In den Nachkriegswirren des Ersten Weltkrieges erlebt Lissy Feldkamp als zehnjähriges Kind die tragische Selbsttötung ihrer Mutter. Danach wächst sie bei der Großmutter bis zu deren Tod auf. In zehn Episoden erfahren wir Lissys persönlichen und sozialen Aufstieg während der Naziherrschaft, dessen »schwarzen Boden sie nicht erkennt« und der mit Beginn des nächsten Weltkrieges jäh endet. Inzwischen ist sie verheiratet, hat eine Tochter geboren, ihr Ehemann Wim wird als Soldat eingezogen und bleibt lange in sowjetischer Gefangenschaft. Parallel zu diesen Episoden fasst Lissys zweite Tochter, ebenfalls ein Nachkriegskind, ihre eigenen Erinnerungen an die auf dem Prinzip von Befehl und Gehorsam beruhende Familie in lyrische Verse. Sie beginnen mit ihrem letzten Besuch im nunmehr verwaisten Haus. Der Autorin gelingt mit diesem Buch ein crossover der Genres durch ein überzeugendes Ineinandergreifen von Lyrik und Prosa.
Brigitta Klaas Meilier Livres





wochen enden
Notizen aus einem Leben
Der unnatürliche Tod ihrer Mutter treibt Caroline Feldhoff an, sich zunehmend mit deren wechselnden Existenzbedingungen nach zwei Weltkriegen, dem wirtschaftlichen Wiederaufstieg und seinen psychischen Folgen zu beschäftigen. Was hat ihre einst so starke Mutter derart geschwächt? Sie geht den Rätseln ihrer Herkunftsfamilie nach, nimmt gleichzeitig die Tier- und Pflanzenwelt im Wechsel der Jahreszeiten auf ihrer Flussinsel wahr, ebenso die sich ausbreitenden Kriege. Der Ex-Freund, der nicht loslassen kann, die neuen Formen des Terrors - all diese thematisch weit gespannten Notizen bilden ein stilistisch ungewöhnliches Geflecht aus poetischer Verknappung und kritischer Durchdringung. Die gezielte Ignoranz der Dudenregeln in Großschreibung und Zeichensetzung tut ein Übriges, um dem Sog dieser Notate zu erliegen.
Die erste an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich promovierte Schweizerin, Meta von Salis-Marschlins (1855-1929), gehörte zu den Pionierinnen der in den 1880er Jahren allmählich einsetzenden Schweizer Frauenbewegung. Am 1. Januar 1887 veröffentlichte Meta von Salis in der «Zürcher Post» einen Artikel, der ihr 100 Jahre später einen Platz in der feministischen Ahnengalerie sichern sollte. Wie aber konnte es dazu kommen, dass eine derart profilierte, aus einem Bündner Herrschaftsgeschlecht stammende Frauenrechtlerin und ein durch seine philosophischen Schriften als eher frauenfeindlich geltender deutscher Philosoph wie Friedrich Nietzsche einander in wachsender Freundschaft begegneten? Es entstand eine Verbundenheit, die während gemeinsamer Sommeraufenthalte in Sils-Maria ihren Höhepunkt fand und die von Salis auch nach Nietzsches geistigem Zusammenbruch noch zum Kauf jenes Hauses in Weimar bewog, das sich in der Folge zum weltweit bekannten Nietzsche-Archiv entwickelte. Zeitgleich veröffentlichte sie 1897 eines der ersten Bücher über Friedrich Nietzsche. Die vorliegende Studie, die das im Gesamtwerk Nietzsches, in der Korrespondenz und in vielen Archiven verstreute und sorgfältig recherchierte Material zusammenfügt, vermittelt erstmals einen umfassenden Einblick in die Begegnung dieser beiden aussergewöhnlichen Persönlichkeiten und bereichert auch die Nietzsche-Forschung um wesentliche Aspekte.