Lisette Gebhardt Livres






"Nach Einbruch der Dunkelheit"
Zeitgenössische japanische Literatur im Zeichen des Prekären
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- 11 heures de lecture
Dass Japan zum Objekt einer Armutsforschung wird, mag erstaunen. Wie derzeit in Deutschland verschlechtert sich jedoch die sozio-ökonomische Lage des Landes. Seit 2006 macht ein neues Wort die Runde: Prekariat (jap. purekariâto). Während man sich einerseits fragen muss, wie sich Armut heute in einer reichen Industrienation wie Japan manifestiert, welche Personen zu Japans neuer Armutsschicht zählen, wie sich das Leben japanischer Armer im 21. Jahrhundert gestaltet und ob Armut nicht auch mediale Inszenierung von „Unterschicht“ bedeutet, gibt es in der japanischen Literatur bereits seit den 1990er Jahren eine rege Debatte der Neuen sozialen Härte. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit dem Genre der Prekariatsliteratur, vertreten durch bekannte Autoren wie Murakami Ryû, Kirino Natsuo und Suzuki Seigô.
Der vorliegende Band, dessen japanisches Motto Yomitai! („Ich möchte es lesen!“) den Wunsch nach Lektüre ausdrückt, zielt darauf ab, Interesse an zeitgenössischer japanischer Literatur zu wecken. Erfasst werden Autoren und Werke der letzten beiden Dekaden, von den 1990er Jahren bis Anfang 2011, einem Zeitraum prägender Ereignisse wie dem Erdbeben in Westjapan 1995 und der Dreifachkatastrophe von Fukushima 2011. Die literarischen Texte spiegeln den Wandel der nationalen Befindlichkeit wider, von der wirtschaftlichen Blüte der „Bubble-Ära“ in den 1980ern bis zur Hoffnungslosigkeit der „Verlorenen Dekade“. Der Band bietet umfassende Informationen zur japanischen Literaturszene der letzten Jahre und präsentiert die Vielfalt der Heisei-Ära (seit 1989), beginnend mit Ōe Kenzaburō über die „beiden Murakamis“ bis hin zu den „Girlie-Autorinnen“ um 2000. Ein Glossarteil erläutert aktuelle Trends und Begriffe wie iyashi (Heilung) und Cool Japan. Ziel ist es, die Autoren in ihrem kulturellen Kontext zu präsentieren, einschließlich Entwicklungen des japanischen Buchmarkts und Marketingstrategien. Zudem werden interne Einblicke gegeben, etwa zur Einschätzung des Endes der „Epoche Murakami Haruki“ und zur Selbstinszenierung von Akutagawa-Preisträgerin Kanehara Hitomi. Diese Detailbeobachtungen rücken Japan und seine Literatur näher.
Die Arbeit untersucht die «spirituelle Kultur» der japanischen Moderne. Christentum, Zen, Spiritismus und Vitalismus sind Bezugspunkte, von denen Antworten für einen Ausweg aus der geistigen Krise erwartet werden, die die japanischen Intellektuellen um 1900 konstatieren. Wie der Westen durchleidet Japan die «Schmerzen der Modernisierung». Man trachtet dem Räderwerk der Maschinenzivilisation zu entkommen und sucht sein Heil bei den alten Göttern, den Geistern, oder in einer neuen Religiosität. Stellvertretend für die Menschen der Moderne formuliert der Kappa, ein Wasserkobold, aus Akutagawa Ryûnosukes gleichnamiger bekannter Erzählung das religiöse Bedürfnis seiner «Damit unser Leben vollkommen werde...», Magg senkte die Stimme, als schäme er sich etwas und sprach weiter, «...müssen wir an eine Macht glauben, die außerhalb von uns Kappa existiert.» (Akutagawa Ryûnosuke, Kappa 1927).
Das Sonderheft Heisei, herausgegeben von der Japanologie Frankfurt anlässlich des Übergangs von der Heisei- zur Reiwa-Ära mit Kaiser Naruhito, bietet eine umfassende Sammlung von Fakten und Hintergründen zur japanischen Literatur aus aktueller Perspektive. Es beleuchtet Themen, Trends und Autoren abseits des Mainstreams und führt den Leser in das Genre der japanischen Katzenliteratur (neko bungaku) ein. Analysen und Autorenportraits eröffnen neue Wege durch die literarische Landschaft der 2000er Jahre. Der Magazincharakter der Publikation wird durch informative Exkurse, Listen, Tabellen und Anzeigen engagierter Verlage der japanischen Gegenwartsliteratur verstärkt. Die Heisei-Epoche hat die Ereignisse intensiv dokumentiert, und zeitdiagnostisches Schreiben war in dieser Phase besonders populär, was zu zahlreichen literarischen Repräsentationen der letzten drei Dekaden führte. Das Heft gibt Einblicke in das literarische und kulturelle Leben dieser Ära, verabschiedet sich von ihr und blickt in die Zukunft unter der Regierungsdevise Reiwa. Im Fokus stehen die 2000er Jahre mit bislang in Deutschland weitgehend unbekannten Schriftstellern wie Henmi Yô, Shiraishi Kazufumi, Murata Sayaka und Furuichi Noritoshi.
