Als bewegende Bedingungen des Lebens stehen Conatus und Lebensnot im Zentrum aktueller medienanthropologischer Diskussionen über das Verhältnis von Leben und Medien. Spinoza definierte Conatus als Prinzip, nach dem das Wesen jedes Dings darin besteht, »in seinem Sein zu verharren«. Er begründete mit diesem Prinzip eine Denktradition, in der Leben und Materie, Rationalität und Vermögen koinzidieren. Der Begriff der Lebensnot dagegen entstammt Diskursen der Physiologie, der Medizin, der Urteilsphilosophie und schließlich der Psychoanalyse, die auf verschiedene Weise körperliche Bedingungen und Notwendigkeiten mit der Angewiesenheit auf das Andere und die Anderen verschränken. Conatus und Lebensnot erlauben in besonderer Weise zu situieren, warum und wie sich das Fragen nach dem Menschlichsein in Diskursen über Medientechnik immer wieder aktualisiert und dabei zugleich verändert.
Astrid Deuber Mankowsky Livres
Astrid Deuber-Mankowsky est une théoricienne contemporaine des médias et de la culture dont le travail explore la relation complexe entre technologie et culture. Ses recherches examinent de manière critique comment les avancées numériques façonnent notre compréhension de la réalité, de l'identité et des structures sociales. Elle explore les implications philosophiques de notre existence de plus en plus médiatisée. Ses réflexions offrent une lentille essentielle pour comprendre les complexités du monde moderne.



Denkweisen des Spiels
Medienphilosophische Annäherungen
Gibt es eine spezifische Medialität des Spiels, die es sinnvoll macht, das Verhältnis jeden Ereignisses zu seiner Umgebung als Spiel zu beschreiben? In welcher Weise können Technik, Spiel und Ästhetik neu gedacht werden? Immer dann, wenn Technik mit mechanischen Bewegungen verbunden wird, sehen wir sie im Gegensatz zum Spiel. Wenn Technik jedoch mit Ästhetik assoziiert wird, taucht das Spiel als Teil der Technik auf. Spiel bringt Dinge in Relation und verändert sie dadurch. Wenn Materie als rhythmische Bewegung gedacht wird und Spiel auf Wiederholung basiert, rückt der Spielbegriff ins Zentrum einer medienwissenschaftlichen Auslegung der relationalen Beschaffenheit von Zeit und Raum. Vor dem Hintergrund der Aktualität, welche die Spieletheorien von Huizinga und Caillois in den Game Studies erlangten, unternimmt der vorliegende Band eine medienphilosophische Befragung des Spielbegriffs. Er behandelt dabei das Spiel unter Bezugnahme auf Fragen der Neuen Materialismen und wirft zugleich einen neuen Blick auf das Spiel in der Psychoanalyse.
Situiertes Wissen und regionale Epistemologie
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Geschichte ist eine Erzählung, die sich die Fans westlicher Kultur gegenseitig erzählen, Wissenschaft ist ein anfechtbarer Text und ein Machtfeld.« Donna J. Haraway begreift Wissenschaftskritik – ähnlich wie Georges Canguilhem seine epistemologischen Analysen – als politische und mehr noch als feministische Praxis. Doch wie aktuell sind diese kritischen Ansätze angesichts der Wende zu experimentellen Ontologien und spekulativen Philosophien? Canguilhem prägte die französische Philosophie der Technik, er war nicht nur der Lehrer von Michel Foucault, sondern u. a. auch von Gilbert Simondon. Gibt es ein gemeinsames Erbe? Was verbindet die französische Epistemologie mit den amerikanischen Science and Technology Studies? Wie gestaltet sich darin das Verhältnis von Leben, Wissenschaft und Technik?