Politische Kunst ist heute allgegenwärtig. Sie gewinnt vor allem durch die Ereignisse der letzten Jahre international immer mehr an Bedeutung. Die aktuellen Krisen politisieren KünstlerInnen auf der ganzen Welt in zunehmendem Maße. Doch was ist überhaupt politische Kunst, und in welchem Verhältnis stehen Kunst und Politik? In VERSION Nr. 3 werden Strategien und Organisationsstrukturen vorgestellt, die zeigen, dass das Feld politischer Kunst nicht unter einheitlichen Kategorien gefasst werden kann. Die Ansätze sind so divers wie die Themen: engagiertes Eingreifen, Aktivismus, analysierende Kritik, basisdemokratische Solidarität, unbeirrtes Einzelkämpfertum, oder sensible Ästhetik. Der französische Philosoph Jacques Rancière beschreibt die Bedeutung politischer Kunst als Spannungsverhältnis zwischen zwei „Widerständen“. Sie sei der „Widerstand des Steines (der Rückzug aus dem Leben ins Ästhetische) und der emanzipatorische Widerstand (das Eingreifen der Kunst ins Politische)“. Er fordert: „Damit der Widerstand der Kunst nicht in seinem Gegenteil verschwindet, muss er die ungelöste Spannung zwischen zwei Widerständen bleiben.
Manfred Grübl Livres





VERSION ist ein Magazin zur zeitgenössischen Kunstproduktion, das sich mit Fragestellungen rund um die Herangehensweisen und Bedingungen künstlerischer Strategien beschäftigt. Es verzichtet auf kunsttheoretische Metaberichterstattungen und behandelt Themen aus der Sicht produktiver Involviertheit. VERSION Nr. 4 widmet sich einzelnen Betrachtungen, deren gemeinsamer Nenner vielleicht der Versuch ist, Blickwinkel neu zu setzen. In dieser Ausgabe: ein Beitrag über die Army of Love; Zak Saunders im Gespräch mit François Roche; Auszüge einer Installationen für fünf Projektionen von Alexander Kluge; Belinda Kazeem-Kaminskis Unearthing. In Conversation; ein Interview mit Friederike Feldmann und Christian Schwarzwald; Hugues Mousseau zur Musik des 20. Jahrhunderts; Salvatore Vivianos Projekt One Work Gallery. Das Cover stammt von Stefan Sandner.
Manfred Grübls Personelle Installationen sind Akte der Sabotage. Er nutzt quasi parasitär einen vorhandenen Rahmen mit Eventcharakter und unterläuft ihn gleichzeitig. Keine erläuternden Texte, keine Kommentare, keine Beschriftungsschilder – institutionalisierte Selbstverständlichkeiten in einer erklärungsbedürftigen Kunstwelt – klären über Titel, Künstler und Absichten auf. Das Buch dokumentiert Grübls Interventionen in der Saatchi Gallery, im Lincoln Center, in der Neuen Nationalgalerie Berlin und in der Wiener Secession.
Die Publikation »Manfred« umfasst eine vielteilige kontextuelle Arbeit des Künstlers Manfred Grübl. Werktitel & Arbeit sind sehr persönliche Verweise auf Herkunft und Leben in den frühen 1980er Jahren. Gewisse Eigenschaften, charakteristische Rollenmuster und Strukturen innerhalb des Systems Familie sind über Generationen hinweg prägend für die individuelle Entwicklung. »Manfred« reflektiert insbesondere die Person seines Vaters, eines ehemaligen Postbeamten aus Tamsweg, Grübls Beziehung zu ihm und die Orte einer Familiengenealogie. Die Briefmarke »Grübl« ist eine Selbstwürdigung des Namens Grübl und der Personen, die mit diesem Namen im »Staat der Familie« verknüpft sind. Sie wurde von der Österreichischen Post produziert, ist aber nur in Verbindung mit einem Briefwechsel erhältlich und kann sowohl als Kunstwerk als auch als Marke für den Transport diverser Post verwendet werden. Das Sammeln von Marken ist an sich schon eine kunstvolle Arbeit. Mit dem Austausch der Briefe und Briefmarken ist eine interaktive künstlerische Arbeit entstanden, die sich mit dieser Publikation in einem Raum zusammenfügt. Manfred Grübls Arbeit zielt auf Reaktionen ab. Die BetrachterInnen, der Staat, die Gesellschaft werden von ihm aufgefordert, Position zu beziehen. Seine Auffassung von Kunst als subjektives umfassendes Erlebnis – nicht starres Objekt im Raum, sondern Interaktion und Kommunikation – charakterisiert seine Herangehensweise.