Die Universitätsbibliothek Heidelberg besitzt heute etwa 1800 Inkunabeln, Drucke bis zum Jahr 1500. Die Sammlung geht zum größten Teil auf Bibliotheken geistlicher Einrichtungen in Baden zurück, die Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation zumeist aufgehoben worden sind. Dazu gehören unter anderem das Zisterzienserkloster Salem, die Benediktinerklöster Petershausen, Gengenbach, Schuttern und Schwarzach, das Prämonstratenserkloster Allerheiligen und die noch heute bestehende Zisterzienserabtei Lichtenthal. Diese Quellen bestimmen die fachliche Zusammensetzung der Sammlung, in der Theologie und Recht die größten Schwerpunkte bilden. Aber auch lateinische und deutsche Literatur sind in größerem Umfang vertreten. In vielen Fällen zeigen die Inkunabeln Provenienzeinträge, Exlibris und Supralibros, die auf Personen und Institutionen des deutschsprachigen Südwestens zurückgehen. Auch die vielen Originaleinbände der Sammlung sind überwiegend in diesem Raum hergestellt worden. Der Katalog gibt einen Überblick über die Heidelberger Inkunabelsammlung, die eine wichtige Quelle für die südwestdeutsche Buch- und Bibliotheksgeschichte ist, und stellt herausragende Einzelbände vor.
Armin Schlechter Livres






Die Romantik in Heidelberg
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Die Zeit der Romantik gilt zu Recht als eine der literarisch bedeutendsten Epochen Heidelbergs. Achim von Arnim und Clemens Brentano, die sich 1801 in Göttingen kennengelernt hatten, stellten hier im Sommer 1805 ihr gemeinsames Hauptwerk 'Des Knaben Wunderhorn zusammen', das sich zur wichtigsten deutschen Liedersammlung entwickeln sollte. Zusammen mit Joseph Görres, der 1806 als Privatdozent an den Neckar kam, schrieb Brentano, der rege am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilnahm, die Satire 'Uhrmacher BOGS'. Verbunden ist mit dieser Zeit der frühe Tod von Brentanos Frau Sophie Mereau und die Tragödie von Karoline von Günderode, die sich unglücklich in den klassischen Philologen Friedrich Creuzer verliebt hatte. Nachdem als letztes großes Werk die 'Zeitung für Einsiedler' erschienen war, verließen Arnim und Brentano 1808 die Neckarstadt endgültig, und die Heidelberger Romantik endete in heftigen Fehden mit der klassizistischen Partei um Johann Heinrich Voß.
Klöster waren über viele Jahrhunderte wichtige Einrichtungen für die Überlieferung von schriftlichem Kulturgut. Sie wurden im deutschsprachigen Südwesten zum größten Teil entweder im Gefolge der Reformation im 16. oder aber im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst, nachdem nicht wenige Klöster katholischer Territorien noch im 18. Jahrhundert eine kulturelle Blütezeit erlebt hatten. Während das klösterliche Archivgut oft ungeschmälert in den staatlichen Besitz übergegangen ist, wurden die Bibliotheken von ihren neuen Herren ganz unterschiedlich verwertet. Keine historische Klosterbibliothek blieb in ihrer ursprünglichen Form in Baden-Württemberg erhalten. Die Beiträge des Sammelbandes handeln von der Geschichte und von den Profilen von Kloster-bibliotheken, würdigen ihre Überlieferungsleistung und schildern ihre Aufhebung, bevor schließlich einzelne Klosterbibliotheken in Form von Fallbeispielen exemplarisch vorgestellt werden.
Das Zisterzienserkloster Salem unweit des Bodensees fiel 1802/03 als Entschädigung für linksrheinische Verluste an das Haus Baden. Nachdem die geistliche Kommunität 1804 aufgehoben worden war, wurde die Anlage ab den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zu einem repräsentativen Fürstensitz umgestaltet. Im Kloster, dessen Anfänge in einer Stiftung aus dem Jahr 1134 liegen, bestand schon im 12. Jahrhundert ein eigenes Skriptorium. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts sorgten die Salemer Abte durch Stiftung liturgischer Bücher für die Vermehrung der Sammlung und für ihren Nachruhm. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren große Bestandszuwächse zu verzeichnen, darunter auch aufklärerische Literatur. 1826/27 erwarb die Universität Heidelberg die vereinigten Büchersammlungen der Klöster Salem und Petershausen, die zu diesem Zeitpunkt etwa 450 mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften sowie ungefähr 30.000 Drucke umfaßten. Der Katalog stellt die Geschichte und die Bestände der Salemer Bibliothek auf der Basis ihrer Zimelien von der Gründung des Klosters im 12. Jahrhundert bis zu seiner Aufhebung im 19. Jahrhundert vor.
Von der mittelalterlichen "Kuhstadt Speyer" bis zur Dom-Restaurierung 1957/61
Beiträge zur Geschichte der Stadt Speyer und ihrer Umgebung, Band 1
Die zehn Beiträge dieses Buchs, die sich zeitlich von den salischen Kaiserinnen bis zur Ablösung der Schraudolph-Fresken im Speyerer Dom in den Jahren 1957 bis 1961 erstrecken, handeln über die Geschichte der Stadt Speyer und ihrer Umgebung. Dazu gehören Aufsätze zu den jüdischen Gemeinden im Südwesten im 14. Jahrhundert, zu den Folgen der Reformation in Speyer, zum hier verstorbenen Mathematiker Nicolaus Matz, aber auch ein Zeitzeugenbericht zum Neuanfang unter französischer Besatzung 1945. Über die Stadt hinaus greifen Untersuchungen zu kurpfälzischen Generälen in bayerischen Diensten oder über historische Rebsorten am Rhein. Zwei Abhandlungen schlagen den Bogen nach Norddeutschland, vergleichen das mittelalterliche Speyer mit Lübeck und zeichnen die Auswirkungen des Reichskammergerichts auf dieses Gebiet nach.
"Unnütze Bücher"
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Im Sommer 1805 redigierten Achim von Arnim und Clemens Brentano in Heidelberg den ersten Band der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn, der dann 1806 vor Ort im Verlag Mohr & Zimmer erschien. Das Werk, von Goethe gelobt, gilt als das bedeutendste Produkt ihrer literarischen Zusammenarbeit in dieser Zeit. Im August 1804 war Brentano mit seiner Frau Sophie Mereau an den Neckar gezogen, im Mai 1805 folgte ihnen Achim von Arnim nach. Attraktiv an Heidelberg waren die vielgepriesene Landschaft, der Frieden unter französischer Hegemonie und die Universität, die nach dem Übergang an Baden wieder einen großen Aufschwung nahm. Mit Friedrich Creuzer, dem ersten neuberufenen Professor, und mit Joseph Görres, der von 1806 bis 1808 am Neckar lehrte, waren Arnim und Brentano eng befreundet. 1808 endete diese Zeit in den literarischen Fehden mit dem klassischen Philologen Johann Heinrich Voß. Arnim und Brentano hatten die Neckarstadt schon vorher endgültig verlassen. Der Katalog stellt die Heidelberger Romantik und ihr Umfeld vor, wie sie sich in den reichen Beständen der Universitätsbibliothek Heidelberg spiegelt.
