Mit der EU-Osterweiterung und dem Beitritt von zehn neuen Ländern aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa schreitet der europäische Einigungsprozess in einem schnellen Tempo voran und bestimmt in vielfältiger Weise die gesellschaftlichen Entwicklungen in den einzelnen Beitrittsländern. Wenig bekannt ist allerdings über die Entwicklung der sozialen Sicherungssysteme sowie der Kinder- und Jugendhilfe in den letzten 10 bis 15 Jahren in den neuen Beitrittsländern. Die vorliegende Dokumentation von Fachbeiträgen aus den neuen EU-Ländern und Deutschland entstand aus einem internationalen ExpertInnen-Treffen der IGFH und der Universität Tübingen und macht die Situation speziell der Erziehungshilfen in Polen, Estland, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Lettland nach den Transformationsprozessen in den 90er Jahren zum Thema. Grundlagen der Beiträge sind problembezogene Darstellungen der nationalen Hilfestrukturen und Versorgungssysteme für Kinder, Jugendliche und Familien. Überlegungen und Anmerkungen zur Reichweite des vergleichenden Zugangs runden den Band ab. Ergänzend beigefügt ist der Veröffentlichung eine CD-Rom, auf der zahlreiche Originalvorträge ebenfalls in englischer Sprache nachzulesen sind.
Matthias Hamberger Livres



Im vorliegenden Buch geht es um die Lebens- und Hilfegeschichten solcher Kinder und Jugendlicher, bei denen die Kinder- und Jugendhilfe an ihre Grenzen stößt und in denen nicht alles nach „Plan“ läuft. Unter einer Erziehungshilfekarriere werden zunächst komplexe Hilfeverläufe verstanden, die sich deskriptiv durch mehrere Wechsel zwischen einzelnen Hilfeangeboten auszeichnen. Hilfeverläufe also, in denen sich drei, vier, fünf und in einigen Fällen noch weitaus mehr Hilfestationen aneinander reihen, in denen eine Vielzahl von Helfern, Einrichtungen und Diensten aktiv sind. Das Buch geht der Frage nach: Wie entstehen Erziehungshilfekarrieren? Dabei geht der Autor bei seiner Untersuchung davon aus, dass es sich bei Erziehungshilfekarrieren um langsame und meist über längere Zeit sich aufschichtende Prozesse handelt, die immer als Produkt der Interaktion von Lebensgeschichte und intervenierendem Hilfesystem zu begreifen sind. Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Erkenntnisse über Struktur und Verbesserungsmöglichkeiten erzieherischer Hilfen gewinnen.
Die Geschichte der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in privaten Haushalten, wo sie von professionellen Erziehungspersonen betreut und gefördert werden, reicht bis in die 1970er Jahre zurück. Diese Erziehungsstellen sind als inividualisierte Form der Heimerziehung für solche Kinder und Jugendliche zu verstehen, die zur Aufarbeitung von Schwierigkeiten einen familienähnlichen und dennoch professionellen und institutionell verankerten Unterstützungsrahmen benötigen. In der hier vorgelegten Arbeit wird die neuere Entwicklung solcher Erziehungsstellen untersucht, die von freien Trägern der Heimerziehung innerhalb ihres Hilfeverbundes angeboten werden. Auf der Grundlage einer Gesamterhebung aller in Württemberg-Hohenzollern untergebrachten jungen Menschen wird das Profil der Erziehungsstellen-Arbeit empirisch untersucht und mit anderen Entwicklungen in der Jugendhilfe in Verbindung gebracht.