Bei der Rezeption von Werken und Objekten der Kunst treten zunächst vier Faktoren ins Spiel: Als Bedingungen der Wahrnehmung fungieren bestimmte Wissensbestände (Kunsttheorie, Ästhetik und Kunstgeschichte), entsprechende Präsentationsbedingungen (Museen, Bilderrahmen usw.) sowie – nicht zuletzt – das Medium des Geldes. Sie bilden gemeinsam ein Rahmensystem, durch das ein Werk mit spezifischen Eigenschaften erst in Erscheinung zu treten vermag. Einschließlich des rezipierten Gegenstandes, der den vierten Faktor in diesem Geschehen abgibt, stehen alle Faktoren in stetiger Wechselwirkung. Die Art dieser Wechselwirkung allerdings unterliegt historisch nicht unerheblichen Veränderungen. Im Zuge der Entwicklung der Moderne geraten sämtliche beteiligte Faktoren unter einen verschärften Legitimationsdruck, der immer neue Mechanismen der Legitimation und Stabilisierung der Dynamik des Systems auf den Plan ruft. Inflations- und Deflationsprozesse in den Beiträgen der einzelnen Faktoren sind dabei funktional verkoppelt: Jede Entwertung in einem Segment des Systems hat komplementäre Bewegungen der Aufwertung in anderen Segmenten des Systems zur Folge. Einer der für die Kunst besonders bedeutsamen Effekte dieser Dynamik ist die forcierte Aufwertung moralischer Motive in der Kunstproduktion und -rezeption, die mit bestimmten Verwerfungen in den moralischen Diskursen selbst einhergeht. Hans Zitkos Studie über die medialen und systemischen Konstellationen der Kunstwelt entwirft nicht nur ein Strukturmodell zu deren Analyse, sie zeichnet auch die historische Entwicklung nach, an deren vorläufigem Endpunkt der heutige Kunstbetrieb steht.
Hans Zitko Livres






Von Giotto bis Matrix
Zur Darstellung und Wahrnehmung von Gewalt in Malerei und Film
Die massive Präsenz affektbesetzter Darstellungen von Gewalt in Filmen wirft die Frage auf, welche historischen Voraussetzungen diesem Phänomen zugrunde liegen. Ein Blick auf ältere Phasen der Geschichte von Bildern zeigt, dass dort ein anderer Umgang mit Motiven der Destruktion vorherrschte. Hans Zitko legt dar, wie sich die Spezifika der Interessen an medial präsentierter Gewalt seit Giotto sukzessive verwandelt haben. Dabei entlarvt er auch die Gründe für die Herstellung und den Konsum entsprechender Bilder in der Moderne: die Verwerfungen in der dem Subjekt auferlegten Säkularisierung sowie ein Mangel an Fähigkeit, die gewonnene Freiheit produktiv zu nutzen.
Der österreichische Maler Adam Jankowski lehrt seit 1987 Malerei an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Im Sommer 2013 beendet er nach 26 Jahren seine dortige Lehrtätigkeit. Aus diesem Anlass zeigt der Nassauische Kunstverein Wiesbaden die Gruppenausstellung FREIE SICHT, die Arbeiten von ihm selbst und von ehemaligen Studentinnen und Studenten versammelt; Künstler, die mittlerweile erfolgreich auf der Bühne der internationalen Kunstszene agieren. In der Auswahl der Positionen, die aus unterschiedlichsten Bereichen und Medien der Kunst – Malerei, Zeichnung, Objekte, Künstlerfotografie, Rauminstallation, Designentwürfe – in tradierten und digitalen Formen kommen und sich auch an der Schnittstelle experimenteller Arbeiten von künstlerisch geprägten Kommunikationsdesignern bewegen, spiegelt sich Adam Jankowskis freisinnige Einstellung zur Kunst wie zur Lehre wider. Arbeiten von: Dirk Baumanns, Dorothee Diebold, Bea Emsbach, Goekhan Erdogan, Oliver Flössel, Parastou Forouhar, Sebastian Heinrich, Xenia Lesniewski, Clemens Mitscher, Sabine Moritz, Julia Oschatz, Erik Pfeiffer, Röther von Wangenheim, Frank Schylla, Marcus Sendlinger, Henning Strassburger, Cornelia Thomsen, Nasan Tur, Tatiana Urban, Markus Weisbeck, Dan Zhu, Peter Zizka
Theorien ästhetischer Praxis
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Die Kunst der Neuzeit und später das Design werden von Beginn an von theoretischen Diskursen begleitet, die sich mit der Entstehung, Eigenart und Wirkung der Werke oder Objekte beschäftigen. Ohne spezifische Erkenntnisleistungen hätten sich beide Disziplinen nicht in dieser Form entwickeln können. Eine Untersuchung des relevanten Wissens sieht sich auch mit der Frage konfrontiert, welche Rolle Reflexion und Diskurs in den Produktionspraktiken von Künstlern und Designern selbst spielen und in welchem Maße gestalterisches Handeln theorieabhängig ist? Der Band versammelt Beiträge zu diesem komplexen Problemfeld, die im Kontext und Anschluss an einen Zyklus der Ringvorlesung 'Theorien der Gestaltung' an der Hochschule für Gestaltung Offenbach entstanden sind.