Heinrich Geiger Livres






Die Entwicklung der westlichen klassischen Musik in China zeigt, wie Tradition und Moderne sowie östliche und westliche Kulturen fruchtbar miteinander interagieren können. Angesichts des wachsenden Einflusses westlicher Klassik in China und der internationalen Erfolge chinesischer Musiker beleuchtet das Buch die kulturellen Grenzen und deren Überwindung. Es bietet Einblicke in die dynamische Beziehung zwischen diesen beiden musikalischen Welten und deren gegenseitige Bereicherung.
Die katholische Kirche verfügt als Weltkirche über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz im Bereich des interkulturellen Austausches. In diesem Band fokussieren renommierte Autorinnen und Autoren aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen und aus internationalen Kontexten die weltweiten Diskussionen um Interkulturalität auf den Bereich Bildung und Wissenschaft. Dabei lenken sie den Blick insbesondere auf die Arbeit, die der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD) und sein Generalsekretär Hermann Weber in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Gebiet der postgraduierten Studien- und Forschungsförderung geleistet haben. Die Aufsätze spiegeln dieses Bemühen um Interkulturalität, Frieden und interreligiösen Dialog facettenreich wider und zeigen Perspektiven auf für die zukünftige Arbeit.
Im China des 20. Jahrhunderts leitet die Reflexion der philosophischen Ästhetik durchweg das Interesse an der Einrichtung des Ganzen der Gesellschaft. Ihr Argumentationsmodus führt deutlich vor Augen, dass sie in diesem Punkt mit den empirischen und analytischen Wissenschaften konkurriert, ja sich selbst als ein Korrektiv der gesellschaftlichen Entwicklung versteht. Vorliegende Arbeit leistet hierzu einen wichtigen ersten Forschungsbeitrag, sowie zum Verhältnis von Tradition und Moderne in der chinesischen Ästhetik des 20. Jahrhunderts.
Chinesische Mauern
Neue Vorzeichen und alte Wege im chinesischen Denken der Gegenwart
Die chinesische Philosophie in ihrer heutigen Form verdankt sich der selektiven Aneignung westlichen Denkens und westlicher Kultur seit dem Ende des chinesischen Kaiserreiches. Sie stellt eine Form von sekundärer, in Gestalt von Reflexion sich vollziehender „Weltorientierung“ und „Daseinserhellung“ (Karl Jaspers) dar. Heute nun wird ihr die Aufgabe zugewiesen, den Prozess der Ausdifferenzierung der modernen Konsumgesellschaft zu steuern. Sie soll Wertideen etablieren, die nach der Meinung der chinesischen Regierung für die Modernisierung des Landes von Bedeutung sind. Dabei wird die historische Tiefenlegitimation für die Politik des Landes mittels des „Konfuzianismus“ hergestellt. In dem Buch Chinesische Mauern wird aufgezeigt, wie Sinn- und Deutungsschemata, mit denen versucht wird, das „Chinesische“ an der chinesischen Kultur und am chinesischen Denken zu erfassen, lebenspraktisch vereinnahmt werden. Sie werden unter anderem für die Rechtfertigung staatlicher Autorität instrumentalisiert. Innerhalb eines sorgfältig inszenierten Geschichtsdramas hat sich die chinesische Philosophie in der Spannung zwischen heiliger Tradition und fordernder Gegenwart zu bewähren. Es geht um die Abgründigkeit der Identitätskonzeptionen, die in diesem Kontext entwickelt werden. Das Buch kommt nicht ohne das Skurrile, das Lachhafte, das Bodenlose, das Niederschmetternde, Unglaubliche aus – es lebt aus, mit und von ihnen.
Den Duft hören
Natur, Naturbegriff und Umweltverhalten in China
Die Natur spielt in der chinesischen Kultur eine entscheidende Rolle. Heinrich Geiger verfolgt in seiner Studie die Entwicklung und Veränderung des chinesischen Naturbegriffs vom ersten Auftreten vor ca. 8000 Jahren über seine Behandlung bei den klassischen Denkern und Philosophen bis in die Gegenwart entfesselter Naturzerstörung. Ging man im klassischen chinesischen Denken von einer »einzigen wahren Wirklichkeit« aus, von dem Bewusstsein um die spezifische Beziehung von Innen und Außen, von Sinn und Welt, von Idee und Wirklichkeit, werden heute Vorstellungen der Veränderbarkeit und des Umbaus der Natur integriert. So verortet Geiger den Begriff Natur nicht nur geistesgeschichtlich, sondern auch lebensweltlich in seinem historischen und gesellschaftlichen Kontext.
Die chinesische Musikwelt hat den Kulturraum der Seidenstraße neu entdeckt, wodurch sich für Musiker und Hörer neue musikalische Quellen erschließen. Diese Quellen liegen an der Schnittstelle zwischen den „kleinen“ nomadischen und den „großen“ Kulturen Chinas, Irans und Indiens. Die musik- und kulturhistorischen Bezüge lassen die Musikgeschichte Chinas in einem neuen Licht erscheinen und ermöglichen tiefere Einblicke in die Musik einiger Staaten, die nach dem Zerfall der Sowjetunion international in den Fokus gerückt sind. Die heutigen Territorien dieser Staaten waren während der Blütezeit der Seidenstraße mehr als nur Durchgangsstationen; Regionen wie Transoxanien haben die Musikgeschichte nachhaltig geprägt. Musikalisch zeigt der Kulturraum der Seidenstraße sowohl eine relative Einheit als auch eine bemerkenswerte Vielfalt. Diese Vielschichtigkeit resultiert aus einer raffinierten Kombination von Tradition und Innovation sowie von Lokalem und Internationalem, was als zeitloses Beispiel effektiver Kommunikationsstrategien zwischen Ethnien und Kulturen betrachtet werden kann. Die Darstellung erfolgt mit Liebe zum historischen Detail und verfolgt einen globalgeschichtlichen Forschungsansatz, der Verknüpfungen und Vergleiche zwischen verschiedenen Weltregionen betont und nationale Perspektiven überwindet. Die Musik dieser Kulturräume wird als „world music“ betrachtet.
Die große Geradheit gleicht der Krümmung
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Die moderne chinesische Ästhetik ist reich an Bezügen auf ihre eigene Tradition, aber auch auf die westliche Ästhetik. Sie entfaltet ihren Gegenstand in der Auseinandersetzung mit den materiellen und schriftlichen Zeugnissen ihrer eigenen Geistes- und Kulturgeschichte. Überdies ist sie aufs engste mit den gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts verbunden. Ausgehend von den Fragestellungen des 20. Jahrhunderts wird in dem Buch Die große Geradheit gleicht der Krümmung der Überlegung nachgegangen, wann die chinesische Ästhetik aus einer alles bestimmenden Wirklichkeit heraustrat und sich eine Welt in Freiheit erschloss. So geht mit dem Begriff des Schönen in China die Selbstverständigung und auch die Klärung der eigenen Gegenwart im geschichtlichen Rückblick einher. Der Begriff des Schönen kann nicht auf die Kunst festgelegt werden, und umgekehrt erschöpft sich auch die Kunst nicht im Schönen. Ebenso gehen weder das Schöne noch die Kunst in einem Verweisungszusammenhang auf etwas Un- oder Überpersönliches wie das Dao auf. Ziel des Buchs ist es, dies mit neuen Zugangsweisen zur chinesischen Ästhetik aufzuzeigen und dadurch den Blick zu öffnen für die freie Urteilsbeziehung im Schönen und die schöpferische Lebensgestaltung, die im Chinesischen als die höchste Kunstform einzustufen ist.