auch von Praktikern. Ergänzt wird das Werk durch die Transkription einer Podiumsdiskussion und Gespräche mit Rimini Protokoll sowie einem Teammitglied. Die Beiträge bieten neue Perspektiven auf die Komplexität, Internationalität und thematische Vielfalt des Kollektivs und tragen zur Debatte über das zeitgenössische Theater bei.
Johannes Birgfeld Livres






»Unsere Kunst besteht darin, eine Frage zu stellen, die man nicht allein beantworten kann. Wir sind uneins und sehen das als Bereicherung. [...] Nicht Freiheit ist die Voraussetzung dieser Art von Kunst, sondern Unfreiheit.« She She Pop Die Theaterarbeiten des Kollektivs She She Pop, die außerhalb hierarchischer Strukturen entstehen und das Publikum bewusst als Mitakteur einbeziehen, zählen zu den originellsten im Gegenwartstheater. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens setzen sich She She Pop mit Fragen auseinander, die ihre Arbeit von Beginn an begleitet haben, z. B.: Wie funktioniert die Beziehung zwischen Publikum und Performern? Wie arbeitet man künstlerisch im Kollektiv? Was bedeutet das Eigene im autobiografischen Material? Diese erste Publikation von und über She She Pop dokumentiert drei öffentliche Vorträge, die die Performancegruppe als Inhaber der 7. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik gehalten hat, und bietet neben einem Werkverzeichnis auch Bilder aus 25 Jahren Theaterarbeit.
Michael Kleeberg - eine Werksbegehung
- 349pages
- 13 heures de lecture
Eine Entdeckungsreise durch das literarische Universum von Michael Kleeberg Michael Kleeberg gehört zu den beeindruckendsten deutschsprachigen Schriftstellern unserer Zeit: Sein Werk verbindet radikal grandiose Erzähllust mit größtem Formbewusstsein, präzises Beschreiben mit größter Sensibilität, historische Tiefe mit sprachlichem Innovationswillen. Kleeberg geht immer ins Risiko: Seine Romane »Ein Garten im Norden«, »Das amerikanische Hospital« und der »Karlmann«-Zyklus spiegeln unsere Gegenwart und Vergangenheit, sezieren sie – erzählerisch virtuos und mutig. Dieses Buch will dem Leser das literarische Universum des Michael Kleeberg eröffnen und behandelt Themen wie Erinnerungsorte, die Wissenschaftsrezeption in seinem Werk, Kleeberg und Proust, Generationen- und Geschlechterkonflikte, Raumerfahrungen und Krieg in Kleebergs Texten, den »Roman total«. Mit Beiträgen von Hugo Aust, Johannes Birgfeld, Michael Braun, Stephen Brockmann, Marion Dufresne, Caroline Frank, Wolfgang Frühwald, Lidwine Portes, Erhard Schütz und Harald Tausch. Ein spannender Vielklang zur Poetik des Autors – und zugleich eine grundlegende Reflexion über die literarische Gegenwart zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
ABCD
- 173pages
- 7 heures de lecture
Das Berliner Regiekollektiv, bestehend aus Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel, tritt hier erstmals als Experte seiner selbst auf und definiert zentrale Begriffe der eigenen Arbeit für und über das Theater: von A wie Applaus und Authentizität über Präsenz, Publikum, Repräsentation bis hin zu Z wie Zugabe, Zweifel und Zukunft. Das ABC von Rimini Protokoll basiert auf Vorträgen im Rahmen der 1. Poetikdozentur für Dramatik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel haben hier im Winter 2011/12 Projekte aus ihrer mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit vorgestellt und über ihr Theaterkonzept reflektiert. Aus den Vorträgen haben sie ein ABCDarium entwickelt, eine Form, die dem vernetzten und stets in Bewegung befindlichen Denken und Arbeiten des Kollektivs entspricht. Das ABC – komisch, spannend und erkenntnisreich – lädt den Leser auf charmante Weise dazu ein, sich auf verschlungenen Pfaden durch die Welt von Rimini Protokoll führen zu lassen.
