Der Sammelband würdigt den siebzigsten Geburtstag von Jürgen Gebhardt und bietet eine Auswahl seiner Aufsätze, die die thematische Breite und Aktualität seines Werkes verdeutlichen. Der erste Teil umfasst Aufsätze zu allgemeinen Problemen des politiktheoretischen Diskurses. Gebhardts konzeptionelle Überlegungen kombinieren eine kritische Auseinandersetzung mit klassischer politischer Philosophie, eine politische Symboltheorie und Ansätze zur interzivilisatorischen Vergleichung politischer Kulturen. Diese Aufsätze legen die Grundlagen einer eigenständigen „empirisch-hermeneutischen Theorie des Politischen“, die Gebhardt 1999 in ihrer letzten Form präsentierte. Der zweite Teil enthält ideengeschichtliche Studien, die die Verbindung zwischen Gebhardts konzeptionellen Überlegungen und historischen Analysen verdeutlichen. Die Studien reichen von der hellenischen Antike über den Renaissance-Humanismus bis zum modernen republikanischen Verfassungsstaat. Sie behandeln Themen wie die Werte-Problematik des Neukantianismus, Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Republikanismus sowie das Verhältnis von Religion und Politik. Zudem sind Aufsätze zu Hannah Arendt, Leo Strauss und Eric Voegelin enthalten, die wichtige Vertreter einer philosophisch-hermeneutischen Politikwissenschaft im 20. Jahrhundert sind und in deren Tradition Gebhardts Denken steht.
Clemens Kauffmann Livres






Die unterschiedliche Rezeption von Leo Strauss und John Rawls ist eine der bemerkenswerten Paradoxien der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Strauss wurde als liberalismusfeindlicher Traditionalist kritisiert, während Rawls als Vorreiter einer zeitgemäßen liberalen Theorie gefeiert wurde. Die komplexen Begründungsprobleme in Rawls' Werk wurden oft ignoriert, während Strauss' Ansichten im Namen wissenschaftlicher Methodik abgelehnt wurden. Diese selektive Behandlung beider Denker spiegelt die politischen Absichten einer Wissenschaft wider, die sich ihrer Objektivität rühmt. Der Verfasser beleuchtet die gemeinsamen philosophischen Ansätze von Strauss und Rawls, insbesondere das theologisch-politische Dilemma. Während Strauss die politische Philosophie jenseits des historischen und positivistischen Kontexts neu begründen wollte, strebte Rawls eine Rechtfertigung eines liberalen Konsenses über Gerechtigkeitsprinzipien im demokratischen Verfassungsstaat an. Strauss' Rückgriff auf traditionelle Darstellungsformen und Rawls' exoterischer Liberalismus basieren beide auf einer sokratischen Auffassung von Moralphilosophie. Gemeinsam bieten sie einen analytischen Blick auf die gegenwärtige Lage der politischen Wissenschaft und Philosophie im Liberalismus. Strauss sieht in der liberalen Demokratie die Erfüllung der Forderungen klassischer Philosophen, während Rawls den Verzicht auf den wissenschaftlichen Wahrheitsanspruch und d
Biopolitik im liberalen Staat
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Der vorliegende Band möchte einer Bestandsaufnahme der politiktheoretischen Voraussetzungen, Bedingungen und Konsequenzen der Entwicklung von „Lebenswissenschaften“ und Lebensindustrie im liberalen Staat dienen und die Rolle des demokratischen Verfassungsstaates als biopolitischer Akteur analysieren. In den hier versammelten Beiträgen werden zunächst Möglichkeiten der konstruktiven Verknüpfung bioethischer mit biopolitischen Perspektiven und vor diesem Hintergrund zentrale konzeptionelle Momente der Biopolitik thematisiert. Dabei werden ideengeschichtliche Aspekte ebenso berücksichtigt wie Kategorien der (philosophischen) Anthropologie, die das Verständnis der biopolitischen Entwicklung leiten. Ergänzt werden diese konzeptionellen durch kritische Fragen nach der Verankerung biopolitischer Perspektiven und Ideen in „ideologischen“ Mustern und nach ihrer Verträglichkeit mit den grundlegenden politischen Ideen liberaler Demokratien. Abschließend verknüpfen Analysen biopolitischer Diskursmuster in der Bundesrepublik Deutschland die theoretischen Strukturen mit den Gegebenheiten der empirischen Politik.
Noch vor wenigen Jahren schien Japan das glänzende Modell einer hochmodernen Industriegesellschaft zu sein, das ein Leben in Wohlstand und sozialem Frieden ermöglichte. Mit dem Ende des Kalten Krieges haben sich die Verhältnisse grundlegend geändert. Japan steht inzwischen nicht nur vor der Herausforderung, seine Position in der internationalen Politik neu zu formulieren. In dem vorliegenden Band beleuchten deutsche und japanische Experten Japans Befindlichkeit zu Beginn des neuen Jahrhunderts.