Yifʿat V. ais Livres






Verdrängte Nachbarn
Wadi Salib - Haifas enteignete Erinnerung
Die heute verdrängte arabische Präsenz in der Stadt Haifa wird in den Erinnerungen der dort angesiedelten Juden aus Marokko lebendig und verschränkt die Gründung Israels mit Bevölkerungstransfer, Vertreibung und ethnosozialen Konflikten. 1959 begehrten die jüdisch-marokkanischen Bewohner des Stadtteils Wadi Salib gegen ihre teilweise erbärmlichen Lebensbedingungen auf. Es kam zu gewalttätigen Protesten, weshalb die israelischen Behörden das Viertel räumten. Bis heute ist es als Ruinenstätte inmitten Haifas zu erkennen. Hinter diesem bekannten Teil der Geschichte verbirgt sich ein bis heute verdrängter: tatsächlich war Wadi Salib bis zum Jahr 1948 ein intaktes arabisches Wohnviertel, aus dem die arabischen Einwohner im Zuge des Krieges zwischen Arabern und Juden flüchteten oder vertrieben wurden. Yfaat Weiss erzählt mehr als die Geschichte eines Stadtviertels und seiner Bewohner. Das Buch handelt ebenso von der Nationswerdung Israels, verbunden mit der Vertreibung und dem Transfer von Menschen im Kontext der dramatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.
Lea Goldberg gilt als Ikone der Dichtkunst in Israel, außerhalb der hebräischen Sprachgrenzen ist sie hingegen praktisch unbekannt. Bis heute sind von ihr auf Deutsch nur einige Anfang der 1960er Jahre übertragene Gedichte sowie ihr erster Roman »Briefe von einer imaginären Reise« erschienen. Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen Goldbergs Erfahrungen in ihren Studienjahren in Deutschland am Ende der Weimarer Republik. Yfaat Weiss zeigt auf, in welchem Maße Goldbergs Studium der semitischen Philologie vor dem Hintergrund des wachsenden Nationalsozialismus ihr Werk beeinflusste. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, auf welche Weise Lea Goldberg, die der russischen Kultur des litauischen Kowno entstammte, zur Vermittlerin der mittel- und westeuropäischen Kultur in Israel wurde.
Deutsche und polnische Juden vor dem Holocaust
Jüdische Identität zwischen Staatsbürgerschaft und Ethnizität 1933-1940
Noch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts unterschied sich das assimilierte deutsche Judentum von den polnischen Juden, die als ethnische Minderheit getrennt von der polnischen Gesellschaft lebten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland änderte sich auch das vielfältige Beziehungsgeflecht zwischen deutschen und polnischen Juden. Yfaat Weiss untersucht diese Beziehungen von der religiösen über die soziale Ebene bis hin zur Politik internationaler jüdischer Organisationen und den zionistischen Bestrebungen zur Förderung der Einwanderung nach Palästina. Aus der Presse: „`Wie konnte es dazu kommen?´ Die Antwort ist nicht einfach, sondern sehr komplex. Weiss´ Arbeit trägt entscheidend dazu bei und sollte unbedingt von allen, die sich für das Thema interessieren, gelesen werden.“ Die Mahnung 1.3.2001