In europäischer Vergleichsperspektive nimmt die Religionsgeschichte der Albaner eine Sonderstellung ein. Sunnitischer Islam, der muslimische Derwischorden der Bektashi, das orthodoxe und das katholische Christentum haben sich seit dem Mittelalter zu einem vielschichtigen Zusammenleben zwischen friedlichem Nebeneinander und Phasen verstärkter Abgrenzung entwickelt. Die Volksrepublik Albanien war zudem im 20. Jahrhundert der einzige offiziell atheistische Staat der Welt. Dieser Band vermittelt einen Einblick in die Geschichte der Religionen und Konfessionen seit dem Mittelalter und behandelt zentrale Fragen des Verhältnisses von Religion, Identität und Gesellschaft.
Oliver Jens Schmitt Livres
Oliver Jens Schmitt est un historien dont les recherches portent sur l'histoire complexe de l'Europe du Sud-Est. Ses écrits explorent les récits historiques complexes et les échanges culturels de la région, offrant des perspectives captivantes sur son développement et son identité.






Albanische Geschichte
- 280pages
- 10 heures de lecture
Albanien ist nicht mehr wie einst der weiße Fleck auf der mentalen Europakarte – aber albanische Geschichte ist außerhalb der engeren Region weiterhin kaum bekannt. Der Blick auf sie ist indessen auch seitens der albanischen Geschichtsschreibung durch zahlreiche nationalhistorische Topoi verengt und methodisch oftmals zweifelhaft. Die Autoren des vorliegenden Bandes ziehen kritisch und fächerübergreifend eine themenorientierte Bilanz über die nationalen und internationalen Studien und über künftige Forschungsaufgaben zur Geschichte der Albaner vom Frühmittelalter bis nahe an unsere Gegenwart. Beiträge von Peter Bartl, Nathalie Clayer, Konrad Clewing, Robert Elsie, Bernd J. Fischer, Markus Koller, Noel Malcolm, Joachim Matzinger, Robert Pichler, Michael Schmidt-Neke, Oliver Jens Schmitt, Stefan Schumacher, Stephanie Schwandner-Sievers
Die auf umfangreichen Archivstudien beruhende, weitgehend aus den Quellen geschriebene Arbeit untersucht die Transformation von Gesellschaft, Verfassung und Wirtschaft im albanischen Raum zwischen 1350 und 1500. Zugleich analysiert sie die Funktionsweise des venezianischen Überseereiches. Das Buch leistet damit einen Beitrag sowohl zur südosteuropäischen wie auch zur venezianischen Geschichte im Spätmittelalter.
Als neuer Alexander, Athleta Christi und Held der italienischen Renaissance ging Georg Kastriota (1405-1468), genannt Skanderbeg, in die Geschichte Südosteuropas ein. Ein Vierteljahrhundert lang führte er im albanischen Hochland mit Bauern- und Hirtenkriegern erfolgreich den Widerstand gegen die osmanischen Sultane. Bereits zu Lebzeiten genoss er einen ungewöhnlichen Ruhm als Freiheitskämpfer. Skanderbegs Taten fanden auch nach seinem Tod ein starkes Echo in der europäischen Öffentlichkeit. Von allen Völkern Südosteuropas wurde er als nationaler Held beansprucht, und heute noch weckt die Erinnerung an ihn heftige Gefühle auf dem Balkan. Die fesselnde Darstellung gelangt zu einer weitgehenden Neubewertung Skanderbegs, die in Albanien bereits vor Erscheinen heftige Reaktionen hervorgerufen hat
Die Levantiner, eine aus europäischstämmigen, armenischen und arabischen Katholiken bestehende Gruppe, waren im langen 19. Jahrhundert vor allem um Konstantinopel und Smyrna heimisch. Jens Oliver Schmitt verfolgt erstmals unter sozial- und gesellschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten, wie diese rein konfessionell definierte, supranationale Gemeinschaft auf die unter den Vorzeichen von Nationalismus und Säkularisation erfolgende Modernisierung des osmanischen Reiches reagierte. Bewusst wählt er dabei mit dem Blick „von unten“ einen neuen Ansatz in der Nationalismusforschung. Sein zweiter Schwerpunkt gilt der Stellung der Levantiner im Spannungsfeld von osmanischer Gesellschaft und den europäischen Herkunftsstaaten.
Die „albanische Frage“; die Zukunft des Kosovo, beschäftigt die europäische Politik. Warum kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen? Welche Rolle spielt dabei der albanische Staat, der 1912 nach Ende des Osmanischen Reiches entstanden ist, aber nur gut die Hälfte aller Albaner umfaßt? Und welche Bedeutung hat die Tatsache, dass die Albaner das größte muslimische Volk Europas sind? Erstmals schildert das vorliegende Buch die Geschichte aller Albaner in Südosteuropa, in Albanien, aber auch in Kosovo, Makedonien, Montenegro und Griechenland. Viele Jahre war Albanien unter dem Diktator Enver Hoxha von aller Welt isoliert. Seit 2008 gibt es mit Albanien und Kosovo zwei albanische Staaten, die beide mit schweren politischen und wirtschaftlichen Problemen kämpfen. Die Albaner stellen sich heute zunehmend die Frage, wohin sie gehören: zum islamischen Orient oder zum europäischen Okzident?
Skënderbeu
- 573pages
- 21 heures de lecture
Machtkirche zwischen Diktatur und Demokratie
Eine Geschichte der Rumänischen orthodoxen Kirche (1918-2023)
- 349pages
- 13 heures de lecture
1918 entstand parallel zur Bildung eines großen rumänischen Staates die Rumänische orthodoxe Kirche durch den Zusammenschluss der Regionalkirchen des rumänischen Altreichs, Siebenbürgens, der Bukowina und Bessarabiens. Nach der russischen Orthodoxie lange Zeit die zweitgrößte orthodoxe Kirche der Welt, stand sie in engstem Verhältnis zu allen politischen Systemen des modernen Rumäniens. Im Jahre 2023 ist sie eine bestimmende politische und wirtschaftliche Macht im Lande, die eine Aufarbeitung ihrer schwierigen Vergangenheit verweigert. Die Kirche hat mit allen Diktaturen von rechts und links kooperiert und gegenüber dem demokratischen Rechtsstaat bis heute kein klar definiertes Verhältnis gefunden. Der übersteigerte nationalistische Orthodoxismus hingegen, der einen roten Faden in der Zeitgeschichte Rumäniens darstellt, wird bis in die Gegenwart von kirchlichen Kreisen gefördert. Vor diesem Hintergrund beschreibt das Buch das Verhältnis von orthodoxer Kirche, Staat und Gesellschaft in Rumänien.
Capitan Codreanu
Aufstieg und Fall des rumänischen Faschistenführers
Extremer Antisemitismus, eine soziale Revolution, die Schaffung eines „Neuen Menschen“: Nach Hitler und Mussolini war Corneliu Zelea-Codreanu (1899 bis 1938) der Dritte in der Reihe charismatischer Führer des Faschismus im Zwischenkriegseuropa. Der Historiker Oliver Jens Schmitt zeichnet in dieser Biographie erstmals seine Geschichte im europäischen Kontext. Wie Hitler plant Codreanu 1923 einen Putsch. Er wird verhaftet und zu einem Idol rechtsnationaler Kreise. Schmitt erzählt von Studentenunruhen, Massenaufmärschen, von der Anziehungskraft, die der Capitan besonders auf Intellektuelle wie Mircea Eliade und Emil Cioran ausübte, von seinem gewaltsamen Tod und dem Aufflackern seines Kultes in der Gegenwart.

