Mit vollen Händen im Leeren schöpfen, sich der Konstruktivität und Skepsis überantworten, um ins Gleichgewicht zu kommen. Letztlich das Illusionäre und das als unnütz Erkannte mit Überzeugung bleiben lassen, darin liegt das ganze Geheimnis dieser Verführung zur Heiterkeit.
Harald Kollegger Livres






Über alle Berge
Verlustanzeige
Pelmos Schatten
Roman
Ein alleinstehender Arzt bricht zu einer Reise auf, die ihn als einsamen Autofahrer in den Norden Norwegens und danach in den Süden über Rom bis auf die Insel Stromboli führt. – Und die Katastrophe beginnt … Die Bedenken seiner kapriziösen Tochter zerstreuend, erfüllt sich der Arzt den allzu lang nicht eingestandenen Wunsch, deren Tochter, seine bald dreizehnjährige Enkelin Margerita, als Reisebegleiterin zu gewinnen. Auf Stromboli werden Margerita und zwei Freundinnen von islamistischen Piraten ins Visier genommen. Beim Fluchtversuch ertrinkt eines der Mädchen, ein zweites wird entführt, Margerita schwer verletzt. Irritiert von Terror und Gewalt macht sich der Arzt auf die Suche nach dem Mädchen und gilt bald als verschollen. Margerita kommt in einem Privatspital in Palermo nur langsam zu Kräften, hat zwar ihre rechte Hand verloren, die Erinnerung an ihren liebgewonnenen Großvater jedoch wie ein zauberkräftiges Amulett bewahrt. Die Pläne ihrer Mutter in den Wind schlagend, beginnt Margerita eine Lehre als Hutmacherin und eröffnet noch in jungen Jahren eine eigene Werkstatt in den Abruzzen. Oft und oft denkt sie zurück an die Aufforderung ihres Opas, den sie während ihrer gesamten Kindheit vermissen hatte müssen, an seinen Spruch, der auf Heiterkeit in widrigen Zeiten abzielt: Wenn nichts mehr geht, Kind, geh mit!
Um ein Gedicht zu schreiben musst du dir erst den Stift erschaffen, der schreibt, was du sagen willst.
In diesem Brief-Roman wird in 81 Miniaturen ein Bild des späten 20. Jahrhunderts gezeichnet, in dem neben familiären Zwistigkeiten auch die Folgen des Zweiten Weltkriegs, Österreichs Innenpolitik und eine Fülle anderer Themen zur Sprache kommen. Welche Rolle spielt die gesellschaftliche Dominanz ökonomischer und technischer Konzepte bei der Herausbildung von Kommunikationsbarrieren zwischen Alt und Jung? Dieser Brief-Roman spielt im Jahr 1978, in dem der Kurgan-Opa, der so alt ist wie das Jahrhundert, Kontakt aufnimmt mit seinem skeptischen Enkelsohn Oskar, der als 23-jähriger Student der Architektur in Wien lebt, ungern spricht und sich zum Schreiben von Briefen lange nicht durchringen kann. Als er es dann doch tut, sieht sich sein Großvater mit Problemen konfrontiert, die ihn zu überfordern drohen. Die Inhalte der Briefe reichen von Profi-Sport, Feuer und Eis, melancholische Weltsicht, Verzeihen und Versprechen, Spaziergängen im Wienerwald, Todesangst, die Gedichte von Omar Chajjam und Thomas Brasch über die Fragilität von Liebesbeziehungen. Als der Kurgan-Opa stirbt, übernimmt Oskar sein spirituelles Erbe und findet Gefallen am Briefschreiben.
Das Leben des Donat Etsch ist völlig aus den Fugen geraten: nach der überstürzten Flucht von einem Survival-Seminar, von dem er seiner Tochter ein Fahrrad mitbringt, stirbt diese beim ersten gemeinsamen Ausflug, die Ehe geht in die Brüche. Nach dem vergeblichen Versuch, in Italien Boden unter den Füßen zu gewinnen, wird Etsch - wieder in Wien - unfreiwillig zum „Lebensberater“ und Detektiv: Seine Jugendfreundin Nelli ist auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Er gerät in einen Strudel von teils gewaltsamen Ereignissen und strandet schließlich verletzt am Ufer des Irrsees. Inmitten der dortigen Idylle kommt es zum großen Showdown. Der Autor weiß viel zu berichten, gibt in der Art, wie er seine Figuren zeichnet, Einblicke in die Welt der Neuronen und Neurosen, vergißt dabei aber auf eines nicht: auf Spannung. Ein Krimi? Nein, viel mehr.