Achtzehn Beiträge aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen – Geschichtswissenschaften, Germanistik, Kunstwissenschaft, Medienwissenschaft, Pädagogik und Soziologie – beschäftigen sich mit der Situation von Kindern, die im 20. und im 21. Jahrhundert mit den Auswirkungen atomarer Technikfolgen konfrontiert wurden. Thema sind u.a. die Bomben von Hiroshima und Nagasaki, die Reaktorhavarie von Tschernobyl und der GAU in Fukushima am 11. März 2011. Die gesammelten Analysen unter dem Motto „Kind und Atom“ sollen eine Grundlage für die noch zu schreibende Globalgeschichte des Nuklearen bilden. -- (from back cover)
Neue Konzepte japanischer Literatur?
Nationalliteratur, literarischer Kanon und die Literaturtheorie. Referate des 15. Deutschsprachigen Japanologentags – Literatur II.
- 342pages
- 12 heures de lecture
Neue Konzepte japanischer Literatur, die Bedeutung des alten Kanons der Nationalliteratur und die Zukunft japanologischer Literaturforschung sind das Thema des vorliegenden Bandes; er enthält Beiträge, die als Referate in der Sektion „Literatur II“ des 15. Deutschen Japanologentags / Zürich (2012) gehalten wurden. Die Verfasser unternehmen u. a. den Versuch einer zusammenfassenden Darstellung und Bilanzierung des bisherigen „Japanese Literature Publishing Project“ (JLPP), befassen sich mit der Okinawa bungaku als Herausforderung des Konzepts einer „Nationalliteratur“ (kokubungaku), kommentieren die Tendenz der japanischen Forschung, Theorien und Konzepte aufzugreifen, die vom anglophonen Raum ausgehen, eine Nationalliteratur alten Zuschnitts zu ignorieren und den überlieferten Kanon japanischer Literatur in Frage zu stellen, sondieren den Paradigmenwandel der japanischen Gegenwartsliteratur und erörtern Aspekte der japanologischen Forschung zur modernen / gegenwärtigen / zeitgenössischen japanischen Literatur im Sinne einer dringend anstehenden Sichtung und Reflexion der japanologischen Beschäftigung und Bewertung von japanischer Literatur – eine Aufsatzsammlung, die den Stand aktueller japanbezogener Literaturforschung widerspiegelt.
Lesebuch „Fukushima“
Übersetzungen, Kommentare, Essays
Das „Lesebuch Fukushima“ ist interdisziplinär und facettenreich, mit über zwanzig Beiträgen von Absolventen der BA- und MA-Studiengänge der Universitäten Frankfurt und Leipzig. Diese jungen Japanwissenschaftler engagierten sich im Internetprojekt „Textinitiative Fukushima“ und beschäftigten sich ein Jahr lang mit japanischen Quellen. Das intensive Textstudium führte zu wichtigen Übersetzungen von Zeitzeugendokumenten, die in diesem Buch präsentiert werden. Zudem enthält es Interviews mit Aktivisten und Künstlern sowie Reportagen und Analysen zu den Folgen der Erdbebenkatastrophe und der Notwendigkeit, das „System Japan“ zu überprüfen. Die Beiträge sind in vier Kapitel gegliedert: Der erste Abschnitt behandelt die Einführung der Atomenergie in Japan und beleuchtet zeitgeschichtliche Prämissen sowie Arbeitsverhältnisse in Kraftwerken. Kapitel zwei untersucht die Repräsentation von „Fukushima“ in Literatur, Film, Theater und Fotografie. Das dritte Kapitel thematisiert Medienmanipulation und Aufklärung, während der letzte Teil den Wunsch nach politischer Partizipation und Protestaktionen behandelt. Der Band bietet Einblicke in kritischen Journalismus, Medienstrategien der Atom-Lobby und die Haltung der Bürger zur Atomenergie. Politikwissenschaftliche Erkundungen zeigen einen „Post-Fukushima-Nationalismus“, während philosophisch-ideengeschichtliche Analysen die Rolle von Intellektuellen beleuchten. Kultur- und literaturwissenschaft