Kotzebues Dramen
- 259pages
- 10 heures de lecture
Friedrich Nietzsche pries ihn in Menschliches, Allzumenschliches als das 'eigentliche Theatertalent der Deutschen'. Denn 'die Zeitgenossen hätten von ihm im Ernste sagen dürfen: ›in ihm leben, weben und sind wir‹'. Tatsächlich gehört August von Kotzebue (1761–1819) mit August Wilhelm Iffland zu den produktivsten und meist gespielten deutschen Dramatikern, der die Anliegen seiner Zeit vollständig auf die Bühne brachte. In seinen rund 230 Stücken aller Genres – vom Prolog bis zum Historiendrama, vom rührenden Trauerspiel bis zur Gesellschaftskomödie, vom szenischen Sinnbild bis zur Oper, von der Huldigung bis zur Posse – verarbeitet Kotzebue mit Witz und spitzer Feder alle Themen und Moden der Epoche: Ehe und Familie, Hof und Bourgeoisie, Erbschaft und Spekulation, Krieg und Frieden, russische und deutsche Politik, Leibeigenschaft und Sklaverei, Glaube und Religion, Intrige und Verbrechen, Verstellung und Theater, Wissenschaft und Scharlatanerie. Das Lexikon bearbeitet erstmals Kotzebues Gesamtproduktion für die Bühne, vom 1782 entstandenen Trauerspiel Demetrius bis zu dem im Todesjahr erschienenen Einakter Die Selbstmörder. Die alphabetisch angeordneten Artikel zu jedem einzelnen Drama verzeichnen knapp die Inhalte, Motive, Aufführungen, Rezeptionszeugnisse sowie Forschungsbeiträge und präsentieren Illustrationen aus den Originalausgaben.
Das Unterhaltungsstück um 1800
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Die Jahrzehnte um 1800 prägen das deutschsprachige Theater entscheidend. Im Rahmen der Nationaltheaterbewegung entstehen seit den 1770er Jahren in vielen Städten die ersten festen Schaubühnen, und ein professioneller Sprechtheaterbetrieb entwickelt sich. Der wachsende Bedarf an Stücken geht mit einem stetig wachsenden Publikum einher, wodurch Frauen die Möglichkeit erhalten, in den literarischen Markt einzutreten. Ein neuer Autorentypus, der Unterhaltungsdramatiker, tritt in den Vordergrund. Autoren wie August Wilhelm Iffland und August von Kotzebue dominieren die Bühnen mit ihren zahlreichen Stücken, die fest in der Ethik und Ästhetik der Aufklärung verwurzelt sind. Ihre Werke richten sich an die gebildeten Mittelschichten, die Unterhaltung und Belehrung erwarten. Das Unterhaltungstheater stellt eine Herausforderung für zeitgenössische Autoren dar und wird von der literarischen Avantgarde, die sich an Weimarer Klassik und (Früh-)Romantik orientiert, oft abgewertet. Diese Abwertung ignoriert jedoch, dass das Publikum dieser Stücke gebildet war und die Autoren ambitionierte poetologische Programme verfolgten. Der Erfolg des Unterhaltungsdramas zeigt, dass es relevante Themen auf gewinnbringende Weise behandelte. Der vorliegende Band zielt darauf ab, das Genre des Unterhaltungstheaters um 1800 neu zu profilieren, indem er dessen Beitrag zum politischen Diskurs, die Reflexion sozialer Wirklichkeiten, den Einfluss von Autorinnen u
Franz Innerhofer (1944-2002) gehört zu den bedeutendsten österreichischen Autoren der 1970er Jahre. Mit seinem Debutroman «Schöne Tage» sicherte er sich einen festen Platz in der deutschsprachigen Literaturgeschichte als Elendsrealist , sowie – gemeinsam mit Handke, Bernhard, Jelinek und Jonke – als Hauptvertreter der Anti-Heimatliteratur und der Neuen Subjektivität . Die Studie würdigt erstmals differenziert Innerhofer als Erzähler: Im Anschluß an die bisher vernachlässigte Rekonstruktion seiner expliziten Poetik bilden drei systematische Einzelanalysen der Romane Schöne Tage (1974), Schattseite ( 1975) und Die großen Wörter ( 1977) den Hauptteil der Arbeit. Sie offenbaren eine zunehmend radikalere Modernität im Einsatz erzählerischer Mittel, die Innerhofer sogar in die Nähe der Postmoderne rückt und die sein Werk jenseits einer Stigmatisierung als Dokumentarliteratur auch als Teil der bedeutenden österreichischen Tradition avancierten und avantgardistischen Schreibens erkennbar macht. Ein erstmals vorgelegter Forschungsbericht sowie eine Werkbibliographie runden die Studie ab.