Der Puschnig glaubt, dass es ausreicht, einfach lieb zu sein, um akzeptiert zu werden.
Walter Fanta Livres





Krieg. Wahn. Sex. Liebe
Das Finale des Romans "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil
Warum blieb Musils Roman unvollendet? Welche möglichen Enden existieren und was offenbaren seine Konzepte? Oder gibt es vielleicht doch ein verborgenes Finale in den Bergen von Manuskripten, die er hinterließ? Die Frage nach dem Abschluss des Werkes bleibt rätselhaft. Walter Fanta, Herausgeber der digitalen Musil-Edition, hat zwei Jahrzehnte damit verbracht, Musils Manuskripte zu entschlüsseln und textgenetisch zu erforschen. Er hat aus den halb verschriftlichten Notizen, die Gedachtes skizzieren, Lösungen entwickelt. Musils Nachlass ist ein Labyrinth, ein prä-digitaler Hypertext, in dem der Autor als „Herr des Spiels“ agiert, während er gleichzeitig den verschiedenen, sich verselbstständigenden Spielverläufen unterworfen ist. In den vielen Phasen des Schreibens von 1919 bis 1942 entwarf Musil zahlreiche mögliche Enden, konnte sich jedoch für keines entscheiden. Die Interpretation seiner Konzepte identifiziert vier Fluchtlinien, die der Roman verfolgt: 1. Der unvermeidliche Krieg als Summe widerstrebender Strömungen. 2. Der Einzelne versinkt im Wahn, während die Welt zerfällt. 3. Sexuelle Entladung als Erlösung, verbunden mit Karneval und Apokalypse. 4. Die letzte Liebesgeschichte führt in asexuelle Entropie, während der Inzest aus dem Roman hinauswandert.
Seit 1959 findet am Ulrichsberg nördlich von Klagenfurt am ersten Oktobersonntag eine Gedenkfeier für die Opfer des Zweiten Weltkriegs statt. Aus Kärntner Sicht wird dies als europäische Friedensfeier mit politischer und kirchlicher Prominenz betrachtet, während ausländische Medien das Ereignis als Treffen von ehemaligen SS-Anhängern und europäischen Rechtsextremisten charakterisieren. Das Buch ist ein Teilergebnis der Kärntner Forschungsinitiative zur nationalen Frage, die von 1998 bis 2003 am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung durchgeführt wurde. Es erschien 2004 als Teil einer fünfbändigen Reihe. Walter Fanta, Germanist und Historiker, untersucht die Ulrichsbergfeiern von 1959 bis 2002, analysiert die Gedenkorte, den Mythos und die Inszenierung der Feiern semiotisch. Er beleuchtet die Gedenkreden, deren öffentliche Resonanz und die Berichterstattung in den Kärntner Medien. Durch diesen diskursanalytischen Ansatz werden die offenen und verschlüsselten Botschaften des Treffens herausgearbeitet, was zeigt, wer in das selektive Gedenken einbezogen wird und wer nicht. Valentin Sima ergänzt die Analyse mit einem Blick auf personelle Verbindungen und die politischen Hintergründe der Ulrichsberggemeinschaft. Gemeinsam bieten die Autoren eine differenzierte Betrachtung des Phänomens Ulrichsberg und seiner komplexen Verknüpfung mit der Kärntner Zeitgeschichte.